Monday, 29. March 2010Schon wieder SperrenKaum ist das Thema in Deutschland so halb vom Tisch gerutscht, kommen die unsäglichen Kinderpornosperren wieder, dieses Mal aus Brüssel. Schön ist, dass die Massenmedien dieses Mal gleich auf das Thema aufspringen, so ziemlich jedes Blatt hat das Thema, zumindest in der Online-Ausgabe für das Internet-Klientel. Sogar alle relativ kritisch, selbst die Leserbriefschreiber in der Bild dürfen dagegen sein, nur die Welt glänzt durch leichte Verwirrung und verwürfelt irgendwie lustig Vorratsdatenspeicherung und Netzsperre. Und nirgends wird der Verdacht angedeutet, Zensurgegner würden wohl am liebsten gerne selbst kleine Kinder vergewaltigen, weil "wer weiss wie man Sperren umgehen kann, ist zum Teil schwer pädokriminell...". Das ist auch schön und macht die Debatte sachlicher. Irgendwie ist dieses Europa ja schon komisch. Erst schicken die Regierungen ihre besten Köpfe nach Brüssel, und dann wundern sie sich, das sie den von ihnen vorbereiteten Beschlüssen dieser Kommission völlig hilflos ausgeliefert sind. Die Verhaltensweise kennen wir im nationalen Rahmen eigentlich nur von der Agrarpolitik der CSU. Bei anderen Bereichen ist uns schon irgendwie klarer, dass da in Berlin unsere Vertreter sitzen, selbst wenn wir bei der Wahl andere bevorzugt haben, und nicht weit entfernte kleine Despoten auf Zeit. Ich glaube aber, das ist Absicht und gehört zur Show. So wie München Berlin braucht um sich mit dem "kleinen (Mann, Mittelständler, Bauern ...)" gegen "die da oben" zu solidarisieren, so braucht Berlin halt Brüssel...
Monday, 1. March 2010HilfsprofilerWährend unsere Verbraucherschutzministerin tapfer gegen die Internetriesen kämpft, die "ganze Persönlichkeitsprofile erstellen" können, arbeitet unsere Landesregierung fleissig mit bei der Preisgabe ihrer Homepagebesucher. Falls ich mich zum Beispiel bei der bayerischen Staatskanzlei über den Verfassungsschutz informieren möchte, wird diese Tatsache mit meiner momentanen IP-Adresse sofort vom Ministerium an Google weitergeleitet. Falls ich ein googlemail-Konto besitze oder einen youtube-Account oder eine andere Dienstleistung dieser Firma in Anspruch nehme, kann dort mein Interesse für Innere Sicherheit auch gleich meinem Persönlichkeitsprofil hinzugefügt werden. Google verspricht natürlich, das nicht zu tun, aber ich wüsste nicht, warum unsere Behörden oder ich uns darauf verlassen sollten. Ich weiss nicht, welcher Webdesigner den Ministerialen eingeredet hat, dass google analytics für Behördenseiten was tolles ist, aber ich halts für unnötig. Logfiles haben die ja selber auch, Werbung machen sie nicht und mehr als eine Meldung der Art "Über Hundertausende Besucher haben unser Gesetzblatt runtergeladen" will ja auch keiner von den Betreibern sehen. Vermutlich wars der gleiche, der ihnen eingeredet hat, für das Hypen einer Verbraucherschutz-Homepage bräuchte man so um die 200000 Euro. Ich würde den Berater jedenfalls wechseln, ausser es wäre ein Parteifreund oder ich wäre ihm anderweitig verpflichtet... Thursday, 11. February 2010Mehr Street Views für BayernGibts eigentlich eine zentrale Stelle, die vorgibt, welche Sau diese Woche durchs Dorf getrieben wird, oder regelt sich das durch ein paar Trendsetter und eine Horde Mitläufer von ganz allein? Irgendwo muss doch jemand sagen, dass die nächsten Tage jeder Sender 5 Minuten Toyotas Brems- und Gaspedale thematisieren muss während zum Beispiel defekte Bremsen und feuerspeiende Geschwindigkeitregler anderer Hersteller weniger gross rauskamen. Letzte Woche wurde auch die Aufgabe "Bilden Sie einen Satz mit 'Google', 'informationelle Selbstbestimmung' und 'Monopolist'" gestellt, die unterschiedliche Politiker sehr unterschiedlich meisterten. Unsere Verbraucherministerin, Frau Aigner (CSU), will Gesetze ändern, um den Google-Autos das Knipsen und Sammeln unserer Strassenbilder zu verbieten. Das kann man leicht sagen, weil in der Praxis wirds schwer, ein Gesetz zu basteln, das Google verbietet aber die Touristen nicht einschränkt, die fleissig ohne zu fragen knipsen und ganze Strassenansichten ins Internet stellen... Der computerbeauftragte Finanzstaatssekretär der Bayerischen Landesregierung (auch CSU) ist dagegen schon fast mit Street View einverstanden, raunt aber ein bisschen drohend "Street View steht unter meiner Beobachtung!". Immerhin findet er aber auch Vorteile. Das Ablichten staatlicher Liegenschaften zum Beispiel will er nicht verbieten: ... jeder, der eine Urlaubsreise plant, kann sich bei einem virtuellen Spaziergang im Internet davon überzeugen, dass wir in Bayern außergewöhnliche Sehenswürdigkeiten zu bieten haben Nur beim "Satz mit Monopol" hat er leider versagt: Kritisch sieht Pschierer jedoch die Monopolstellung von Google Street View: „Derzeit gibt es quasi keine Alternative zu dem Angebot von Google Street View. Ich wünsche mir mehr Wettbewerb – nicht zuletzt im Sinne der Nutzer!“ Mir ist nicht so ganz klar, warum fragwürdiges Bildersammeln besser ist, wenn zwei oder drei Konkurrenten um die Wette sammeln. Herrn Pschierer vermutlich auch nicht, aber der Satz mit "Monopol" war halt Teil der Aufgabenstellung. Welchen anderen Grund sollte es auch geben, dieses Wort auf Biegen und Brechen in einer Pressemitteilung unterzubringen? Tuesday, 22. December 2009LizenzwirrwarMir ist es erst aufgefallen, als ich den Bildnachweis für den vorherigen Artikel getippt hab, hätte nie gedacht, dass ich so schnell zum Raubkopierer werde. Das Bild hier war ein Lizenzverstoss:
Ich versteh zunehmend besser das Problem mit diesem SA-Teil ("share alike") der creative commons-Lizenz. Auch warum seit langer Zeit bei Openstreetmap darüber diskutiert wird. Man gerät einfach zu schnell in die Falle. Andererseits seh ich auch keine Lösung. Der Ausschluss kommerzieller Nutzung ist verständlich. Wenn Leute was für umsonst hergeben, wollen sie auch nicht, dass jemand anderes damit Geld verdient. Die Freigabe für beliebige Nutzung ist aber ebenso verständlich, vor allem weil man sich dann den Streit um die Frage sparen kann, was genau "kommerzielle Nutzung" ist. Für den vorliegenden Fall wird sich auch bei einem Lizenzwechsel nicht viel ändern. Da geht es in erster Linie um die Lizenz der Datenbank, nicht der daraus erzeugten Bilder. Die Bilder sollen zukünftig (also falls die neue Lizenz Zustimmung findet) beliebig lizenzierbar sein und nach allem was man so hört, wird wohl der Kartenserver weiterhin cc-by-sa ausliefern. Falls jemand etwas anderes wünscht, kann er sich in Zukunft anders lizensierte Karten selber aus der Datenbank erzeugen. Kein Problem für einen kleinen Stadtplan oder diese Briefmarke da oben, aber die Resourcen für die Herstellung und die Bereitstellung einer Weltkarte haben die wenigsten Hobby-Karthographen rumstehen. Ich hab jetzt zwei Bilder draus gemacht und alles ist wieder gut. Lustigerweise ist die Seite mit den beiden Karten völlig ok. Zwei getrennte Frames mit je einem Bild ist ja noch kein zusammengesetztes Werk und ausser durch Bildschirmkopie wird auch keines draus. Selbst eine Überlagerung gilt allgemein als unbedenklich, z.B. Luftbilder von Google mit getrennt zuschaltbaren Strassen eines anderen Anbieters. Nur ein gemeinsames Bild draus basteln ist nicht drin.
Wednesday, 21. October 2009Entwarnung vor sozialen NetzenLiebe Kinder und Jugendliche, entgegen dem üblichen Gezeter der Datenschützer wegen irgendwelcher verlorenen Daten bei irgendeinem Schülernetzwerk
kann ich da völlige Entwarnung geben. Wer Eure Daten haben will, hat sie schon. Er muss nur ein bisschen Kohle springen lassen und er weiss mehr über Euch als Eure Eltern. Natürlich nicht Eure Lieblingsmusik, oder in wen Ihr gerade verknallt seid, aber das wissen Eure Eltern ja auch nicht. In diesen Dingen müsst Ihr also nach wie vor sorgfältig auf Datenschutz achten, aber auf Eure Kontodaten, Eure Mailadressen, Handynummern, Krankheiten, oder Euren Kontostand sicher nicht mehr. Es sei denn, Ihr passt auch sonst wirklich gut auf, mit wem Ihr Geschäfte macht.
Ihr seht, ihr kommt da nicht mehr aus, damit müsst Ihr einfach leben. Also keine falsche Zurückhaltung in den Communities. Dort müsst Ihr nur noch auf Daten aufpassen, die Eure Klassenkameraden oder Eure Lehrer nicht wissen dürfen. Falls Ihr in den hässlichsten Typen der Schule verliebt seit, heimlich Volksmusik hört, oder wie Ihr Eure Lehrer mobben wollt. Das sind Eure wahren Geheimnisse. Mit Adresse, Telefon, Geburtsdatum, Kontonummer und Mailadresse könnt Ihr keinen Profi mehr für Euch begeistern. Der kauft einfach Eure Daten, 50 Stück für ein Cent: 4 Millionen Kontonummern frisch aus dem Lottocallcenter gibts schon für 850 Euro und da bekommt man noch 2 Millionen Adressen ohne Konto dazugelegt. Beim Message schreiben und Mailen ist es übrigens egal, wie Ihr das macht. Eure Texte hat eh der Provider. Da müsst Ihr Euch nur überlegen, ob web.de, gmx, Google, lokalisten oder irgendVZ der Zuverlässigere ist. Einziger Vorteil von Communities ist halt, dass die nicht dem Schäuble seine Vorratsdatenspeicherung umsetzen müssen, weil die Politiker noch nicht gemerkt haben, wo Ihr Euch die ganze Zeit rumtreibt. Die denken tatsächlich Ihr würdet alle diese @-Briefe tippen.
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