Bayern hat jetzt einen
Gesetzesentwurf in den Bundesrat eingebracht, dass Killercomputerspiele verboten werden, in denen "menschenähnliche Wesen" abgeballert werden. Ausserdem werden echte Spiele verboten, bei denen die Würde der Mitspieler verletzt wird, indem man sie mit Schusswaffen spielerisch tötet.
In allen Begründungen dazu steht zwar "Jugendschutz", aber im Gesetz taucht der Begriff nicht mehr oft auf. Hätte ja auch keinen Sinn, da bereits die Herstellung verboten werden soll. Bisschen düster raunt der Kommentar dazu noch von "Handlungsmöglichkeiten gegenüber Internet-Providern".
Eigentlich könnts mir ja egal sein, das letzte menschenähnliche Wesen hab ich vor Jahren erlegt, danach lediglich ein paar Kampfraumschiffe vom Himmel geholt. Im Gegenteil, ich freu mich schon auf die Gerichtsverhandlungen, bei denen geklärt wird, ob ein Troll, ein Ork, ein Zombie und ein Borg menschenähnlich sind.
Zum Gotcha-Spielen mussten wir schon immer
nach Tschechien fahren, weil in Becksteins kleinem Reich derartige Spiele für allgemeine Besucher sowieso ordnungswidrig waren. Das fördert den Tourismus und die Völkerverständigung, die Reisekosten kann man ja dann durch Tanken und Zigarettenimport wieder reinholen und die Durchsuchung an der Grenze bei der Wiedereinreise gehört einfach zum Thrill, den man als Freizeitkrieger eben so braucht.
Ich lege allerdings Wert darauf, dass durch eine Markierung auf dem Spielfeld meine Würde niemals in Gefahr war und ich auch bei eigenen Erfolgen niemals meinen Gegner seiner Würde beraubt habe. Vielmehr habe ich stets die
Genfer Konvention beachtet, wie das ja auch im echten Leben in zivilisierten Kreisen immer der Fall ist.
"Cowboy und Indianer" ist übrigens im Entwurf extra als nicht gemeint aufgeführt. Das ist nämlich nicht geeignet, die Menschenwürde zu verletzen, wie unser Kabinett weiss. Ebenso der Fechtsport, der der Körperertüchtigung dient. Mir wäre ja Boxen als erstes eingefallen, Becksteins Autoren sicher auch, aber vermutlich war den Verfassern die Parallele zum Gesichtsverlust zu offensichtlich.
Und sonst heute neues aus dem Kabinett?
Erbschaftssteuer, Hochschulpolitik und die Regierung kümmert sich um die wichtige Tradition der Böllerschützen.
(das Bild stammt aus dem verschollenen Film "Gotcha-the Movie" von R.P. und zeigt M.M. bei illegaler aber würdevoller Spieltätigkeit)Nachtrag 13.2.: Sie haben verloren! Zum einen hat die Bundesregierung angekündigt, selbst einen Gesetzesvorschlag zu machen, der mehr am Jugendschutz orientiert ist. Zum anderen hat der Spiegel das Gesetz wohl aufmerksamer gelesen als das Kabinett. Kann ja passieren, wenn man so aufgeregt ist...
Aus Spiegel-Online "
Gesetz mit Nebenwirkungen":
Doch der Antrag hat bisher nicht bemerkte Nebenwirkungen: Er käme einem Pornoverbot in Videotheken gleich[...]
"Da ist der Gina-Wild-Film nicht dabei", erklärte eine Sprecherin des Arbeits-, Sozial- und Familienministeriums noch am Montagnachmittag auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE. Erst heute räumte das Ministerium ein, dass ein Verleih-Verbot neben Gewaltfilmen auch sämtliche Porno-Filme betreffe.[....]
"Für mich hat der Jugendschutz ganz klar Vorrang vor dem Kommerz. Wir brauchen klare, insbesondere leicht überprüfbare Regeln, um Jugendliche vor jugendgefährdenden Filmen zu schützen", so die bayerische Familienministerin Christa Stewens gegenüber SPIEGEL ONLINE.
Der Vorschlag, das Verleih- und Vermietverbot auf alle indizierten Filme auszudehnen, sei "eine solche leicht überprüfbare Regelung". Videotheken müssten sich überlegen, womit sie Geschäfte machten. "Es ist meines Erachtens nicht zu viel, auch von Videoverleihern eine ethische Fundierung zu verlangen", so Stewens.
Das ist zwar schön gesagt, aber der CSU-Wähler steht in der Wahlkabine allein und unbeobachtet wie vor der Pornoglotze und vielleicht erinnert er sich dann an seine ethisch fundierte Familienministerin, die ihm seinen ganzen Spass verdorben hat.
Das trauen die sich nie!