Sunday, 21. February 2010Atlas Major digitalIn einem Eintrag des Landkarten-Blogs bin ich auf einen Scan von Willem Bleaus Atlas Major von 1645 gestossen. Wer mal einen wirklich tollen Scan alter Karten sehen will, sollte unbedingt das Regionaal Archief Leiden besuchen. Die haben die Seiten nicht nur schön fotografiert, sondern auch mit Ortsnamen und modernen Staatenbezeichnungen verlinkt. Man kann also auch nach Afghanistan suchen oder nach Haiti, wenn man mal eine echte Seekarte der Piraten der Karibik braucht. Allein Deutschland ist auf ca. 50 Kartenblätter aufgeteilt, die Details sind wirklich verblüffend für ein 350 Jahre altes Werk, das vermutlich eher wenige Käufer hier in der Gegend hatte. Wer damit München erkunden will, hats ein bisschen schwer, weil dort die ehemaligen Dörfer schon lange eingemeindet wurden: von St. Georg ist nur noch eine Kirche übrig, Harthausen heisst jetzt Menterschwaige und dieses Paempkirchen kann ich nur raten. Ausserhalb wirds aber wieder einfacher. Fast alle eingezeichneten Dörfer sind noch da und bis auf ein paar Buchstaben blieben auch die Ortsnamen gleich. Auch wenn man heute den beiden Ortsteilen von Hochmueting oder Orten wie Meschenfeld und Zinnenberg keine so prominente Darstellung in der Karte einräumen würde wie im 17. Jahrhundert und Fuesberg nur noch übers Burgeninventar findet. (Das Bild stammt nicht aus Leiden, sondern von der UCLA. Die haben den ersten Band des Atlas mit Deutschland und Nordeuropa eingescannt. Nicht so hoch aufgelöst wie die Holländer, ohne viewer zum zoomen und verschieben und mit weniger gutem Ortsverzeichnis, aber dafür darf man deren Bilder unter cc-by-nc-sa-Lizenz verwenden. Bei den Leidenern reichen meine Sprachkenntnisse nicht, um das herauszufinden...) Tuesday, 22. December 2009Stadtplan im VergleichIch hab noch ein bisschen mit mapserver und Kartendateien im GeoTIFF-Format rumgespielt. Zum Üben, wie man beliebige Karten referenziert und damit Landkarten abbildet gabs einen alten Stadtplan von München von 1832. So ganz ist es mir nicht gelungen, vermutlich war es damals einfach wichtiger, alle Kirchen und Gassen in der engen Innenstadt abzubilden als späteren Navinutzern die Orientierung zu ermöglichen. Aber zum Vergleich, wie die kleine Stadt München vor 177 Jahren ausgesehen hat, langt die Genauigkeit. Wer also mal sehen möchte, was aus dem Militär-Heu-Magazin an der Isar geworden ist, oder wie der Bahnhofsplatz vor Einführung der Eisenbahn aussah, findet hier einen Kartenvergleich von heute und 1832.
Mit maptiler hab ich auch probiert, Karten darstellbar zu machen. Damit kann man beliebige Bilder in Kacheln zerlegen, und sie dann mit openlayers oder der Google-Maps-API zoom- und schiebbar auf der Homepage darstellen. Genauso wie andere Kartendienste auch ihre Kartenkacheln ausliefern. Funktioniert auch ganz gut, braucht aber halt viel Speicherplatz, weil man wirklich jeden Fleck in jeder Auflösung vorrätig halten muss, selbst die Flecken, die nie jemand ansehen will. Dafür hab ich zum Testen mal die Waldseemüller-Karte von 1507 genommen und in ein paar Zoomstufen gekachelt (das was man da als weisse Streifen sieht, sind übrigens die Kartenblattränder des Originals, nicht die Kacheln vom maptiler): Ich hätte gern auch andere Karten zum rumspielen genommen, die Bayerischen Landtafeln von Philipp Apian hätte ich zum Beispiel schön gefunden. Nur ist leider dort wo bei der Library of Congress der Download-Link oder der Boston Public Library der Link zu ihrer Flickr-Sammlung ist bei der Bayerischen Staatsbibliothek der Verweis auf ihr Urheberrecht an den Scans. Anschauen ist erlaubt, Weiterverbreiten nicht. Eigentlich muss man froh sein über jedes Stück Papier, das aus den fürsorglichen Händen unserer Staatsarchivare nach Übersee befreit werden konnte... (oberes linkes Bild von Openstreetmap unter CC-BY-SA-Lizenz und das rechte ist aus der David Rumsey Map Collection unter CC-BY-NC-SA-Lizenz. Unteres aus der Library of Congress über die Wikipedia bezogen, Lizenz: public domain). Wednesday, 9. December 2009Schöne freie KartenVor ein paar Tagen hat "Natural Earth" eine neue Seite aufgebaut und stellt Datensätze und Rasterdaten fürs Kartenbasteln ins Netz. Und das schöne daran, die Kartenmacher geben ihre Daten völlig frei: [The Authors] invite you to use them for personal, educational, and commercial purposes. No permission is needed to use Natural Earth. Crediting the authors is unnecessary. Es gibt dort Vektordaten in Form von Shapefiles für Stadt, Land, Fluss, aber auch Gletscher, Höhenlinien und Wassertiefen, falls jemand ein paar Landkarten selber machen möchte. Ich hab mir aber erstmal die fertig gerenderten Bilder geholt und ein paar Zoomstufen der Erde mit Maptiler in Kacheln in Mercator-Projektion nach Google-Art umgerechnet. Die Karte ist recht hell mit dezenter Schummerung und eignet sich recht gut als Hintergrundbild, wenn man selber was draufmalen möchte. Ausserdem heisst sie nicht nur natural earth, sondern wirkt tatsächlich halbwegs realistisch. Als Hintergrundbild für die thematischen Karten werden die Kacheln auch verwendet. Leider nur für die Mercator-Projektion, für andere müsste ich das Bild online berechnen und dazu fehlen mir bei weitem die Ressourcen. Ich finde, es lockert das Kartenbild deutlich auf, wenn man noch ein paar Berge und Flüsse sieht, statt nur einfarbiger Flächen. Vor allem, wenn es auf die Farbe der Flächen nicht wirklich ankommt, weil man nur ein Land hervorheben oder zwei Gruppen zeichnen will. (Als Beispiel für die Karte mit den eingruppierten Ländern hab ich die Verteilung der Schulabbrecher in Europa 2007 genommen. Falls weniger als 15% der 18-24-jährigen ohne Abschluss dastehen, ist ein Land grün, sonst rot. Die Tabelle ist natürlich willkürlich ausgesucht und noch willkürlicher gruppiert, einfach die erste Tabelle, die mir bei Eurostat begegnet ist...) Nachtrag 13.12.: Jetzt hab ichs doch noch für ein paar andere Projektionen eingebaut. Das ganze ist zwar ein bisschen experimentell, könnte wegen falsch gerenderter Kacheln beim Anwender Frustration auslösen und funktioniert auch nicht immer. Allerdings ist das Ergebnis auch oft recht schön und oft funktionierts ja auch. Jetzt kann man also auch die Herkunft meines Spams als Gelb-Rot-Verlauf auf Erdhalbkugeln abbilden (zur Zeit ist die Spamdichte in Südkorea, Vietnam und Rumänien besonders gross...). Sunday, 18. October 2009Moderne FährtensucherFrüher mussten Leute, die fernab der Zivilisation im Himalaya neue Wege suchten, spuren lesen können. Die Wege waren ja nur für Touristen neu, die Einheimischen haben da schon meisstens Spuren in Form von Pferdeäpfeln, Yakmist, Steinmandln und Gebetsfahnen hinterlassen. Heute macht man das anders. Der moderne Mensch kann schon zuhause per Google-Fernerkundung Pfade erkunden. Die Luftbilder sind dazu noch nicht so gut, aber die Spuren anderer Touristen sind auch im Internet zu finden. Ich hab gestern eine Einladung zum Bergfilm-Festival bekommen und wollte mal schauen, was man bei Google-Maps vom Himalaya findet. Der Teil davon, den ich kenne, ist eher schlecht erfasst, lediglich die Luftbilder sind recht schön. Was aber daran liegt, dass die Gegend dort recht gross ist und ein Gletscher mit 2km breite halt keine hohe Auflösung braucht um deutlich erkennbar zu sein. Ich hab auch unsere Wanderung durch die Gegend nicht nachvollziehen können, bis ich auf die deutlichen Spuren der Vorgänger stiess. Bei eingeschalteten Fotos und Wikipedia-Links tauchen die Wege nämlich auf, markiert durch die moderne Form des Steinmandls, das geographisch verortete Bild im Web. Der östliche ausgetretene Weg führt über den Shingo La, deutlich verknipst dank Reiseveranstaltern wie Hauser, die den als Teil ihres "Zanskar-Trek" anbieten. Der westlich Weg von Padum nach Süden über den Kang La ("La" heisst dort "Pass") und den Miyar-Gletscher ist wohl immer noch wenig begangen, aber schon deutlich markiert. Es reicht jedenfalls aus, den Weg auch auf einem Satellitenbild zu markieren (eines von der NASA mit Ortsnamen von der NGA, Google bietet noch ein oder zwei Zoomstufen mehr, aber die darf ich ja hier nicht wiedergeben und selbst bemalen).
Monday, 21. September 2009Neue alte KartenDa ich inzwischen gelernt hab, mit dem mapserver auch Rasterbilder zu verarbeiten und in eigenen Projektionen wiederzugeben, gibts hier mal wieder ein paar hübsche Weltkarten in exotischen Formen...
Die herzförmige Karte fasziniert mich ja schon seit ein paar Wochen: Neu dazugekommen ist die Projektion nach Ptolemäus' zweitem Entwurf: Die sieht zwar ein bisschen merkwürdig aus, vor allem wenn man den Südpol nicht abschneidet (da läuft die Erde spitz zu wie beim Herz oben). Aber die alten Kartenmacher fanden sie schön. Vermutlich, weil sie abgesehen von ihren guten karthographischen Eigenschaften und dem hohen Prestige des Erfinders so bequeme Sitzgelegenheiten für blasende Engel, mythische Gestalten und Prominente bietet:
Eigentlich hat der Herr Ptolemäus diese Art von Karten nicht für den ganzen Globus vorgesehen, die Spitzen an den Polen und die beiden Bögen links und rechts fallen im Original weg. Er wollte nur einen ca. 180x80-Grad-Streifen zeigen, der den Teil der Welt abbildet, der die alten Griechen, Römer und Ägypter interessierte. Also alles zwischen Atlantik im Westen, China im Osten, Zentralafrika im Süden und Skandinavien im Norden. Dieser Bereich war ihm natürlich noch nicht vollständig bekannt, aber man kann ja mal grosszügig die Projektion entwerfen und die Länder nach und nach reinzeichnen. In diesem kleineren Bereich, etwa einem Viertel der Erdoberfläche, wirkt die Karte auch recht unverzerrt: Ptolemäus unterschätzte den Erdumfangs und überschätzte die Ausdehnung Asiens. Er nahm an, dass die bewohnte Welt zwischen den Kanaren und der chinesischen Küste 180°, also einen halben Erdumfang einnimmt. Spätere Fehler beim Umrechnen und Übertreibungen der Strecken in China kamen noch hinzu. Deshalb fehlt hier wie in vielen Karten des ausgehenden Mittelalters
und der frühen Neuzeit jede Menge Wasser östlich von China. Eine
Fehleinschätzung, ohne die Kolumbus vermutlich nicht westwärts in Richtung Asien losgesegelt wäre... Bilder: Satellitenbilder für den Hintergrund der modernen Karten sind public domain von der Nasa (Blue Marble Next Generation), oben ein Julibild, unten eines vom Januar, das vermutlich der Vorstellung eines antiken Alexandriners vom hohen Norden am nächsten kommt. Wer sie mag, kann die Bilder gerne verwenden.
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