Da ich inzwischen gelernt hab, mit dem mapserver auch Rasterbilder zu verarbeiten und in eigenen Projektionen wiederzugeben, gibts hier mal wieder ein paar hübsche Weltkarten in exotischen Formen...
Die herzförmige Karte fasziniert mich ja schon seit ein paar Wochen:
Neu dazugekommen ist die Projektion nach Ptolemäus' zweitem Entwurf:
Die sieht zwar ein bisschen merkwürdig aus, vor allem wenn man den Südpol nicht abschneidet (da läuft die Erde spitz zu wie beim Herz oben). Aber die alten Kartenmacher fanden sie schön. Vermutlich, weil sie abgesehen von ihren guten karthographischen Eigenschaften und dem hohen Prestige des Erfinders so bequeme Sitzgelegenheiten für blasende Engel, mythische Gestalten und Prominente bietet:
Eigentlich hat der Herr Ptolemäus diese Art von Karten nicht für den ganzen Globus vorgesehen, die Spitzen an den Polen und die beiden Bögen links und rechts fallen im Original weg. Er wollte nur einen ca. 180x80-Grad-Streifen zeigen, der den Teil der Welt abbildet, der die alten Griechen, Römer und Ägypter interessierte. Also alles zwischen Atlantik im Westen, China im Osten, Zentralafrika im Süden und Skandinavien im Norden. Dieser Bereich war ihm natürlich noch nicht vollständig bekannt, aber man kann ja mal grosszügig die Projektion entwerfen und die Länder nach und nach reinzeichnen. In diesem kleineren Bereich, etwa einem Viertel der Erdoberfläche, wirkt die Karte auch recht unverzerrt:
Ptolemäus unterschätzte den Erdumfangs und überschätzte die Ausdehnung Asiens. Er nahm an, dass die bewohnte Welt zwischen den Kanaren und der chinesischen Küste 180°, also einen halben Erdumfang einnimmt. Spätere Fehler beim Umrechnen und Übertreibungen der Strecken in China kamen noch hinzu. Deshalb fehlt hier wie in vielen Karten des ausgehenden Mittelalters
und der frühen Neuzeit jede Menge Wasser östlich von China. Eine
Fehleinschätzung, ohne die Kolumbus vermutlich nicht westwärts in Richtung Asien losgesegelt wäre...
Bilder: Satellitenbilder für den Hintergrund der modernen Karten sind public domain von der Nasa (Blue Marble Next Generation), oben ein Julibild, unten eines vom Januar, das vermutlich der Vorstellung eines antiken Alexandriners vom hohen Norden am nächsten kommt. Wer sie mag, kann die Bilder gerne verwenden.
Das Gradnetz hat 10° Abstand, bei der unteren Karte wurde der Zentralmeridian willkürlich gewählt. Die "Ptolemäus-Projektionen" entsprechen hier einer Bonne-Projektion mit Standardparallele am Wendekreis des Krebses. Das sieht nicht ganz so aus wie das, was zum Beispiel Martin Waldseemüller als Projektion verwendet, aber der konnte das auch nicht ausrechnen, sondern musste messen, zirkeln und interpolieren, da wird die Form wohl etwas geschwungener.
Die beiden alte Karten sind public domain aus Wikimedia commons, oben eine Karte von Martin Waldseemüller (1507), unten eine von Johannes Schnitzler aus der Ptolemäischen "Geographia" von Leinhard Holle (1482). Originalkarten von Ptolemäus sind nicht überliefert, die Karte von Schnitzler ist die Umsetzung einer Koordinatenliste, die von Ptolemäus stammt (sofern in den gut tausend Jahren, in denen diese Listen verschollen waren, aufgetaucht sind, kopiert wurden, wieder vergessen wurden... keine Fehler passiert sind).