Tuesday, 22. December 2009Es ist still geworden im www
Das haben wir nun davon, dass wir Werbeblocker einsetzen, Scriptverhinderer, Sperrlisten: Nun sehn wir die schönen animierten gifs nicht mehr, die zur Weihnachtszeit einfach dazugehören. Kein glöckchenklingelndes Rentier verfolgt noch unsere Maus und lässt die CPU ordentlich heizen in diesen kalten Tagen, kein Nikolaus grüsst lustig vom unteren Browserrand und verhindert das scrollen. Kein Schnee fällt und keine Sterne glitzern. Es ist so still... (Bild von Free Gifs and Animations, einer muss es ja machen!) Saturday, 3. October 2009Bilder vom MauerfallBeeinflusst durch die ständige Berieselung mit Mauerfall-Berichten hab ich auch mal im eigenen Fotoarchiv gekramt. Viel ist nicht dabei. Als Bilder noch Dias und teuer waren, hab ich nicht so viel geknipst...
Draussen, in der richtigen Welt, waren einige Grenzübergänge schon offen, die Mauer wurde mit Hammer und Meissel abgetragen und in Plastiktüten weggeschleppt. Den DDR-Bürgern musste man auch nicht mehr aus der Ferne zuwinken. Die waren inzwischen alle auf Besichtigungstour im Westen. Die Versorgung der Bevölkerung mit CCCP-, Genschman- und "Ich war dabei"-T-Shirts sowie schwarzrotgelben Fahnen war schnell gesichert. Ebenso die Versorgung der Neuankömmlinge mit Ananas, Orangen, Bananen und Cola. Mein persönlich beeindruckendstes Bild hab ich leider nicht dokumentiert: Ein grosser blauer Sattelschlepper von Bahlsen, direkt neben einer eben geöffneten Grenzübergangsstelle, von dem aus Kekse unters Volk geworfen wurden.
Thursday, 27. August 2009Fördern von Google-AlternativenUnser Kulturstaatsminister prügelt zusammen mit seinen CDU-Kollegen und den Verlegern gemeinsam auf Google ein, weil die doch Bücher scannen und im Internet verhökern wollen:
Dabei hat unsere Regierung doch schon seit Jahren ein Projekt laufen, das gerade beim Digitalisieren von Bibliotheksbeständen grosse Erfolge feiern sollte. Das "Leuchtturmprojekt THESEUS", vom Wirtschaftsministerium seit 2008 mit 90 Millionen Euro (verteilt auf 5 Jahre) gefördert, soll zwar keine Google-Konkurrenz als Suchmaschine sein, sondern dient dazu, "eine neue internetbasierte Wissensinfrastruktur zu entwickeln, um das Wissen im Internet besser zu nutzen und zu verwerten.". Das "Anwendungsszenario CONTENTUS - Sicherung Kulturerbe" wäre aber genau die Buchscanmaschine, die unserem Staatsminister vorschwebt: Kultureinrichtungen wie Bibliotheken, Sendeanstalten, Archive und Museen stehen vor der bedeutenden Herausforderung im großen Maßstab digitale Kulturgüter einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Schade, dass wir in den letzten paar Jahren nichts vom Leuchtturmprojekt gehört haben. Eigentlich weiss ich garnicht, was das Konsortium der üblichen Verdächtigen (Siemens, SAP, Fraunhofer...) die letzten Jahre so getrieben hat. Zumindest sind seine Tätigkeit und seine Erfolge bei der Verbreitung digitaler Kulturgüter sowohl der breiten Masse als auch dem Kulturstaatsminister verborgen geblieben.
Auf europäischer Ebene gäbs als digitale Bücherei auch die Europeana. Soweit ich das überblicke, scannt die aber nicht selbst, sondern versteht sich als Suchmaschine für andere Bibliotheken, die dass Scannen selber erledigen müssen. Entsprechend unterschiedlich fällt das Suchergebnis aus, wenn man dort einen gefundenen Thumbnail anklickt. An Ankündigungen und Bemühungen von politischer Seite auf allen Ebenen fehlt es also eigentlich nicht. Es ist nur so, dass Google halt macht, was andere seit einer Legislaturperiode planen...
Wednesday, 19. August 2009Ein Herz für die WeltFrüher hab ich ja gedacht, diese herzförmigen Abbildungen der Weltkugel wären irgendwas religiöses, vermutlich eine Form der jesuitischen Herz-Jesu-Verehrung, aber seit ich mich ein bisschen damit beschäftige, gefällt mir die Welt als Herz immer besser.
So ein bisschen Mystizismus mag schon auch bei den Erfindern eine Rolle gespielt haben, in diese Form lässt sich ja recht viel reininterpretieren, später hat auch die Darstellung religiöser Themen gern davon Gebrauch gemacht. Diese Abbildung war aber im 16. Jahrhundert einfach "Stand der Technik". Sie ist eigentlich eine Variante uralter Verfahren und wurde zu Beginn der Neuzeit recht beliebt, weil die Nachfrage nach Weltkarten mit den Entdeckungen und der damit verbundenen Globalisierung ganz plötzlich stieg und man besonders Wert auf kugelförmige Abbildungen legte. Die alten Karten und Globen ohne Amerika waren ja plötzlich recht deutlich veraltet und vermutlich ihren Besitzern ziemlich peinlich. Von der Abbildung her ist diese Stab-Werner-Projektion auch gar nicht so schlecht. Alle Flächen stimmen in ihrem Verhältnis zueinander (was allerdings den Herstellern damals nicht bewusst war), die Breitenkreise sind alle in der korrekten Länge im Verhältnis zum senkrechten Mittelmeridian abgebildet und die Kugeligkeit der Erde kommt auch schön raus. Wer die Asymmetrie nicht mochte oder die beiden Halbkugeln gleichberechtigt darstellen wollte, konnte auch zwei halbe Herzen mit Zentrum am Nord- und Südpol nehmen und sie in der Mitte zusammenkleben:
Oben eine Weltkarte von Orontius Finaeus von 1536, dann eine andere von ihm aus dem Jahr 1531, darunter eine von Gerhard Mercator 1538, und eine von mir 2009. Meine allerdings mit anderem Zentralmeridian. Der liegt bei Greenwich, während die beiden anderen Doppelherzkarten versuchen, die in der Antike bekannte Welt in die Mitte zu rücken. Faszinierend fand ich auch, dass man bei den Kartenmachern der Renaissance auch die ganzen Gestalten trifft, die ich bisher nur aus den Mittelalter-Ketzer-Geheimbund-Büchern kenne. Ist aber eigentlich kein Wunder. Die Leute waren naturwissenschaftlich-mathematisch auf einer Höhe, die unser heutiges Allgemeinwissen deutlich übersteigt und haben sich mit Weltbildern beschäftigt. Das führt recht sicher zu einer gegenseitig eher kritischen Einstellung zu Obrigkeit und Kirche. Zur päpstlichen sowieso, aber die Protestanten dieser Zeit waren auch recht eigensinnig, was die Abgrenzung zur ein bisschen anders potestantischen Nachbarsekte betraf. Bilder: die beiden "Finaeus"-Karten sind aus der Wikipedia. Die doppelherzförmige von "Seeberger", die herzförmige von "Rama" . Die Mercatorkarte hab ich bei Flickr bei der Sammlung vom "Norman B. Leventhal Map Center at the BPL" gefunden, die dort eine recht umfangreiche Sammlung alter Karten veröffentlicht haben. Diese Wikipedia-Bilder sind "public domain", das Flickr-Bild ist "cc-by"-lizenziert. Wer moderne Karten in herzform haben will, soll sie sich selber machen... Tuesday, 11. August 2009Die Welt des ZDF
Ich finde es schade, früher hat man sich da mal mehr Gedanken gemacht. Wenn man schon mit Powerpoint in der Karte rumzerrt, hätte man die Welt ja wenigstens nicht-linear verzerren und so die Flächenverteilung der Länder wieder ein wenig zurechtrücken können. So sehen die Leute halt wieder täglich eine Welt, in der Spanien kleiner ist als Finnland (statt fast 50% grösser) und China dreimal in Russland reinpasst (statt nur 1.8 Mal). Vom Grönland/Afrika (echtes Verhältnis 1/15) oder Grönland/Indien-Problem (eigentlich 3:2 für Indien) ganz zu schweigen. Dabei könnte es doch auch für die aktuellen Nachrichten interessant sein, dass z.B. Somalia fast doppelt so gross ist wie Deutschland. Nur für den Fall, dass wir mal ein Mandat erweitern wollen und nochmal internationale Truppen hinschicken wollen. Bild: Grauer Hintergrund aus der ZDF-Mediathek (an unserem 16:9-Fernseher liegts also nicht), Rot die 10% gezogene Miller-Projektion.
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