Beeinflusst durch die ständige Berieselung mit Mauerfall-Berichten hab ich auch mal im eigenen Fotoarchiv gekramt. Viel ist nicht dabei. Als Bilder noch Dias und teuer waren, hab ich nicht so viel geknipst...
Wir waren auf einem Schulausflug. Klassenfahrten nach Berlin wurden von der BRD recht grosszügig gefördert, unter der Voraussetzung dass die Schüler ein paar Stunden einen Vortrag über das DDR-Regime und die Grenze anhörten und die Mauer besichtigten. Die Situation war irgendwie skurril: Wir hörten Anfang November 1989 im Mauermuseum einen emotionsgeladenen Vortrag von einem Referenten, der anscheinend noch nicht wusste, dass da draussen ein Stück auch seiner Welt zusammengebrochen war. Und wir standen auf einem Aussichtsturm, von dem aus man den Brüdern und Schwestern in der DDR zuwinken konnte.
Draussen, in der richtigen Welt, waren einige Grenzübergänge schon offen, die Mauer wurde mit Hammer und Meissel abgetragen und in Plastiktüten weggeschleppt. Den DDR-Bürgern musste man auch nicht mehr aus der Ferne zuwinken. Die waren inzwischen alle auf Besichtigungstour im Westen.
Die Versorgung der Bevölkerung mit CCCP-, Genschman- und "Ich war dabei"-T-Shirts sowie schwarzrotgelben Fahnen war schnell gesichert. Ebenso die Versorgung der Neuankömmlinge mit Ananas, Orangen, Bananen und Cola. Mein persönlich beeindruckendstes Bild hab ich leider nicht dokumentiert: Ein grosser blauer Sattelschlepper von Bahlsen, direkt neben einer eben geöffneten Grenzübergangsstelle, von dem aus Kekse unters Volk geworfen wurden.
An dem Bild vom Brandenburger Tor erkennt man übrigens, wie furchtbar lange das her ist: "Russen raus aus Afgahnistan" . Die Russen waren zu dem Zeitpunkt allerdings schon fast ein Jahr aus Afghanistan raus, mit 15000 Mann weniger als sie hingeschickt hatten. Die Taliban waren damals noch unser Freunde. Ronald Reagan hatte sie gemeinsam mit Osama bin Laden mit Waffen und Geld versorgt und Rambo ritt zusammen mit den Mudschaheddin Kavallerieattacken gegen die Hubschrauber der Besatzer.