Friday, 7. November 2008Der Freistaat hat Geburtstag
Heute wird die Bayerische Republik 90. Eine Gelegenheit daran zu erinnern, dass Bayern tatsächlich mal dem Rest des Reiches ein bisschen voraus war bei der Umsetzung der Idee von der Herrschaft des Volkes. Nur einen Tag, aber immerhin.
Sunday, 7. September 2008August Bebels Taschenuhr
Beim derzeitigen Verschleiss an Vorsitzenden hab ich mir Sorgen um die Taschenuhr von August Bebel gemacht. Einer alten Parteisage zufolge soll das gute Stück ja von Vorsitzendem zu Vorsitzendem weitergegeben werden. Mit dieser Legende demonstriert die SPD sowas wie Kontinuität des Geistes der Sozialdemokratie, der vermutlich irgendwie in der Uhr wohnen soll.
Zum Glück stimmt die Legende nicht. Die Uhr muss nicht ständig den Besitzer wechseln sondern darf in einer Vitrine der Willy-Brandt-Ausstellung bleiben. Das Bild zeigt übrigens nicht die Uhr vom Bebel, sondern mein Erbstück. Es hat uns Stunden gekostet, die Umschrift zu interpretieren: "Weihnachten 1914 - 19. J.T.D" und "Russisch. Feldzug" mit einem Christbaum um den sich eine "Gott mit uns"-Banderole windet. Erst als sich Robert kein I mehr für ein J vormachen liess, konnte es geklärt werden. Es handelt sich um eine Erinnerung der 19. Infanterietruppendivision der Österreichischen Armee. Passt auch besser zur Familiengeschichte als irgendwelche Herkunftsbezeichnungen aus dem Deutschen Reich. Sitz der 19. I.T.D in Friedenszeiten war Pilsen und vermutlich waren meine Vorfahren als Böhmen eher in der k.u.k-Armee als in der deutschen Armee. Sunday, 25. May 2008Freude am Beruf
Manchmal kann auch ein Polizeifotograf echt Spass haben, wenn er statt langweiliger Tatorte mit Kreidezeichnung und Unfalldokumentationen auf verregneten Kreuzungen bei Nacht auch mal wirklich schöne Autos fotografieren darf.
![]() ![]() Angesichts des Fuhrparks der "Luxusrallye gut betuchter Sport und Luxuswagenbesitzer" (Spiegel), sind wir ja fast geneigt, den Veranstaltern zu glauben: Mit Events wie Canonball, Gumball usw. hat RUSHH Drive nichts zu tun. Diese Veranstaltungen sind illegal und legen den Focus auf die Geschwindigkeit. Unser Event ist ordnungsgemäß angemeldet und stellt den Spaß und Luxus in den Vordergrund. Rasen ist out. Wenn auch ein 500er Fiat mit all den Rennwagen mithalten kann, ist hohe Geschwindigkeit vermutlich tatsächlich nicht das wesentliche Merkmal des Rennens. Die Bilder sind aus der Pressemitteilung des Polizeipräsidiums Oberbayern vom 22.5.08. Monday, 5. May 2008Wurzelziehen mit der Walther WSR 160Unter der Rubrik "Das ging früher auch schon?" heute die Walther Schnellrechnenmaschine WSR 160. Eigentlich bin ich draufgekommen, als der Bericht von Herrn Myhrvolds neuestem Spielzeug durch die Presse ging. Einen Fünftonner hab ich natürlich nicht zuhause, aber ein kleines Museumsstück auch. Und weil kaum einer denkt, dass man mit so einer Kurbelmaschine auch so komplizierte Rechnereien wie Wurzelziehen erledigen kann, hier ein kleines Lehrvideo:
Wurzel 11 mit 6 gültigen Stellen in nicht mal 3 Minuten
Geübtere Rechner können das sicher auch in unter einer Minute, noch geschicktere hätten Wurzel 11 einfach im Tabellenbuch nachgeschaut und wenn die Maschine nicht gelegentlich geklemmt hätte, wäre ich auch schneller gewesen. Das richtige Ergebnis ist übrigens ungefähr 3.316 624 790 355 399 849 114 932 736 670 686 683 927 088 545 589 353 597 058 682 146 116 485 ![]() Sunday, 27. April 2008Bayerisches Ermächtigungsgesetz
Vor 75 Jahren, am 29. April 1933 hat sich der Bayerische Landtag der Weimarer Republik das letzte Mal getroffen. Ich hab mir mal das Protokoll der letzten Sitzung angeschaut und fands schön, dass wenigstens die SPD noch eine paar Wochen gegen die Nazis angeredet hat. Ich glaube, die Sozis hatten mal Charakter...
Eigentlich gabs ja nicht mehr viel zu tun für den Landtag. In Berlin sass die NSDAP fest im Sattel, München war seit Anfang März fest in der Hand der Nazis und der Politischen Polizei des neuen Polizeipräsidenten Heinrich Himmler. Die Kommunisten waren alle schon in Dachau. Die NSDAP-Landesregierung des Ministerpräsidenten Siebert hatte, selbst wenn sie gewollt hätte, nichts zu sagen, die Exekutive lag beim von Berlin eingesetzten Reichsstatthalter Franz Ritter von Epp. Trotzdem musste natürlich alles nach rechtstaatlichen Regeln abgehen, so eine Diktatur muss ja schliesslich mit 2/3-Mehrheit beschlossen werden. Man hat also nach dem Vorbild des Reichsgesetzes sein eigenes Ermächtigungsgesetz geschrieben. Kurz gefasst hat das Gesetz der Landesregierung alle gesetzgeberische Gewalt gegeben, ausdrücklich auch für Gesetze, die der Verfassung widersprechen. Es gab nur eine Einschränkung: Die Institution des Landtags durfte nicht angetastet werden. Eine Einberufung zu Sitzungen wurde aber nicht gefordert, Abgeordneter war in der Zeit danach ein echt leichter Job. Nach einer ziemlich devoten Eröffnungsrede des Präsidenten Herrmann Esser durfte der Redner der Bayerischen Volkspartei seinen Vortrag halten. Josef Müller, später besser bekannt als "Ochsensepp" und Gründer der CSU nach dem 2. Weltkrieg war zwar nicht so ganz begeistert von dem neuen Gesetz, aber wenn die christliche Kultur, die Bauernverbände und die Stellung der Berufsbeamten unangetastet blieb, war ihm wohl jede Diktatur recht. Denn: Die Bayerische Volkspartei ist eine Partei des nationalen Gedankens. Sie hat gerade deshalb vom ersten Tag der Revolution des Jahres 1918 an und in vorderster Linie sich gegen die Zersetzung des Volkslebens durch die Revolution gewendet und dagegen gekämpft. Sie kann darauf verweisen, daß es immer ihr Ziel gewesen ist, die Staatsgewalt auf den nationalen Kräften des Volkes aufzubauen. Sie hat auch immer den Kampf gegen den materialistischen Liberalismus und Sozialismus geführt. [...] Der nächste Redner war Albert Roßhaupter von der SPD. Dessen Rede hat mich wirklich beeindruckt, zumal ich seinen Namen bisher ja nur als Strassennname kannte und mich ein bisschen dafür schäme. Ein leicht distanziertes Verhältnis zur Linken war übrigens schon damals spürbar... [Es] befinden sich hunderte unserer Anhänger noch in Schutzhaft. Darunter sind viele Männer, die sich als Kriegsteilnehmer, Kreigsbeschädigte und Vorkämpfer gegen Bolschewismus und Separatismus die höchsten Verdienste um Volk und Vaterland erworben haben. Wir halten die Wiederherstellung der staatsbürgerlichen Freiheiten für eine absolute Notwendigkeit. Unsere Partei hat 70 Jahre lang für die wirtschaftliche Hebung des Arbeiterstandes und für die auch in der Regierungserklärung geforderte Eingliederung des Arbeiters in die Volksgemeinschaft gekämpft. Eine Partei mit dieser Vergangenheit kann man mit Zwangsgewalt vorübergehend unterdrücken, man darf aber von ihren überzeugten Anhängern nicht erwarten, daß sie feige ihre Fahne verraten. Wir fordern daher von jedem Regierungssystem die Achtung vor jeder ehrlichen Überzeugung. Das politische Schlachtenglück wechselt. Unvergänglich sind allein die großen Ideen, die sich die Menschheit in jahrtausendealten Erfahrungen geschaffen hat, in denen sie die Bürgen für den Kulturfortschritt der Völker erblickt. Zu diesen Ideen gehören staatsbürgerliche Freiheit und gleichmäßige Gerechtigkeit. Kein Volk, am wenigsten das deutsche, kann sich von diesen Leitsternen lossagen, ohne schweren Schaden zu nehmen. Wir wünschen und erwarten, daß sich auch die gegenwärtige Bayerische Staatsregierung dieser Erkenntnis nicht verschließt und dann der Erkenntnis die notwendige befreiende Tat folgen läßt. Rudolf Buttmann von der NSDAP drückte gleich zur Begrüssung recht deutlich aus, was die Nazis von diesem parlamentarischen Geplänkel hielten: Liebe Voksgenossen! Ich weiß mich mit dem ganzen Volke eins, wenn ich sage: In diesem Hause und sonst in Deutschland sind der Worte nun genug gewechselt. Die Abstimmung endet mit 84 "Ja" und 16 "Nein"-Stimmen. Das Protokoll schliesst mit den Worten des Präsidenten: Ich entlasse Sie bis auf weiteres und würde bitten, mir die Zustimmung dazu zu erteilen, daß ich den Bayerischen Landtag je nach Vorlage von Anträgen beziehungsweise von Vorhandensein von Notwenigkeiten wieder zusammenrufe. [...] Die Notwendigkeit einer Sitzung ergab sich die nächsten tausend Jahre nicht mehr...
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