Sunday, 1. February 2009Magische KräfteIch hab mal nachgeschaut, was dieser neue Linzer Weihbischof eigentlich gegen Harry Potter hat. Das Argument finde ich lustig:
Und das nicht mal 2 Jahre, nachdem die Tridentinische Messe wieder erlaubt wurde und wo sich die Kirche so lange schwer getan hat mit Fluch- und Segenssprüchen in der Sprache ihrer Gläubigen. Wer in München Lust hat, an einer Messe in einer Sprache teilzunehmen die er nicht versteht, die im Unterbewusstsein weiterwirkt und magische Kräfte mobilisiert, hat die Gelegenheit:
Wednesday, 28. January 2009Die Kraft des WortesIch muss mir dringend ein paar Scans des Stürmer und des Völkischen Beobachters auf dem Schwarzmarkt besorgen. Bei dem Aufheben, das unsere besorgten Landesväter um diese Zeitungen machen, muss von den Worten geradezu magische Wirkung ausgehen, ein echter Mythus des 20. Jahrhunderts. Die paar Exemplare, die ich hoffentlich legal im Deutschen Historischen Museum finde, reichen leider nicht aus, um mich zu faszinieren.
Vielleicht bin ich aber auch deshalb kein rechter Idiot geworden, weil mir niemand gesagt hat, dass ich das nicht lesen darf. Ich glaube, das Interesse für verbotene Literatur hätte mich erst so richtig motiviert, tiefer in die Vorstellungswelt nationaler Dichter und Denker einzusteigen und vielleicht hätte es mir ja gefallen. Aber mir hat ja keiner gesagt, dass der korrekte Zugang zur deutschen Geschichte irgendwo zwischen der History-Show "Hitlers Köche - als Vegetarier in der Wolfsschanze" und der DVD "Deutsche Panzer" (Metallbox-Edition) liegt. Ausländer tun sich da natürlich leichter, das Time Magazin dieser Zeit gibts zum Beispiel online zu lesen. Nichts für Neonazis, weil die Leute da waren eher links und ausserdem siehts einfach komisch aus, im englischen Text immer "Herr Hitler" und "Old Paul" [von Hindenburg] zu lesen. Aber die panzerbegeisterten Nachfahren unserer Krieger kommen auch dort auf ihre Kosten: The battlefront disappeared, and with it the illusion that there had ever been a battlefront. For this was no war of occupation, but a war of quick penetration and obliteration—Blitzkrieg, lightning war. Even with no opposition, armies had never moved so fast before. Theorists had always said that only infantry could take and hold positions. But these armies had not waited for the infantry. Swift columns of tanks and armored trucks had plunged through Poland while bombs raining from the sky heralded their coming. Wäre schön, wenn sich Hitlers
Sunday, 4. January 2009Alte Hamburger Abendblätter
Wer Lust hat kann dort zum Beispiel Comics der 50er oder die Einführung des Wehrdienstes, die Schlacht um Dien-Bien-Phu, die (Wieder-)Einführung des 50km/h-Limits innerorts, oder die Ölkrise nochmal aus zeitgenössischer Sicht einer Zeitung aus dem Hause Springer nachlesen. Freunde der Hamburger Lokalgeschichte und der Seefahrt werden sicher auch viel Interessantes entdecken. Eine Suchfunktion hab ich leider nicht gefunden, aber neben den Scans liegen noch Textdateien mit dem Ergebnis der eher schlecht gelungenen OCR, sie planen sowas anscheinend. Ist aber auch gar nicht nötig, einfach reinklicken und in altem Zeug schmökern macht auch Spass. Mir war z.B. nicht klar, welch hohen Stellenwert die Militarisierung der jungen Bundesrepublik in der Presse hatte. Es verging in den 50ern keine Woche, an dem nicht irgendein General die Titelseite schmückte oder wenigstens die Lieferung einer amerikanischen Haubitze an die neue Armee verkündet wurde. (Bild: Titelseite vom 29.09.1969) Thursday, 4. December 2008Bundesarchiv in der Wikipedia
Das Bundesarchiv spendet seine Bilder der Wikipedia. Das heisst, auch jeder andere darf sich aus dem Fundus des Archivs bedienen, sobald die Bilder hochgeladen sind. Finde ich gut, es ist immer schwierig, frei verwendbare Bilder zu finden, wenn man mal einen Wehner , eine Rakete oder einen Tibetaner zur Illustration braucht.
Das gleiche macht jetzt bitte auch die Bayerische Staatsbibliothek. Die Sammlung Hoffmann zum Beispiel hat jede Menge bereits digitalisierter Schnappschüsse aus den 20ern und 30ern. Bilddokumente über die Räterepublik, die Weimarer Republik und den Aufstieg der NSDAP in München die eigentlich zu schade dafür sind, in den entlegenen Winkeln des Netzes zu vergilben. Ansehen darf man sie dort zwar (im Sehtestformat 200x150Pixel), aber verwenden nur gegen ein Entgelt in im Netz nicht recherchierbarer Höhe... ![]() Sunday, 30. November 2008Basispyramide![]() Und dann entdeckt man zufällig beim rumklicken in der Landkarte, dass dieser Obelisk der Dreh- und Angelpunkt der Bayerischen Landvermessung ist, einer der beiden Nabel des Landes: Die Basispyramide. Es ist zwar mühsam, ein ganzes Land zu vermessen, aber eigentlich relativ einfach. Man nimmt eine Strecke bekannter Länge und mit bekannten Endpunkten, peilt von diesen Endpunkten aus einen Kirchturm an, merkt sich die Winkel, rechnet ein bisschen mit den Dreiecks- und Winkelsätzen rum und hat den Kirchturm verortet. Die beiden Strecken zum Turm kann man dann wieder als "bekannte Strecke" verwenden und sucht sich den nächsten Kirchturm zum Anpeilen aus. Das Problem ist, die erste Strecke zu finden und deren Länge zu bestimmen. 1801 hatten die französischen Besatzer den dringenden Wunsch geäussert, ordentliche Karten der neue eroberten Länder zu bekommen, der Kurfürst war auch an einer exakten Messung interessiert, weil ein moderner Staat sowas eben brauchte. Ausserdem war damals die Grundsteuer noch nicht kommunal und eine wichtige Geldquelle der Staatsverwaltung, exakte Katasterblätter waren wichtig für die Steuergerechtigkeit. Also wurde das Topographische Bureau gegründet und man suchte die erste bekannte Strecke. Leiter der Aktion wurde der französische Oberst Bonne, assistiert vom bayerischen Oberst von Riedl. ![]() In Aufkirchen hat man aber auch das Problem, dass man nicht genau bis zur Kirchturmspitze messen kann. Also baute man vor den Orten zwei Denkmäler in der Linie zwischen den Türmen und misst die Strecke von dort aus. Diese beiden Denkmäler nennt man Basispyramiden. Die Messung der Entfernung macht man dann wieder recht einfach, man legt ein grosses Lineal quer durch die Moorlandschaft und zählt einfach mit. Bisschen Schwierigkeiten machen lediglich die (geringe) Hügeligkeit der Landschaft, die Temperaturausdehnung des Lineals, Erschütterungen beim Anlegen und vermutlich die Mücken. Trotzdem schafften die Vermesser eine Genauigkeit von 0.003% für die gut 21km lange Strecke. Als Lineal nahmen sie fünf Holzstangen mit 5m Länge, gut geölt gegen den Einfluss der Feuchtigkeit und mit exakt bekannter Ausdehnung bei verschiedenen Temperaturen (beim Messen mussten sie dann die Temperatur mitschreiben). Ausserdem waren sie metallbeschlagen, damit sie nicht am Ende abbröseln. Dann bauten sie so eine Art "Wanderbrücke" quer über die Wiese. 50m Holzbohlen, auf höhenverstellbaren Dreibeinen gelagert und jedes Mal neu in die Waagerechte gebracht. Auf dieser Brücke wurden dann diese 5m-Stangen aufgelegt wobei ein windgeschütztes Lot mit Markierung am Boden dafür gesorgt hat, dass beim Auflegen der nächsten Stangen die erste nicht verschoben wurde. Nach 6 Wochen erreichten die 26 Soldaten Aufkirchen. Ich glaub, ich werd da mal anhalten und schaun, ob man von dort den Kirchturm von Aufkirchen sieht. Voller Respekt vor präzise arbeitenden Leuten mit langen geölten Stangen und schweren Brückenteilen mitten im Moor. Das Bild stammt aus dem München Wiki, steht unter dieser Lizenz und ist von Matthias Kern, die Karte ist aus Openstreetmap. Eine Erklärungen des Verfahrens gibts bei Alpentunnel.de. Dort gibts auch ein Faksimile des Bayerischen Triangulationsnetzes nebst zeitgenössischer Dokumentation als GIF zum Runterladen. Im Archiv von "Geomatik Schweiz" findet man im Heft 1/2007 einen 5-seitigen Artikel über die Vermessung mit einer Darstellung der Brücke auf den Dreibeinen.
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