Monday, 25. June 2007passiert halt
Letztens hab ich in der Arbeit meine Mails der letzten paar Wochen verloren. Alle Kollegen haben gesagt, ich soll doch irgendein Band einspielen, aber ich musste zugeben, dass die garnicht auf Band kopiert werden. Dann haben alle gesagt, ich sei doof, dafür hätten wir doch die Backups und eigentlich könnte das doch garnicht passieren. Und gelacht haben sie!
![]() Schade, wird man nie aufklären können. Dabei hätte nur noch eine einzige Stellungnahme der Bundeswehr gefehlt. Die haben ihre Soldaten ja von Aussage zu Aussage asymptotisch dem Gefangenen angenähert, von "waren da noch daheim" über "waren da noch auf einer Insel im persischen Golf" bis "haben vielleicht das Gefängnis bewacht, aber nur den äusseren Ring". Auch woanders gehen Daten einfach verloren: Die Festplatte von Herrn Strauß wurde ja auch nie wieder gesehen, nachdem sie ein paar Mal zwischen Gutachter und Staatsanwaltschaft hin- und hergetragen wurde. Gerichtsakten, die angeblich die Verwicklung sächsischer Honoratioren mit Kriminellen zum Thema haben verschwinden ebenfalls im Reisswolf. Man sieht also, sowas kann jedem passieren. Ganz egal, ob er halbwichtige Mails schreibt, militärische Lageeinschätzungen macht, die beim Entscheiden über Krieg und Frieden helfen sollen oder Verbrecher jagt. Menschliches versagen halt, kann man nix machen. Saturday, 23. June 2007Geheimschrift
Bei der Süddeutschen steht ein Artikel über den Augsburger Prozess gegen Max Strauß. Da hat jetzt auch Ludwig-Holger Pfahls ausgesagt, der ja recht offen reden kann, weil er seine Strafe für die Steuerhinterziehung schon abgesessen hat und wegen Bestechlichkeit nicht mehr belangt wird. Schliesslich hat er ja keine direkte Gegenleistung für die 2.4 Millionen Euro geliefert, sondern er wurde mehr so als Teil der wohlgesonnenen politischen Landschaft bezahlt.
Wenn so ein alter erfahrener Waffenhändler wie Karlheinz Schreiber krumme Geschäfte mit einem Staatssekretär im Verteidigungsministerium dreht, würde ich ja erwarten, dass dort alles zum Einsatz kommt, was ich so aus Agentenfilmen kenne: Geheime Briefkästen, Botschaften die sich selbst zerstören, Crypto-Telefone und Nummernkonten in der Schweiz mit 12 stelliger Geheimzahl. Schreiber müsste doch routinemässig mit sowas umgehen, wenn er seine Ware an Potentaten in der Dritten Welt vertickt und dabei überleben will. Und sein Kumpel im Ministerium müsste als ehemaliger Staatsanwalt, Richter und Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz doch mit allen Verfahren der Geheimhaltung, Konspiration und Abwehr vertraut sein. Zumindest als Büroleiter von Franz-Josef Strauß hätte er doch wirklich alles über Intrige und Verrat lernen können. Aber nein: Pfahls bestätigte, dass Schreiber bei der Namenswahl seiner Tarnkonten sehr simpel vorgegangen sei. Den Namen des für ihn angelegten Tarnkontos "Holgart" habe er jedoch erst 1997 aus den Ermittlungsakten erfahren. "Dieser Name hat mich fast zur Verzweiflung getrieben, weil er so dämlich gewählt war, dass mir das Konto einfach zuzurechnen war." Die Verdunklung von Herrn Pfahls schein allerdings wieder Stoff für einen richtigen Agententhriller zu liefern. Erst als Daimler-Vertreter in Asien untertauchen, dann jahrelang mit Hilfe alter Kumpanen aus dem Geheimdienstmilieu vesteckt leben... Ganz grosses Theater, schade dass er darüber nicht erzählen darf. Tuesday, 19. June 2007Ein paar Fuss unterm Grundgesetz
Am letzten Mittwoch meinte Herr Wiefelspütz noch
Die Entscheidung, ein Camp von Demonstranten mit dem Aufklärungsflugzeug auszuspähen, sei zwar verfassungsrechtlich unbedenklich, politisch aber "extrem unklug und unsensibel" gewesen Heute, nachdem er erfahren hat, dass die Tornados ihre Mindestflughöhe von 500 Fuss unterschritten haben, findet er "Der Tiefflug über dem Protest-Camp war verfassungswidrig", so Wiefelspütz zu SPIEGEL ONLINE, "denn sie hatten möglicherweise eine Zwangswirkung auf die Demonstranten, die sich durch das Kriegsgerät in niedriger Höhe bedroht gefühlt haben müssen". Durch die Jets am Himmel und die donnernden Triebwerke seien Menschen eingeschüchtert worden. "Aus heutiger Sicht war der Einsatz nicht nur politisch instinktlos, sondern auch rechtswidrig" Schon irgendwie ganz schön raffiniert, diese Verfassungsrechtler, wenn man sich dem aktuellen politischen Wind immer anpassen muss. Dass sich die Demonstranten durch die Kriegsgeräte ganz subjektiv eingeschüchtert fühlten, war ja schon vorher bekannt. Hoffentlich war das den Piloten auch so klar. Ich denke ja, Piloten sehen Mindestflughöhen ungefähr so wie Autofahrer Tempolimits. Man hält sich im grossen und ganzen schon dran, in der Ausbildung sowieso, aber in der Praxis haben sie halt doch eher unverbindlichen Charakter und Verstösse sind eine kleine Ordnungswidrigkeit. Dass allein diese 150m-Grenze für die SPD die Trennlinie zwischen Grundgesetztreue und Verfassungsbruch darstellt, war den Fliegern sicher nicht klar. Andererseits ists natürlich praktisch. Minister, Staatssekretäre und Polizeiführer können ihre Hände in Unschuld waschen. Schliesslich können sie ja nichts dafür, dass ein doofer Luftwaffenhauptmann das akustische Signal überhört, das ihm die Annäherung an den Boden des Grundgesetzes anzeigt. Ich glaube, der Wiefelspütz'schen Rechtsauffassung können sich auch der Innen- und der Verteidigungsminister schweren Herzens anschliessen. Monday, 18. June 2007Tigerentenverbrennung
Bei jetzt.de gelesen:
Manchmal scheints ja so, als würde der Ministerpräsident auf seine alten Tage nichts unversucht lassen, um seiner Partei peinlich zu sein. Vielleicht ist das auch seine Form der Rache an den Königsmördern. Ausserdem tritt er vehement für die Aufwertung des Religionsunterrichts in Berlin ein -- mit den bayerischen Verhältnissen ist er anscheinend zufrieden. Da muss man ihm recht geben. Sämtliche Studien, auch in Bayern beweisen, dass unsere Kinder gerade in theologischen Fragen viel zu wenig ausgebildet sind obwohl Religionsunterricht mit 2 Wochenstunden völlig gleichwertig zu Geographie oder Wirtschaft+Recht unterrichtet wird. Sunday, 17. June 2007Hilfe, Zensur!
Seit vier Jahren prüft die Komission für Jugendmedienschutz der Landesmedienanstalten (KJM), wie man den erwachsenen Deutschen ermöglichen kann, auch in Internet ein Stück nackter Haut zu sehen. Die Ergebnisse sind eher mager, fast alle grossen Anbieter von Altersverifikationssystemen (AVS), die es vorher gab, sind dabei von Markt verschwunden.
Das liegt daran, dass AVS-Anbieter es ihren Kunden gern einfach machen, vor allem schnell muss es gehen, wenn der Drang zum Nackten auftaucht. Man beschränkt sich also auf
Die KJM aber wills gern kompliziert und absolut sicher
Und so kommen irgendwelche lustigen Verfahren raus, die an den Besitz von Handies gebunden sind, einen Chipkartenleser brauchen, einen USB-Stick mit passenden Treibern (und passendem Betriebssystem) und natürlich eine persönliche Vorstellung erfordern. Bei Handyverträgen im Laden, bei USB und Chipkarten per PostIdent. Der Zugang zu nackten Tatsachen wird damit ein gutes Stück sicherer gemacht als z.B. die Abwicklung von Bankgeschäften oder die elektronische Steuererklärung. Sowas mag der Surfer natürlich nicht und dreijährige Testphasen findet der gewerbliche Anbieter zu unsicher als Geschäftsgrundlage. Und deshalb wandert der eine oder andere ehemals deutsche Anbieter schlüpfriger Seiten gern in Nachbarländer mit freundlicherer Rechtsprechung, oder vielleicht auch nur eindeutigerer Gesetzeslage, ab und zahlt dort die Umsatzsteuer. Das alles hat bisher ausser in Fachkreisen keinen gestört. Aber kaum gehts an benutzergenerierte Inhalte einer beliebten Community des Web2.0, gibts eine riesen Aufregung und alle rufen Zensur.
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