Seit vier Jahren prüft die Komission für Jugendmedienschutz der Landesmedienanstalten (KJM), wie man den erwachsenen Deutschen ermöglichen kann, auch in Internet ein Stück nackter Haut zu sehen.
Die Ergebnisse sind eher mager, fast alle grossen Anbieter von Altersverifikationssystemen (AVS), die es vorher gab, sind dabei von Markt verschwunden.
Das liegt daran, dass AVS-Anbieter es ihren Kunden gern einfach machen, vor allem schnell muss es gehen, wenn der Drang zum Nackten auftaucht. Man beschränkt sich also auf
- Die Eingabe einer Kreditkartennummer (gibts ja nur für Erwachsene...)
- Die Eingabe einer Kreditkartennummer und Abbuchung (die Eltern kontrollieren ja bestimmt die Kontoauszüge...)
- Die Eingabe einer Personalausweisnummer (kein Minderjähriger kann die Prüfsumme seines Perso an ein geändertes Geburtsdatum anpassen, müsste ja das kleine 1x1 kennen...)
Die KJM aber wills gern kompliziert und absolut sicher
- Den Nutzer persönlich sehen
- Ihm eine Nummer zuteilen und irgendein Stück Hardware mitgeben, das er nicht kopieren kann
- Dieses Stück Hardware vor jedem Surfen überprüfen
- Alternativ wird für weniger schlimme Veröffentlichungen (also das was im Kino FSK 16 heisst) noch Filtersoftware geprüft, die auf Selbsteinschätzung des Anbieters beruht. ICRA zum Beispiel. Der im November 2004 für 18 Monate angesetzte Versuch ist allerdings noch nicht abgeschlossen.
Und so kommen irgendwelche lustigen Verfahren raus, die an den Besitz von Handies gebunden sind, einen Chipkartenleser brauchen, einen USB-Stick mit passenden Treibern (und passendem Betriebssystem) und natürlich eine persönliche Vorstellung erfordern. Bei Handyverträgen im Laden, bei USB und Chipkarten per
PostIdent. Der Zugang zu nackten Tatsachen wird damit ein gutes Stück sicherer gemacht als z.B. die Abwicklung von Bankgeschäften oder die elektronische Steuererklärung.
Sowas mag der Surfer natürlich nicht und dreijährige Testphasen findet der gewerbliche Anbieter zu unsicher als Geschäftsgrundlage. Und deshalb wandert der
eine oder
andere ehemals deutsche Anbieter schlüpfriger Seiten gern in Nachbarländer mit freundlicherer Rechtsprechung, oder vielleicht auch nur eindeutigerer Gesetzeslage, ab und zahlt dort
die Umsatzsteuer.
Das alles hat bisher ausser
in Fachkreisen keinen gestört. Aber kaum gehts an benutzergenerierte Inhalte einer beliebten Community des Web2.0, gibts eine
riesen Aufregung und alle rufen Zensur.