Zu Öttingers Grabrede fällt mir ja nichts mehr ein, was
Rolf Hochhuth in der Süddeutschen nicht besser schreiben kann. Über den von Hochhuth geschilderten Fall des Matrosen
Walter Gröger findet man auch massig im Netz. Die Geschichte von Kurt Petzold finde ich dabei eigentlich viel bezeichnender für den Juristen und Politiker Filbinger, auch wenn sie ganz im Öttingerschen Sinne nicht tödlich endet. Ich hab sie in "
Ingo Müller: Furchtbare Juristen" gefunden und tipp sie mal ab, beim Lesen sollte man noch wissen, dass die deutsche Wehrmacht am 8. Mai 1945 kapituliert hatte:
Unglückseligerweise haben die Alliierten ausgerechnet dem Treiben der deutschen Kriegsgerichtsbarkeit nicht gleich ein Ende gesetzt. Sie schafften zwar die Militärgerichte generell ab, beließen aber -- zur Aufrechterhaltung der Disziplin bei der Auflösung der Wehrmachtsverbände -- die Feldkriegsgerichte auch nach der Kapitulation im Amt. Zwar hatten diese hinfort nur die Berechtigung, Freiheitsstrafen bis zu 2 Jahren auszusprechen -- für höhere Strafen brauchten sie die Genehmigung der Militärregierung -- , materiell urteilten sie aber noch ganz im alten Sinne. Das musste auch der Gefreite Kurt Petzold schmerzlich erfahren. Im Vertrauen auf das Ende der NS-Herrschaft hatte er am 10. Mai einen Befehl seines Batteriechefs mit den Worten verweigert: "Die Zeiten sind jetzt vorbei. Ich bin ein freier Mann. Ihr habt ausgeschissen, ihr Nazi-Hunde. Ihr seid schuld an diesem Krieg. Ich werde den Engländern schon sagen, was ihr für Nazi-Hunde seid, dann kommt meine Zeit."
Petzold hatte sich geirrt, "seine Zeit" kam nicht. Statt dessen wurde er am 29. Mai 1945 von einem deutschen Kriegsgericht unter Vorsitz des Marine-Stabsrichter Dr. Hans Filbinger zu 6 Monaten Gefängnis wegen Gehorsamsverweigerung und "Erregung von Mißvergnügen", -- so hatte vor 1933 die Bezeichnung für "Wehrkraftzersetzung" gelautet -- verurteilt. In dem Urteil kreidete das Gericht dem Angeklagten an, er habe sich "seit dem 1. Mai ... aufsässig und undiszipliniert gezeigt, obwohl er ehemaliger HJ-Führer war" und dadurch, daß der von Hoheitsabzeichen an seiner Mütze und seinem Uniformrock das Hakenkreuz entfernt hatte, habe er "es bewußt darauf angelegt, sich gegen Zucht und Ordnung aufzulehnen. Seine Äußerungen stellen ein hohes Maß an Gesinnungsverfall dar."