Monday, 31. January 2011Landestrojaner mit ScreenshotIch hab unserem Innenminister ja schon vor 2 Jahren nicht geglaubt, als er seinen Landestrojaner mit Gefasel von "terroristischen Vereinigungen" und "Verhinderung von Bombenanschlägen" begründet hat. Inzwischen wissen wir, dass seine Untergebenen das Ding auch gegen Verdächtige einsetzen, die bandenmässig Betäubungsmittel ins Ausland verkaufen sollen. Illegalerweise übrigens. Falls ein Richter eine Abhörsoftware für Skype genehmigt, greifen die Hüter der inneren Sicherheit vom LKA schon gern die Gelegenheit beim Schopf und machen nebenbei Screenshots im 30-Sekunden-Takt, sobald der Überwachte seinen Firefox startet. Kein sehr elegantes Verfahren und nicht sonderlich effektiv, finde ich, aber billig zu haben. Und einen Karriereknick wegen illegaler Polizeimassnahmen muss ein Beamter in Herrmanns Reich sicher nicht fürchten... Tuesday, 2. March 2010Verfassungswidrig und nichtigMeine Lieblingsstellen aus dem Urteil des Verfassungsgerichts zur Vorratsdatenspeicherung: Zwar ist eine Speicherungspflicht in dem vorgesehenen Umfang nicht von vornherein schlechthin verfassungswidrig. Es fehlt aber an einer dem Verhältnismäßigkeitsgrundsatz entsprechenden Ausgestaltung. Die angegriffenen Vorschriften gewährleisten weder eine hinreichende Datensicherheit, noch eine hinreichende Begrenzung der Verwendungszwecke der Daten. Auch genügen sie nicht in jeder Hinsicht den verfassungsrechtlichen Transparenz und Rechtsschutzanforderungen. Die Regelung ist damit insgesamt verfassungswidrig und nichtig.und Demzufolge können die Vorschriften auch nicht in eingeschränktem Umfang übergangsweise weiter angewendet werden, sondern verbleibt es bei der gesetzlichen Regelfolge der Nichtigerklärung. Ich hab jetzt leider keine Stelle gefunden, wo für die Verfassungsbrecher Bussgeld oder Haft gefordert wird. Oder Heute Abend wirds sicher wieder jede Menge Leute geben, die sich routiniert darüber freuen, dass dieses wegweisende Urteil endlich Rechtssicherheit schafft, wie weit man als Gesetzgeber die Verfassung belasten darf. Unser Innenminister fängt schonmal damit an. Die Reaktion ist verständlich. Man hat es leichter im Leben wenn man in jedem Strafzettel nur einen wichtigen Hinweis sieht, dass man grundsätzlich schon richtig parkt, lediglich bei der Interpretation dieser blau-roten durchge-x-ten Schilder am Strassenrand von der StVO leicht abweicht. Sunday, 24. January 2010Eine Frage der WortwahlNennt man seine Spielzeugflugzeuge "Drohnen", klingt das gleich nach Überwachung und alle fühlen sich bedroht und malen Orwell an die Wand. Geschickte Leute nennen ihre Polizeidrohne "SensoCopter", gestalten sie bewusst niedlich und leicht und lassen sie schon seit zwei Jahren über sächsischen Fussballstadien kreisen. Das ist gut, weil "Jetzt geht's Hooligans an den Kragen". Dass das Ding zumindest im ersten Jahr nichts verwertbares an Fotos brachte, ist dabei nicht so wichtig, weil von ihm geht eine generalpräventive Wirkung aus:
Tuesday, 29. December 2009Nicht mehr nackt?In meiner naiven Vorstellung funktionieren Terahertz-Scanner ja genauso wie diese Röntgenbrillen, die an Leute verkauft werden, die noch naiver sind als ich. Und der technisch perfekte, modernste Nacktscanner funktioniert eben besonders gut: Das Motiv ist auf dem Bild besonders nackt, extrem scharf, sehr kontrastreich, hochauflösend, vor allem aber unbedingt nackt! Über die ethische und ästhetische Problematik beim Einsatz dieser Kisten kann man ja unterschiedlicher Meinung sein. Die Aussagen unserer FDP-Politiker zu den Scannern lassen sich aber ganz schwer mit meiner Vorstellung in Übereinstimmung bringen: Der Parlamentarische Geschäftsführer Jörg van Essen sagte dem WDR, die Ablehnung seiner Partei habe sich nur gegen die erste Generation der Geräte bezogen, weil dort der Eingriff in die Intimsphäre im Vergleich zum Sicherheitsgewinn zu groß gewesen sei. Inzwischen gebe es aber eine Weiterentwicklung der Geräte, sagte van Essen. Unser Bundesdatenschutzbeauftrager hatte bislang offenbar ähnliche Vorstellungen von diesen Scannern: Mich auch... Nachtrag 30.12.: Unser Innenminister konkretisiert heute das ganze. Zukünftige Entwicklungen (also welche, die es noch nicht gibt, das müssen also andere Geräte als die vom Herrn van Essen sein) werden nur so eine Art "Strichmännchen" zeigen. Alles ausser Waffen wird von dem Gerät versteckt, nur gefährliche Dinge werden dem Kontrolleur gezeigt. Das alles sei schwierig, aber "wenn es gelingt ein wirklicher Fortschritt". Allerdings spricht der Minister im gleichen Interview von "Millimeterhertz-Wellen". Falls das kein Fehler der Süddeutschen Zeitung ist, lässt das gewisse Zweifel daran aufkommen, dass er ausreichend und verständlich über die technischen Neuerungen unterrichtet wurde. (Bild aus der flickr-Sammlung von Quasimondo, unter CC-BY-NC-Lizenz) Wednesday, 21. October 2009Entwarnung vor sozialen NetzenLiebe Kinder und Jugendliche, entgegen dem üblichen Gezeter der Datenschützer wegen irgendwelcher verlorenen Daten bei irgendeinem Schülernetzwerk
kann ich da völlige Entwarnung geben. Wer Eure Daten haben will, hat sie schon. Er muss nur ein bisschen Kohle springen lassen und er weiss mehr über Euch als Eure Eltern. Natürlich nicht Eure Lieblingsmusik, oder in wen Ihr gerade verknallt seid, aber das wissen Eure Eltern ja auch nicht. In diesen Dingen müsst Ihr also nach wie vor sorgfältig auf Datenschutz achten, aber auf Eure Kontodaten, Eure Mailadressen, Handynummern, Krankheiten, oder Euren Kontostand sicher nicht mehr. Es sei denn, Ihr passt auch sonst wirklich gut auf, mit wem Ihr Geschäfte macht.
Ihr seht, ihr kommt da nicht mehr aus, damit müsst Ihr einfach leben. Also keine falsche Zurückhaltung in den Communities. Dort müsst Ihr nur noch auf Daten aufpassen, die Eure Klassenkameraden oder Eure Lehrer nicht wissen dürfen. Falls Ihr in den hässlichsten Typen der Schule verliebt seit, heimlich Volksmusik hört, oder wie Ihr Eure Lehrer mobben wollt. Das sind Eure wahren Geheimnisse. Mit Adresse, Telefon, Geburtsdatum, Kontonummer und Mailadresse könnt Ihr keinen Profi mehr für Euch begeistern. Der kauft einfach Eure Daten, 50 Stück für ein Cent: 4 Millionen Kontonummern frisch aus dem Lottocallcenter gibts schon für 850 Euro und da bekommt man noch 2 Millionen Adressen ohne Konto dazugelegt. Beim Message schreiben und Mailen ist es übrigens egal, wie Ihr das macht. Eure Texte hat eh der Provider. Da müsst Ihr Euch nur überlegen, ob web.de, gmx, Google, lokalisten oder irgendVZ der Zuverlässigere ist. Einziger Vorteil von Communities ist halt, dass die nicht dem Schäuble seine Vorratsdatenspeicherung umsetzen müssen, weil die Politiker noch nicht gemerkt haben, wo Ihr Euch die ganze Zeit rumtreibt. Die denken tatsächlich Ihr würdet alle diese @-Briefe tippen.
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