Wednesday, 21. October 2009
Liebe Kinder und Jugendliche,
entgegen dem üblichen Gezeter der Datenschützer wegen irgendwelcher verlorenen Daten bei irgendeinem Schülernetzwerk
Der Fall zeigt, dass man sich überlegen muss, wo man Daten preisgibt,
speziell im Internet", sagte Schaar der "Berliner Zeitung". Daten, die
im Internet stehen und von einer großen Zahl von Menschen genutzt
werden, können nur schwer gegen Missbrauch geschützt werden
kann ich da völlige Entwarnung geben. Wer Eure Daten haben will, hat sie schon. Er muss nur ein bisschen Kohle springen lassen und er weiss mehr über Euch als Eure Eltern. Natürlich nicht Eure Lieblingsmusik, oder in wen Ihr gerade verknallt seid, aber das wissen Eure Eltern ja auch nicht. In diesen Dingen müsst Ihr also nach wie vor sorgfältig auf Datenschutz achten, aber auf Eure Kontodaten, Eure Mailadressen, Handynummern, Krankheiten, oder Euren Kontostand sicher nicht mehr.
Es sei denn, Ihr passt auch sonst wirklich gut auf, mit wem Ihr Geschäfte macht.
- Die Telekom zum Beispiel müsst Ihr meiden. Weil die verhökert Eure Daten an Callcenter, die Euch dann Telefontarife aufs Aug drücken. Das wäre nicht so schlimm, aber die Callcenter verhökern Eure Daten dann weiter, an noch schmierigere Callcenter, die Euch Telefontarife aufs Aug drücken.
Der Unterschied zwischen den ersten, legalen, Callcentern und den zweiten, skandalös illegalen ist, dass die illegalen auch noch die Telekom bescheissen. Für Euch kommts aber aufs gleiche raus. Der Skandal betrifft nicht die Belästigung am Telefon oder Euren Tarif. Nur das Kopfgeld, das für Euch bezahlt wird ist ein bisschen höher.
- Beim Handy solltet Ihr auch kein T-Dings nehmen, die Hälfte der Kundendaten von denen ist nämlich auch schon veröffentlicht, auf Eure Handynummer müsst Ihr dann jedenfalls schon nicht mehr aufpassen.
- Lottospielen wäre auch keine gute Idee. Die üblichen Geschichten halt mit Callcentern. Name, Adresse, Telefon, Geburtsdatum, Kontonummer, alles verraten und verkauft.
- Auch krankenversichert sein ist gefährlich. Eure gesetzliche Krankenkasse könnte Euch und Eure Krankheiten an Anbieter von privaten Krankenversicherungen verkauft haben.
- Versichert sein ist eigentlich generell schlecht. Auch andere Versicherungen verlieren gern mal ein paar Eurer Daten.
- Die Polizei müsst Ihr auch meiden, weil wenn die Euch kontrollieren, flutscht ihnen schon auch mal der Einsatzbericht auf die Homepage.
- Ferienjobs sind was feines, aber nicht in der Lebensmittelbranche. Falls doch, fragt doch Euren Chef dort, ob Ihr die Videoaufnahmen aus dem Umkleideraum zu youtube hochladen dürft. Dann hätten alle was davon.
Ihr seht, ihr kommt da nicht mehr aus, damit müsst Ihr einfach leben. Also keine falsche Zurückhaltung in den Communities. Dort müsst Ihr nur noch auf Daten aufpassen, die Eure Klassenkameraden oder Eure Lehrer nicht wissen dürfen. Falls Ihr in den hässlichsten Typen der Schule verliebt seit, heimlich Volksmusik hört, oder wie Ihr Eure Lehrer mobben wollt. Das sind Eure wahren Geheimnisse. Mit Adresse, Telefon, Geburtsdatum, Kontonummer und Mailadresse könnt Ihr keinen Profi mehr für Euch begeistern. Der kauft einfach Eure Daten, 50 Stück für ein Cent: 4 Millionen Kontonummern frisch aus dem Lottocallcenter gibts schon für 850 Euro und da bekommt man noch 2 Millionen Adressen ohne Konto dazugelegt.
Beim Message schreiben und Mailen ist es übrigens egal, wie Ihr das macht. Eure Texte hat eh der Provider. Da müsst Ihr Euch nur überlegen, ob web.de, gmx, Google, lokalisten oder irgendVZ der Zuverlässigere ist. Einziger Vorteil von Communities ist halt, dass die nicht dem Schäuble seine Vorratsdatenspeicherung umsetzen müssen, weil die Politiker noch nicht gemerkt haben, wo Ihr Euch die ganze Zeit rumtreibt. Die denken tatsächlich Ihr würdet alle diese @-Briefe tippen.
Sunday, 18. October 2009
Was ist eigentlich so tolles dran an einem Rapidshare-Premium-Zugang, dass irgendwelche blöden vietnamesischen Rechner seit Tagen über unseren Proxy versuchen, sich anzumelden? Und gibts wirklich so viele Leute, deren Benutzernamen und Passwort gleich lauten, dass sich diese Art von Wörterbuchattacke lohnt? Ausgerechnet diese Leute nehmen dann echt "Ancistrocladaceae", "Antennariidae" und "Americanwhitehellebore" als Anmeldenamen und Passwort?
Vor 50 Jahren meldete die Zeit, dass die US Army auf die Entwicklung von atomgetriebenen Panzern verzichten will. Zu gross, zu schwer und zu teuer. Kurz darauf hat dann auch die Air Force darauf verzichtet, Flugzeuge damit zu betreiben. Es war auch kein gutes Konzept, jeden Testflug von einem Transportflugzeug mit einem Zug Marines begleiten zu lassen, die bei Unfällen mit dem Fallschirm abspringen und die Absturzstelle abriegeln sollten...
Beim Automobilbau war der Atomausstieg ein echter Verlust, vom Standpunkt des Designs gesehen. Ford hat sich mit der Studie des "Ford Nucleon" echt Mühe gegeben und auch der "Simca Fulgur" machte eine gute Figur, währen die Russen wohl eher an Nutzfahrzeuge dachten.
Kaum zu glauben, wie aufgeschlossen die Leute damals der Atomenergie zunächst gegenüberstanden, aber letztendlich hat doch die Vernunft gesiegt...
Bild: Simca Fulgur, aus der Flickr-Sammlung von "Hugo90"
Früher mussten Leute, die fernab der Zivilisation im Himalaya neue Wege suchten, spuren lesen können. Die Wege waren ja nur für Touristen neu, die Einheimischen haben da schon meisstens Spuren in Form von Pferdeäpfeln, Yakmist, Steinmandln und Gebetsfahnen hinterlassen. Heute macht man das anders. Der moderne Mensch kann schon zuhause per Google-Fernerkundung Pfade erkunden. Die Luftbilder sind dazu noch nicht so gut, aber die Spuren anderer Touristen sind auch im Internet zu finden.
 Ich hab gestern eine Einladung zum Bergfilm-Festival bekommen und wollte mal schauen, was man bei Google-Maps vom Himalaya findet. Der Teil davon, den ich kenne, ist eher schlecht erfasst, lediglich die Luftbilder sind recht schön. Was aber daran liegt, dass die Gegend dort recht gross ist und ein Gletscher mit 2km breite halt keine hohe Auflösung braucht um deutlich erkennbar zu sein. Ich hab auch unsere Wanderung durch die Gegend nicht nachvollziehen können, bis ich auf die deutlichen Spuren der Vorgänger stiess. Bei eingeschalteten Fotos und Wikipedia-Links tauchen die Wege nämlich auf, markiert durch die moderne Form des Steinmandls, das geographisch verortete Bild im Web. Der östliche ausgetretene Weg führt über den Shingo La, deutlich verknipst dank Reiseveranstaltern wie Hauser, die den als Teil ihres "Zanskar-Trek" anbieten. Der westlich Weg von Padum nach Süden über den Kang La ("La" heisst dort "Pass") und den Miyar-Gletscher ist wohl immer noch wenig begangen, aber schon deutlich markiert. Es reicht jedenfalls aus, den Weg auch auf einem Satellitenbild zu markieren (eines von der NASA mit Ortsnamen von der NGA, Google bietet noch ein oder zwei Zoomstufen mehr, aber die darf ich ja hier nicht wiedergeben und selbst bemalen).
 Das alles ist natürlich kein Vergleich zu dem hochpräzisen Kartenmaterial, das uns zur Verfügung stand. Und ausserdem hatten wir noch den Yakmist...
Monday, 12. October 2009
Ich finds nett, wie sehr unsere Innenpolitiker von der Union die FDP loben, weil die immer so brav alle Bürgerrechtsbewegtheit fallen lässt, wenn sie in irgendeine Regierung kommen. Ist schon fast gemein, so viel Applaus von der falschen Seite zu spenden.
Letzte Woche Wolfgang Bosbach:
Bei den Koalitionsverhandlungen in Bayern hat die
FDP die Online-Durchsuchung aus dem Polizeigesetz nicht heraus
verhandelt, und in Nordrhein-Westfalen war es der liberale
Innenminister Ingo Wolf, der die Online-Durchsuchung sogar für den
Verfassungsschutz wollte. Ich gehe daher davon aus, dass die FDP auch
im Bund die Realität akzeptiert.
und gestern Joachim Herrmann:
In unserer Koalition in Bayern
konnten wir auch die FDP überzeugen, die grundsätzliche Möglichkeit
von Onlinedurchsuchungen nicht in Frage zu stellen. Deshalb bin ich
zuversichtlich, dass wir auch bei den Koalitionsverhandlungen mit
der FDP in Berlin eine gute Lösung finden werden.
Die beiden Unionspolitiker haben recht: Die FDP kann alle wirklich zufrieden stellen. Die Hardliner freuen sich über den überwachungsgeilen FDP-Innenminister, der verfassungswidrige Gesetze machen lässt, und die Bürgerrechtler findens toll, dass noch ein paar liberale Liberale die Ära Kohl überlebt haben und gegen den Parteifreund beim Verfassungsgericht gewinnen.
Die FDP wehrt sich auch schon gegen das Lob:
"Herr Bosbach versucht zu Beginn der Koalitionsverhandlungen
Nebelkerzen zu werfen." Zu keiner Zeit habe NRW derart weitgehende
Befugnisse beschlossen, wie in der Online-Durchsuchung beim BKAGesetz
geschehen. Die Polizei verfüge nach der Strafprozessordnung zudem
bereits über ausreichende rechtsstaatliche Befugnisse. "Sie kann als
Mittel die richterlich angeordnete Beschlagnahmung nutzen."
Den Zusammenhang mit der Beschlagnahmung verstehe ich nicht, um den feinen Unterschied zwischen "heimlich Schnüffeln" und "An der Türe klingen, sagen wer man ist und dann beschlagnahmen" gehts ja eben bei der Online-Durchsuchung. Aber wenn die "nicht weitgehenden" Befugnisse schon in Karlsruhe scheitern, dann müssen wir uns keine Sorgen machen. Dann geht der Prozess von FDP-Mann Gerhart Baum gegen die das BKA-Gesetz der Bundesregierung genauso aus wie sein Prozess gegen den Landesminister und Parteikollegen.
Ich hoff ja nur, der Herr Baum hat auch ein paar Lehrlinge in seiner Partei, der ist schon 77 und kann vermutlich nicht mehr lange gegen jedes Gesetz selber klagen. Ich fürchte aber die Jungen dort kommen eher nach Westerwelle...
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