Monday, 8. November 2010Hauptsache GoogleEdén Pastora Gómez war früher mal als Nicaraguanischer Guerilliaführer namens Commandante Cero als Kommandeur der Südfront im Costaricanischen Grenzgebiet tätig, bevor er für die Sandinisten Vizeinnen- und Vizeverteidigungsminister wurde. Der Mann hat eigene Vorstellungen vom Grenzverlauf, weil er ein paar Verträge auf eigene Weise interpretiert. Er gilt als wenig konfliktscheu gegenüber dem Nachbarn und durchaus als ortskundig in seinem ehemaligen Operationsgebiet. Zur Zeit beschäftigt er sich als Flussbaumeister für den Grenzfluss, der aus wirtschaftlichen Gründen ein Streitpunkt geworden ist. Im Rahmen dieser Tätigkeit schnappt er sich ein paar Bewaffnete, baggert an "seinem" Fluss herum und überrascht die Costaricanischen Bauern am Südufer mit der Nachricht, dass sie auf Nicaraguanischem Grund siedeln. Das alles wohl wissend, dass er damit gegen die allgemeinen Ansichten vom Grenzverlauf verstösst. Und als dann irgendwer sagt "Schaut mal, sogar Google hat die Grenze so eingezeichnet, wies der Commandante sieht", wird die Nachricht auch bei uns interessant. Und in der hiesigen Presse wird aus dem Commandante ein dümmlicher Grenzpostenkommandant, der nach Google-Maps navigiert, versehentlich ins Nachbarland einmarschiert und Google verursacht fast einen Krieg... Wednesday, 3. November 2010GeodatenschutzWoran liegts nur, dass unsere Politiker so gerne auf Streetview schimpfen, und dabei das Wort "Geodaten" verwenden? Mir fällt ja fast kein Beispiel ein, wo Geodaten irgendwie schützenswert sind. Ich hab Angst, dass es immer schwieriger wird, ganz alltägliche Daten zu erheben oder Städte zu knipsen, blos weil das irgendwas geographisches an sich hat und plötzlich unter den Schutz der Bürger vor Fassadenspannern fällt. Mal ein Beispiel: Das da links sind "Geodaten". Rechts daneben befindet sich oben eine mögliche Darstellung dieser Daten und darunter das Bild einer Hausfassade:
Es wäre berechtigt, wenn die Bewohner dieses Hauses oder deren Nachbarn nicht möchten, dass ihr Haus im Internet gezeigt wird und darauf hingewiesen wird, dass sie in einem derart prächtigen Haus wohnen. Oder zu welchem Zweck sie das Gebäude nutzen. Ob das allein für die Fotografie der Fassade von der Strasse aus gilt, darüber kann man streiten. Das ändert aber nichts an den Geodaten zu diesem Haus als Verkehrshindernis und Orientierungspunkt. Ein Stadtplan würde selbst gegen den Willen der Bewohner die Grenze zwischen Haus und Verkehrsfläche irgendwie einzeichnen um nicht versehentlich Fussgänger und Radler über die scheinbar unbebaute Fläche zu führen. Noch ein Beispiel: Wieder links Geodaten, rechts eine mögliche Darstellung derselben und darunter das Bild eines markanten Punktes der mittels solcher Daten lokalisiert werden kann:
Es ist möglich, dass der Mensch mit dem GPS-Gerät in der Tasche nicht möchte, dass jeder weiss, wo er am 16.10. um 10:04 GMT war. Oder dass er überhaupt jemals in der Gegend um 47.6 Nord 11.6 Ost war. Oder dass er zwei Stunden für 890 Höhenmeter braucht und dann eine Pause einlegen muss. Das ist sein gutes Recht und diesen Personenbezug und die Details dieser Wanderung geheim zu halten wäre Datenschutz. Die Information, dass bei 47.65278 Nord 11.64361 Ost ein 1601 Meter hoher Grasbuckel mit Kreuz steht, ist ein typisches nicht schützenswertes Geodatum. Das geheim zu halten wäre kein Datenschutz. Das wird aber sicher auch bald geschützt, wenn dauernd die Begriffe "Geodaten", "Bild von deinem Haus im Internet" und "Personenbezogene Daten" vermischt werden, weil man glaubt, das käme beim Volk grad leicht verständlich an. (Die Karte, der Grundriss und die Daten zur Theatinerkirche sind von Openstreetmap unter cc-by-sa-Lizenz) Tuesday, 2. November 2010Päckchen für den KanzlerDass nahöstliche Terrorgruppen unserem Kanzleramt Bomben per Post schicken hat übrigens Tradition. Früher ging man allerdings im Interesse guter internationaler Beziehungen viel diskreter damit um, selbst wenn ein Polizist beim Aufmachen starb. Aus dem mutmasslichen damaligen Drahtzieher mit seinem auch sonst gerne ausgelebten Hang zu Sprengstoffattentaten wurde später ein allseits geachteter Friedensnobelpreisträger. Es besteht also Hoffnung, dass sich die Terroristen ändern... Monday, 1. November 2010HerbstlichtFriday, 29. October 2010Frenetisches rhythmisches KlatschenBei billigen Shows gabs früher ein Applausometer und gewonnen hat, wer lautere Fans hatte. Ich glaube, bei CSU-Parteitagen wird auch auf diese Weise der Gewinner ermittelt. Nur etwas ausgefeilter, gute Journalisten ermittelt die Zustimmung nicht nur aus Lautstärke und Dauer, sondern berücksichtigten auch Leidenschaftlichkeit, Nachdenklichkeit, Rhytmus und Frenetik. Hoffentlich wussten das auch die Delegierten.
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