Wednesday, 29. December 2010Das Sterben der HighscoresFrüher gabs mal highscorelisten, Ruhmeshallen des kleinen Mannes, damit man sich verewigen konnte, sich vergleichen konnte und angeben. Heute braucht man dazu ein Konto bei Facebook. Bei vernünftigen Spielen natürlich nicht, aber beim Spiegel Online geht man davon aus, dass jeder sowas hat. Ich glaube, ich geb einfach weiter hier damit an. Die Alternative, Mails mit vorformuliertem Subject zu tippen, ist peinlich. Und mit der Facebook-Anmeldung warte ich noch die paar Monate, bis Credits offizielles Zahlungsmittel werden. Monday, 20. December 2010Autovervollständigtes EuropaIch les gerne "strange maps" und den letzten Eintrag dort fand ich witzig: Man tippt einen Ländernamen bei Google ein, nimmt den ersten Vorschlag der automatischen Vervollständigung und trägt das in der Karte ein.
Ich glaube, das wirft einen ganz interessanten Blick auf unsere Vorstellungen von den Nachbarn. Bei einigen fällt uns natürlich nicht viel ein ausser "Vorwahl" oder "EU" (vermutlich eher als Frage: "EU?"). Viele suchen auch anscheinend lieber bei Google als bei Wikipedia selbst nach dem Artikel und einige Paarungen (Italien - Serbien, Deutschland - Belgien -Türkei) entstehen wohl durch Fussballfans. Ansonsten interessieren wir uns für Wetter, Urlaub und Reisen. Die Krise findet nur noch in Griechenland statt, in Island wohnen Pferde, über Polen machen wir Witze, im Kosovo herrscht Krieg, im Vatikan die Mafia und in Frankreich Streik. Andorra ist hierzulande eher als Roman bekannt, "Jersey Shore" scheint eine Fernsehserie zu sein. Nur zu Montenegro fiel Google heute einfach nichts ein. Die Nachtrag 21.12.: Ich hab eine Weltkarte dazu gebastelt, da kann jeder seine Lieblingsgegend selber vervollständigen lassen. Einige Karibikstaaten müssen damit Leben, dass ihre Attraktionen von gleichnamigen Dorfdiscos ausgestochen werden, Guatemala teilt das Schicksal Thüringens und Montserrat ist eine Opernsängerin. Äthiopien ist ebenso wie Polen für seine Witze berühmt. Die Suche nach Weihnachtsinsel wird zur Zeit vom Augsburger Weihnachsmarkt dominiert. Die Beschriftung wird aber täglich aktualisiert (zumindest solange Google seine URL für diese Funktion nicht ändert und meine Updates nicht als Aktion eines bösen Bots einstuft), sollte also kurzfristige Trends auch wieder abschütteln. Wednesday, 15. December 2010Schnäppchen zum FestMeistens mach ich mir ja Sorgen, wenn Geschädigte und Hobbynetzdetektive ihre Beweismittel über meine Ortungsseite sammeln. Aber hier hab ich keine Bedenken... Schon raffiniert, ein eBay-Händler sammelt längere Zeit positive Bewertungen und verhökert dann in der Weihnachtszeit tolle Schnäppchen. Über eine Homepage mit toller .de-Adresse, die in Rumänien gehostet wird, deren Besitzer im deutschen Örtchen Interlaken mit schweizer Postleitzahl lebt und deren Admin-C einen Hauseingang mit ein paar Einrichtungen der Uni München teilt. Ich hätte ja Angst, dass ich mir kurzfristig doch andere Geschenke suchen muss. Schwere WahlDie Parteien machen es dem Bürger nicht leicht. Wer die Entwicklung des Jugendmedienstaatsvertrags verfolgt hat, weiss eigentlich gar nicht, wen er mögen soll. Es ist zwar im Ergebnis begrüssenswert, falls dieses Machwerk wirklich morgen in NRW scheitern sollte, aber schön ist das nicht... Die Union ist eigentlich in jedem Bundesland dafür, aus Prinzip. Die SPD ist auch überall dafür, wo sie in der Regierung sitzt und zum Beispiel auch in Bayern, wo sie Opposition spielt. Ich glaube, sie sind auch deshalb eher dafür, weil der Vertrag aus dem Hause Kurt Becks stammt, der unter den Ministerpräsidenten für Mediendinge zuständig ist. Bisschen dagegen sein und Bauchschmerzen bei der Abstimmung vortäuschen ist aber auch gut, das wirkt modern, liberal und netzfreundlich. Die Grünen, die FDP und die Linken sind fast überall dagegen, wo sie in der Opposition sitzen, ausser in Thüringen, da waren die Grünen auch in der Opposition dafür. Wo sie in der Regierung sitzen, sind sie aber immer dafür. Man will den grossen Partner nicht verärgern und ausserdem bekommt man als Gegengeschenk von der SPD zum Beispiel ein neues Gesetz zu den Jobcentern in Berlin. Und überhaupt haben die Ministerpräsidenten den Vertrag ja schon unterschrieben und es steht dem Parlament nicht zu, bei der Ratifizierung nachträglich Kritik am Landesherrn zu üben. In NRW ist die Sache kompliziert. Da regiert Rot/Grün. Und die waren bis heute für den Staatsvertrag, eben weil sie an der Regierung sind. Da zählt auch nicht, dass die Unterschrift vom vorherigen Ministerpräsidenten geleistet wurde, Kontinuität ist wichtig. Allerdings regiert da eine rotgrüne Minderheitsregierung. Und deshalb ist jetzt auch die CDU gegen den Staatsvertrag, obwohl ihr alter Chef den unterschrieben hat. Weil wenn man der Regierung eins auswischen kann, zählen keine Prinzipien mehr, da gehts um höhere Werte. Sollte nämlich die Opposition aus Linken, FDP und CDU geschlossen dagegen votieren, könnte man der SPD/Grünen-Regierung eine Abstimmungsniederlage beibringen. Eine Abstimmungsniederlage der Regierung ist praktisch der Untergang der Demokratie, muss also um jeden Preis verhindert werden. Also wollen jetzt SPD und Grüne auch gegen den Vertrag stimmen. Dann wären sie auch bei den Gewinnern und ausserdem hatten sie ja schon immer Bauchschmerzen. Machiavelli hätte seine Freude an diesem Schauspiel. Aber angenommen, ich möchte meine Wahlentscheidung nach Standpunkten und Programmen treffen statt nach Unterhaltungswert, ich wüsste nicht, warum ich überhaupt wählen sollte. Nachtrag 16.12.: Es kam wirklich so. Eben wurde der JMSTV in NRW abgelehnt. Einstimmig, alle Parteien, die woanders dafür waren, waren also heute in Düsseldorf dagegen. Talk live aus KundusDass unser Veteidigungsminister seine Gattin nach Afghanistan mitnimmt, finde ich nicht schlimm. Was Wulff, Westerwelle und Seehofer bei ihren Auslandsreisen machen, soll der auch dürfen. Traditionen für protokollarisch korrekte Frontbesuche des Kriegsministers gibt es seit einiger Zeit nicht mehr, die müssen sowieso neu eingeführt werden. Und dass Bildredakteure und -leser beim Anblick dieser Ministersgattin quietschend in Ohnmacht fallen, dafür können die beiden nichts... Dass er aber seinen Haustalkmaster mitschleppt, find ich schräg. Wenn schon Truppenbetreuung, dann könnte er von grossen transatlantischen Vorbildern lernen. Da hätten die Soldaten was davon und der Heimatfront kann auch Herr Kerner nicht den Sinn dieses Krieges erklären.
(Bilder: Bob Hope 1944, USAMHI, , public domain; Raquel Welch 1967 aus der flickr-Sammlung von x-ray_delta_one, cc-by-sa; Dallas Cowboys Cheerleaders 1999, DoD, Helene C. Stikkel, public domain)
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