Monday, 13. December 2010Update der SpiegellisteIch hab mal meine Länderliste der Wikileaks-Mirrors neu gemacht. Viel hat sich seit letzter Woche an der Verteilung auf Staaten nicht geändert, es sind nur wieder ein paar mehr geworden. Mich fasziniert dieses System. Früher musste man viel Geld ausgeben und spezialisierte Provider wie Akamai bezahlen, um seine Information weltweit zu verteilen. Und wäre bei problematischen Inhalten dann wieder den AGBs und dem vorauseilenden Gehorsam dieser Firmen ausgeliefert. Alternativ gabs natürlich auch immer P2P oder Darknets, aber mit Diensten für Freaks erreicht man halt keine Öffentlichkeit. Inzwischen reicht aber auch ein einfacher Aufruf, ein bisschen Hilfestellung und vor allem ein interessantes Projekt und hunderte Serverbetreiber stellen ein bisschen Platz zur Verfügung und geben einem einen Account. Sogar Zeitungen helfen mit und basteln Umleitungen zu aktuell erreichbaren Mirrors. (Die vollständige Liste gibts wieder hier, Karten könnt Ihr Euch selber draus machen) Nachtrag 16.12.: Es werden immer mehr, aber ausser dass neuerdings auch in Libyen vier der 2194 Seiten gehostet werden, hat sich aber nicht viel geändert. Zur Liste und zur Karte. Saturday, 11. December 2010Guttenberg GedenkmünzeFalls noch jemand ein Weihnachtsgeschenk sucht: Die edle Silber-Gedenkprägung "Karl-Theodor zu Guttenberg" hat sicher noch nicht jeder Fan und der Silberpreis explodiert! Der Anlass des Gedenkens wird leider nicht erwähnt und ob weitere Bundesminister oder -kanzlerinnen folgen werden wissen wir leider auch nicht. Dem Geehrten selbst ist die Sache anscheinend eher peinlich, aber das wird die Freude des Beschenkten sicher nicht trüben. (Bild aus dem Kleinanzeigenmarkt der Motorwelt) Tuesday, 7. December 2010Verteilung der SpiegelUnsere Provider stehen gar nicht schlecht da bei der Tolerierung von Wikileaks-Mirrors, die meissten Spiegel stehen in Deutschland. Es gibt zwar Provider, die das nicht erlauben, aber das Gros der Hoster scheint mitzuspielen. Oder kümmern sich zumindest nicht darum, was ihre Kunden treiben, solange keine Beschwerden kommen. Grosse Länder kommen ja bei diesen Auswertungen immer recht gut weg. Nach Einwohnern gerechnet stehen die Niederlande an erster Stelle, gefolgt von Schweden, Deutschland, der Schweiz, Norwegen, Estland und Frankreich. (Die vollständige Liste gibts hier, Karten könnt Ihr Euch selber draus machen) Update 8.12.: Am 7.12. Abends gabs eine neue Liste. Reihenfolge, Zahlen und Karte beziehen sich jetzt auf diese. Insgesamt gabs 1005 URLs, die sich in 926 IPv4-Adressen auflösen liessen, der Rest war schon wieder gelöscht oder war eine doppelte URL zu einer IP-Adresse. 925 davon liessen sich lokalisieren. Die oben verlinkte Meldung, dass Hetzner keine Mirrors dulden will, stimmt inzwischen nicht mehr. Kleiner MaulwurfWikileaks Cablegate ist sowas wie der Starkbieranstich auf dem Nockherberg: Wer nicht vom Diplomatischen Corps derbleckt wird, ist ein Niemand. Seit die FDP einen richtigen Maulwurf ausgegraben hat, fühlt sich die CSU zurückgesetzt und will jetzt auch echte Verräter haben, mindestens eine Zweierbande. Bei der internationalen Bedeutung der lokalen Staatspartei langt das natürlich nicht zu einem echten Thriller, aber man bemüht sich um ein bisschen Agenten-Flair. Irgendwer hat den Amis nach Seehofers Bild-Interview gesteckt: State Chancellery and Ministry officials, including the State Secretary for Federal and European Issues, told the Consul General in a private meeting on December 8 they were "embarrassed by Seehofer's remarks" and suggested he had reacted "like a populist" to recent opinion polls that showed 69 percent of Germans opposed sending more German soldiers to Afghanistan. (NOTE: Another recent poll reported that 69 percent favored immediate withdrawal.) Dass man ein wenig verlegen wird, wenn im Kontakt mit ausserbayerischen Menschen das Gespräch auf die jeweils letzte Rede des Ministerpräsidenten kommt, geht eigentlich jedem hier so. Und dass er sich "wie ein Populist" verhält, würde ich dem Generalkonsul auch sagen, wenn er mir einen Kaffee spendiert und auch ein bisschen was erzählt. Verwunderlich ist vielleicht, dass auch höhere Funktionäre aus Partei und Staat das so empfinden. Die sollten ja durch jahrelanges Training weniger empfindlich auf Populismus ansprechen. Dafür sind die betroffener als zum Beispiel ich, weil sie sich schlecht vom Chef distanzieren können, was die Peinlichkeit erhöht. Friday, 3. December 2010Nur feste auf die Füsse des GesindelsIch hab mir mal ein paar alte geleakte diplomatische Telegramme durchgelesen, um zu sehn, ob sich viel verändert hat in den letzten 100 Jahren. Die Dokumente stammen alle aus den vier Wochen vor Ausbruch des ersten Weltkriegs und zeigen die Bemühungen der europäischen Diplomatie, den Krieg entweder zu verhindern oder wenigstens für das eigene Land günstig ausgehen zu lassen. Es hat sich was geändert. Die Telegramme enthielten kaum persönliche Bemerkungen und waren viel höflicher. Es wimmelt von wortreichen Formulierungen wie "Ew. Hochwohlgeb. wollen umgehend der königlich Belgischen Regierung hiervon Mitteilung machen..." was bei handchiffrierten Texten sicher mühsam war. Nicht geändert hat sich allerdings die Indiskretion der Diplomaten. Der französische Botschafter in Berlin konnte schon mal erst seinem deutschen Gesprächspartner Vertraulichkeit zusichern und den Inhalt der Unterredung dann brühwarm nach Paris kabeln. Ebenfalls nicht geändert hat sich die Angst vor Leaks. Der deutsche Botschafter in Wien und der österreichische Aussenminister jedenfalls hatten die:
Denkbar undiplomatisch dagegen sind die handschriftlichen Bemerkungen des deutschen Kaisers, der wichtige Briefe gerne kurz am Rand kommentierte. Wilhelm II ging ja sowieso schon eher offen mit seiner Meinung um, aber da hat er wirklich die Sau rausgelassen. Zur nationalen Würde Serbiens:
Zur Bemerkung, dass man Balkanvölker nicht mit dem Massstab europäischer Kulturvölker messen sollte:
Zur Bemerkung, dass die Russen das vielleicht anders sehen:
Zum Einwand aus Russland, dass man weiss, was man dem monarchischen Prinzip schuldet:
Zur möglichen Verlagerung der serbischen Regierung nach Nisch, also weit weg von der Grenze zu Österreich:
Gut, dass das erst Jahrzehnte später an die Öffentlichkeit geraten ist. Womöglich wären Menschenleben gefährdet worden oder gar ein Krieg ausgebrochen. Zumindest hätten aber die Serben den Deutschen und Österreichern den Krieg erklärt statt andersrum. Alle Zitate aus "Juli 1914. Die europäische Krise und der Ausbruch des Ersten Weltkriegs" von Imanuel Geiss. Bild von der Library of Congress, Public Domain.
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