Friday, 25. September 2009Kann man auch nur zweitstimme angeben?Und weil die letzten Tage via google massenweise derartige Fragen kommen (und hier nicht beantwortet werden, sorry): Geht zur Bundeszentrale für politische Bildung und schaut Euch die Videos an. Lest Wikipedia. Oder klickt zur Bild. Die erklärt, wie das mit dem Ankreuzen funktioniert. Ganz im Ernst, ohne Ironie. Keinesfalls sollte man der Versuchung erliegen, die "Basiswissen-Fragen" bei Spiegel Online "Sind Sie fit für die Wahl?" zu beantworten. Da kommt man sich danach ganz geil gebildet vor, weil man weiss, wer den Text unserer Nationalhymne geschrieben hat. Oder man fühlt fühlt sich doof und wahlunwürdig und bleibt am Sonntag zuhause. Zur Strafe wird unser Parlament dann von Oberlehrern gewählt, die glauben, Quizwissen über den Texter Hoffmann von Fallersleben oder dass es zwei Politiker namens Gerhard Schröder gab, hätte irgendwas mit politischer Bildung, staatsbürgerlichem Basiswissen oder Wahlfitness zu tun. Thursday, 24. September 2009Da denkt man immer ...
die Kinderpornokonsumenten sitzen finsteren Kellern, oder wenigstens in oppositionellen Randgruppenparteien. Aber in Wirklichkeit sitzen die erst als Abgeordneter der CSU in der Kinderkommission des Bundestages und arbeiten dann im Bayerischen Sozialministerium und kümmern sich um die lieben Kleinen... Ist natürlich kein Wunder, Ermittlungsverfahren können von Staatsanwaltschaften in solchen Fällen ja sehr diskret durchgeführt werden. Nur gelegentlich wird ein öffentlicher Vorgang daraus. Wednesday, 23. September 2009Wen wählenBei "wen wählen" kann man das lustige Ankreuzspiel "Welche Partei behauptet meiner Meinung zu sein" jetzt auch für die einzelnen Wahlkreiskandidaten spielen. Eine gute Gelegenheit, sich die Leute auch mal anzusehen. Auch die Chancenlosen, die trotzdem Wahl für Wahl an der Plakatwand hängen, was mir ehrlich Respekt abringt... Eigentlich ists fast egal, es gewinnt eh der von der CSU, war schon immer so. Ich glaube aber auch sonst wärs egal, wer gewinnt. Aus meinem Wahlkreis waren im Bundestag zu Beginn vier Kandidaten vertreten, zwei gingen verloren.
Ich glaube ja, das Konzept der regionalen Vertretung ist eh falsch, das sollte sich auch schon durch die Verteilung der Wähler regeln. Wahlkreise werden von Parteien als Pfründe vergeben. Die sind zwar wichtig, um parteiintern auf eine Hausmacht verweisen zu können und bei der CSU weil die ja kaum jemanden über die Liste reinbekommen. Aber echte Interessenvertretung ist damit nicht gemeint, zumindest merkt es keiner, wenn der Vertreter wegfällt. Mir zum Beispiel war unser FDP-Mann in Berlin völlig entfallen. Soweit ich weiss, wurde es auch im Kreis nie bedauert oder überhaupt thematisiert, dass uns zwei Stimmen in Berlin fehlen. Würde man das ernst meinen, könnte man den Wegfall ja als Problem sehen. Das Ergebnis meiner elektrischen Wahl ist übrigens verwirrend. Bei der Partei ist es relativ klar und entspricht dem Ergebnis vom Wahl-O-Mat (muss nur noch überlegen, ob ich das auch tu, was die Computer sagen). Bei den einzelnen Kandidaten ists aber schwierig. "wen wählen" lässt einen erst aussuchen, welche "Werte und Ziele" einem wichtig sind und fragt dann 56 "Thesen" ab, die man bewerten soll. Bei den Werten ergibt sich eine hohe Übereinstimmung mit einem Kandidaten, bei den Thesen liegen alle ungefähr gleich. Nicht in der Wertung, weil sie keine Lust hatten, schon wieder einen Fragebogen für ein irgendein Internet-Wahlspiel auszufüllen: Der Kandidat der CSU, einer von der Familienpartei, einer von der NPD, einer von der Rentnerpartei und einer von der Linken, sowie eine von der Freien Union, die aber in Bayern eh nicht kandidiert. Da könnte ich also nur sagen, ob ich die Partei wähle, aber nichts über den Kandidaten, ebenso wie über Parteien ohne Direktkandidaten (Piraten und BüSo) und alle anderen, bei denen weder Kandidaten noch Partei was angeben wollten. Im Odem.blog schreibt der Betreiber von "wen wählen" über die Antworten der Kandidaten zu netzbezogenen Themen. Man kann sich dort nämlich auch eine bestimmte These aussuchen und bekommt dann eine schöne Übersicht, wer dazu was zu sagen hatte. Da sind recht interessante Dinge dabei, auch von Parteien, bei denen man vielleicht denkt, man könnte sie wählen... Monday, 21. September 2009Neue alte KartenDa ich inzwischen gelernt hab, mit dem mapserver auch Rasterbilder zu verarbeiten und in eigenen Projektionen wiederzugeben, gibts hier mal wieder ein paar hübsche Weltkarten in exotischen Formen...
Die herzförmige Karte fasziniert mich ja schon seit ein paar Wochen: Neu dazugekommen ist die Projektion nach Ptolemäus' zweitem Entwurf: Die sieht zwar ein bisschen merkwürdig aus, vor allem wenn man den Südpol nicht abschneidet (da läuft die Erde spitz zu wie beim Herz oben). Aber die alten Kartenmacher fanden sie schön. Vermutlich, weil sie abgesehen von ihren guten karthographischen Eigenschaften und dem hohen Prestige des Erfinders so bequeme Sitzgelegenheiten für blasende Engel, mythische Gestalten und Prominente bietet:
Eigentlich hat der Herr Ptolemäus diese Art von Karten nicht für den ganzen Globus vorgesehen, die Spitzen an den Polen und die beiden Bögen links und rechts fallen im Original weg. Er wollte nur einen ca. 180x80-Grad-Streifen zeigen, der den Teil der Welt abbildet, der die alten Griechen, Römer und Ägypter interessierte. Also alles zwischen Atlantik im Westen, China im Osten, Zentralafrika im Süden und Skandinavien im Norden. Dieser Bereich war ihm natürlich noch nicht vollständig bekannt, aber man kann ja mal grosszügig die Projektion entwerfen und die Länder nach und nach reinzeichnen. In diesem kleineren Bereich, etwa einem Viertel der Erdoberfläche, wirkt die Karte auch recht unverzerrt: Ptolemäus unterschätzte den Erdumfangs und überschätzte die Ausdehnung Asiens. Er nahm an, dass die bewohnte Welt zwischen den Kanaren und der chinesischen Küste 180°, also einen halben Erdumfang einnimmt. Spätere Fehler beim Umrechnen und Übertreibungen der Strecken in China kamen noch hinzu. Deshalb fehlt hier wie in vielen Karten des ausgehenden Mittelalters
und der frühen Neuzeit jede Menge Wasser östlich von China. Eine
Fehleinschätzung, ohne die Kolumbus vermutlich nicht westwärts in Richtung Asien losgesegelt wäre... Bilder: Satellitenbilder für den Hintergrund der modernen Karten sind public domain von der Nasa (Blue Marble Next Generation), oben ein Julibild, unten eines vom Januar, das vermutlich der Vorstellung eines antiken Alexandriners vom hohen Norden am nächsten kommt. Wer sie mag, kann die Bilder gerne verwenden. Thursday, 17. September 2009GründerzeitIrgendwie merkwürdig. Einerseits feiert man die Piratenpartei als neue verjüngte Form der Grünen, die sich auf ein momentan brennendes Thema fokussieren und daraus dann eine "richtige Partei" formen, die auch auf anderen Feldern kompetent ist. Andererseits ist man viel strenger, wenn bei der Richtungssuche Fehler passieren oder man ein paar schräge Vögel in der Partei findet. Ich finds auch nicht gut, wenn in der Partei Leute sitzen, die grad mal einen Halbsatz oder einen Konjunktiv von der Holocaustleugnung entfernt sind. Und wenn der stellvertretende Vorsitzende der eher rechten "Jungen Freiheit" ein Interview gibt ohne die Zeitung zu kennen, find ichs auch nicht gut. Zumindest zeugt das von einem gewissen Beratungsbedarf über Medien ausserhalb des Netzes... Komisch finde ich nur, dass hier die Parallele zu den Grünen in ihrer Gründerzeit gar nicht mehr als Entschuldigung gesehen wird. Anscheinend ist die verwirrende Spurfindung der Grünen damals nicht mehr so bewusst. Die hatten damals auch ihre national gesinnten Konservativen im Bundestag sitzen (allerdings auf intellektuell höherem Niveau, da fällts nicht jedem sofort auf) und Linksextremisten in der Partei, die ein paar Jahre zuvor noch Ergebenheitsadressen an Pol Pot geschrieben haben. Von einigen haben sie sich dann getrennt, andere haben sich geändert oder wurden angepasst. Dass sich diese Leute dort versammelten war verständlich. Die Grünen waren ideologisch wenig festgelegt, sie waren einfach anders als die anderen und hatten als Grundsatz im Wesentlichen "Abrüstung" und "Umweltschutz". Da konnte sich alles mögliche vereinen, Nationalismus und Antiimperialismus ist kein Gegensatz und die Umwelt kann auch von Extremisten bestens geschützt werden. So gehts den Piraten heute auch. Im Wesentlichen ein Thema, "Freiheit im Netz, keine Überwachung" und bei allem anderen eher diffuses von halblinks. Das reicht noch nicht als politische Richtung aus, eine Festlegung in rechts/links wird ja nicht verlangt, aber ein politische Profil in mehr Gebieten wäre schon schön. Auch Faschisten sind für Meinungsfreiheit, solange sie Opposition sind und Kommunisten waren schon immer gegen Überwachung durch den Verfassungsschutz, allerdings erst seit kurzem gegen die der Stasi. Ich bin mir aber sicher, auch die Piratenpartei wird genauso wie die Grünen die ersten paar Jahre mit Selbstfindung verbringen, falls sie so lange durchhält und wenn alles wirklich schief läuft, passen die sich total an die anderen an und es geht ein zweiter Schily aus der Partei hervor...
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