Bei "wen wählen" kann man das lustige Ankreuzspiel "Welche Partei behauptet meiner Meinung zu sein" jetzt auch für die einzelnen Wahlkreiskandidaten spielen. Eine gute Gelegenheit, sich die Leute auch mal anzusehen. Auch die Chancenlosen, die trotzdem Wahl für Wahl an der Plakatwand hängen, was mir ehrlich Respekt abringt...
Eigentlich ists fast egal, es gewinnt eh der von der CSU, war schon immer so. Ich glaube aber auch sonst wärs egal, wer gewinnt.
Aus meinem Wahlkreis waren im Bundestag zu Beginn vier Kandidaten vertreten, zwei gingen verloren.
- Unsere mächtige schwarze Stimme aus der Provinz hat eine Ernennung zum Staatssekretär ereilt und er wurde durch eine Nachrückerin aus Würzburg ersetzt. Ich glaube nicht, dass unser Gewicht in Berlin dadurch stark reduziert wurde. Zur Kenntnis genommen wurde dieser Wechsel vermutlich nur im Kreisverband der Partei. Gab ja einen Kandidatenposten zu besetzen.
- Der gelbe Vertreter unserer regionalen Wirtschaft im Bundestag ist zum Minister aufgestiegen. Mag auch gut sein für die Region, aber im Bundestag sitzt jetzt ein Nachrücker aus Aichach und vertritt dortige regionale Interessen.
- Für die roten wurden wir vier Jahre lang von einem Abgeordneten betreut, bei dem sich vermutlich selbst seine Genossen wundern würden, wenn man ihnen erzählte, dass er für einen bayerischen Wahlkreis in Berlin sitzt. Immerhin hat er eine "Wahlkreisseite", die aus einer Pressemitteilung über die Wahl seiner Nachfolgerin und den Ergebnissen der letzten drei Wahlen besteht.
- Für die Grünen sitzt einer im Bundestag, der tatsächlich vier Jahre lang regionale Interessen vertreten hat, soweit das einem Grünen in der Opposition halt möglich ist.
Ich glaube ja, das Konzept der regionalen Vertretung ist eh falsch, das sollte sich auch schon durch die Verteilung der Wähler regeln. Wahlkreise werden von Parteien als Pfründe vergeben. Die sind zwar wichtig, um parteiintern auf eine Hausmacht verweisen zu können und bei der CSU weil die ja kaum jemanden über die Liste reinbekommen. Aber echte Interessenvertretung ist damit nicht gemeint, zumindest merkt es keiner, wenn der Vertreter wegfällt. Mir zum Beispiel war unser FDP-Mann in Berlin völlig entfallen. Soweit ich weiss, wurde es auch im Kreis nie bedauert oder überhaupt thematisiert, dass uns zwei Stimmen in Berlin fehlen. Würde man das ernst meinen, könnte man den Wegfall ja als Problem sehen.
Das Ergebnis meiner elektrischen Wahl ist übrigens verwirrend. Bei der Partei ist es relativ klar und entspricht dem Ergebnis vom Wahl-O-Mat (muss nur noch überlegen, ob ich das auch tu, was die Computer sagen). Bei den einzelnen Kandidaten ists aber schwierig. "wen wählen" lässt einen erst aussuchen, welche "Werte und Ziele" einem wichtig sind und fragt dann 56 "Thesen" ab, die man bewerten soll. Bei den Werten ergibt sich eine hohe Übereinstimmung mit einem Kandidaten, bei den Thesen liegen alle ungefähr gleich.
Nicht in der Wertung, weil sie keine Lust hatten, schon wieder einen Fragebogen für ein irgendein Internet-Wahlspiel auszufüllen: Der Kandidat der CSU, einer von der Familienpartei, einer von der NPD, einer von der Rentnerpartei und einer von der Linken, sowie eine von der Freien Union, die aber in Bayern eh nicht kandidiert. Da könnte ich also nur sagen, ob ich die Partei wähle, aber nichts über den Kandidaten, ebenso wie über Parteien ohne Direktkandidaten (Piraten und BüSo) und alle anderen, bei denen weder Kandidaten noch Partei was angeben wollten.
Im Odem.blog schreibt der Betreiber von "wen wählen" über die Antworten der Kandidaten zu netzbezogenen Themen. Man kann sich dort nämlich auch eine bestimmte These aussuchen und bekommt dann eine schöne Übersicht, wer dazu was zu sagen hatte. Da sind recht interessante Dinge dabei, auch von Parteien, bei denen man vielleicht denkt, man könnte sie wählen...