Irgendwie merkwürdig. Einerseits feiert man die Piratenpartei als neue verjüngte Form der Grünen, die sich auf ein momentan brennendes Thema fokussieren und daraus dann eine "richtige Partei" formen, die auch auf anderen Feldern kompetent ist. Andererseits ist man viel strenger, wenn bei der Richtungssuche Fehler passieren oder man ein paar schräge Vögel in der Partei findet.
Ich finds auch nicht gut, wenn in der Partei Leute sitzen, die grad mal einen Halbsatz oder einen Konjunktiv von der Holocaustleugnung entfernt sind. Und wenn der stellvertretende Vorsitzende der eher rechten "Jungen Freiheit" ein Interview gibt ohne die Zeitung zu kennen, find ichs auch nicht gut. Zumindest zeugt das von einem gewissen Beratungsbedarf über Medien ausserhalb des Netzes...
Komisch finde ich nur, dass hier die Parallele zu den Grünen in ihrer Gründerzeit gar nicht mehr als Entschuldigung gesehen wird. Anscheinend ist die verwirrende Spurfindung der Grünen damals nicht mehr so bewusst. Die hatten damals auch ihre national gesinnten Konservativen im Bundestag sitzen (allerdings auf intellektuell höherem Niveau, da fällts nicht jedem sofort auf) und Linksextremisten in der Partei, die ein paar Jahre zuvor noch Ergebenheitsadressen an Pol Pot geschrieben haben. Von einigen haben sie sich dann getrennt, andere haben sich geändert oder wurden angepasst.
Dass sich diese Leute dort versammelten war verständlich. Die Grünen waren ideologisch wenig festgelegt, sie waren einfach anders als die anderen und hatten als Grundsatz im Wesentlichen "Abrüstung" und "Umweltschutz". Da konnte sich alles mögliche vereinen, Nationalismus und Antiimperialismus ist kein Gegensatz und die Umwelt kann auch von Extremisten bestens geschützt werden.
So gehts den Piraten heute auch. Im Wesentlichen ein Thema, "Freiheit im Netz, keine Überwachung" und bei allem anderen eher diffuses von halblinks. Das reicht noch nicht als politische Richtung aus, eine Festlegung in rechts/links wird ja nicht verlangt, aber ein politische Profil in mehr Gebieten wäre schon schön. Auch Faschisten sind für Meinungsfreiheit, solange sie Opposition sind und Kommunisten waren schon immer gegen Überwachung durch den Verfassungsschutz, allerdings erst seit kurzem gegen die der Stasi.
Ich bin mir aber sicher, auch die Piratenpartei wird genauso wie die Grünen die ersten paar Jahre mit Selbstfindung verbringen, falls sie so lange durchhält und wenn alles wirklich schief läuft, passen die sich total an die anderen an und es geht ein zweiter Schily aus der Partei hervor...