Sunday, 31. August 2008Spannen bei Blut und Ehre
Ich geb zu, ich hab mir den Torrent der Blood&Honour-Daten auch runtergeladen, die die datenantifa sichergestellt und veröffentlicht hat. Aber dann hab ichs mir doch nicht installiert.
Bei aller Schadenfreude, so deutlich sollte man nicht damit prahlen, wie nützlich die heimliche Onlinedurchsuchung doch sein kann. Ausserdem fehlt mir die nötige Hintergrundinformation, um die Daten ordentlich auszuwerten. Nur in den privaten Messages irgendwelcher rechten Typen rumzuwühlen ist sicher unterhaltsam, aber auch irgendwie ein perverses Vergnügen... Mag sein, dass professionelle Antifaschisten und Polizisten da mehr rauslesen können, aber für mich wäre es das gewesen. Ausserdem hab ich Gewissensbisse: So funktioniert die Sache mit dem Datenschutz einfach nicht. Da unterschreib ich fleissig Petitionen und Massenklagen beim Verfassungsgericht gegen Vorratsdatenspeicherung und heimliche Durchsuchung und les dann die persönliche Post irgendwelcher Idioten. Und es macht mir Angst: Irgendwo gibts sicher auch Leute, in deren Umfeld eine Gruppe als böse gilt, der ich angehöre. Die finden es dann vielleicht auch in Ordnung, meine Beiträge in internen Foren dieser Gruppen und meine Briefe zu durchstöbern. Die Definition, was in den Augen "anständiger Menschen" "böse" ist, kann ja recht schnell geändert werden und eben das ist der Grund, warum wir Grundrechte lieber weltanschaulich neutral für jeden gelten lassen sollten. Egal obs gegen Antiglobalisierungsterroristen, Naziterroristen oder gegen linksextreme islamistische Kinderpornopiraten geht. Schliesslich will ich mich auch in Zukunft über rechtsextreme Verfassungsgegner aufregen können, die diese Gleichheit der Grundrechte in Frage stellen: "Zunehmende Schwierigkeiten habe er damit, dass ein Terrorist den gleichen Schutz des Grundgesetzes genießen solle wie jeder Bürger." Saturday, 30. August 2008UrlaubsbilderIn letzter Zeit gabs hier keine neuen Geschichten, dafür haben wir ein paar Urlaubsbilder aus Rhodos mitgebracht. Monday, 18. August 2008Warum in die Ferne schweifen?
Der Spiegel berichtet mit Grausen aus Burma, wo durchgeknallte Generäle sich drakonische Massnahmen zur Regulierung des Internets ausdenken:
Regeln, über die jedes westliche Computerkid vermutlich nur zahnspangenbreit grinsen kann. Regeln, die sich jemand wie General Than Shwe ausdenkt. Die Betreiber der Internetcafes sahen sich mit der Pflicht konfrontiert, über ihre Kunden regelrecht Buch führen zu müssen: Dazu gehörte die Registrierung des Kunden mit einer Kopie ihrer Personalpapiere. Damit nicht genug, soll der Cafebetreiber auch das Surfverhalten des Kunden beobachten und archivieren. Auch E-Mails müssen gespeichert werden, allerdings in verschlüsselter Form, denn lesbar sollen sie nur für die Polizei sein, die die Herausgabe der Dateien verlangen kann. Bis auf den 5-minütlichen Screenshot sehe ich da keine grossen Unterschiede zwischen asiatischen Diktaturen und europäischen Partnerstaaten. Und dass die Daten der Vorratsdatenspeicherung in Rangun per CD abgeliefert werden müssen, während sie in Rom nur zur Abholung bereitliegen müssen, macht keinen grossen Unterschied. Unsere Generäle vom Verfassungsschutz haben übrigens ganz ähnliche Vorstellungen: "Wünschenswert wäre eine gesetzliche Regelung analog der italienischen Vorgehensweise - also der Fertigung einer Kopie des Personalausweises in Verbund mit einer eindeutigen Benuzter-ID für die Dauer des Callshopbesuches." Die warten einfach nur auf die nächste europäische Harmonisierung. Saturday, 16. August 2008ZauberlehrlingSo, die Einbindung von OpenStreetMap in den Geocounter ist fertig. Der vorerst letzte störende Bug -- ein Popup, das bei jedem anklicken einen halben Zentimeter grösser wurde und nie kleiner -- ist beseitigt. Das dumme dran ist nur, ich bin nicht gescheiter geworden. Üblicherweise programmiert man ja sowas, hat danach irgendwas nützliches oder hübsches und ausserdem weiss man das nächste Mal, wie es geht. Dieser Effekt ist völlig ausgeblieben, ich stehe genauso da wie vorher und staune wie ein Kind, dass das Einfügen magischer Worte wie " AutoSizeFramedCloud = Open Layers. Class(OpenLayers .Popup. FramedCloud, ...); OpenLayers. Feature .prototype .popupClass = AutoSizeFramedCloud; " die Grösse des Popups dauerhaft gleich bleiben lässt, ohne zu wissen, was diese gerahmten Wolken eigentlich sind. Dafür kann ich jetzt sehr gut irgendwelche JavaScript-Stücke zusammenstöpseln, die ich irgendwo gefunden hab.Ich konnte leider auch kein Einsteigertutorial oder so zur OpenLayer- und OpenStreetMap-API finden. Alles was ich weiss, hab ich aus anderer Leute Quellcodes geklaut und ausser "Schau in meinen Quellcode, was da steht funktioniert, warum weiss ich nicht" kann ich auch kein Wissen weitergeben. Zum Glück ist das alles JavaScript und Ajax, das läuft bei den Besuchern im Browser, nicht bei mir auf dem Server. Ich hätte ja Angst, einen vom eigenen Programmierer so unverstandenen Haufen Code irgendwo ausserhalb der Sandkiste eines gutgewarteten Browsers auszuführen ;) Mehr über Zauberlehrlinge erfährt man bei ASP: ... Monday, 11. August 2008Verstaatlichung
Es ist nicht immer leicht, den Feind zu erkennen, gut dass es dafür Experten gibt. Wenn jemand zum Beispiel fordert, das Stromnetz zu verstaatlichen, kann er noch gut Energieexperte der SPD werden.
Falls aber jemand sowas schreckliches fordert wie „Die Banken und Konzerne müssen in öffentliches Eigentum überführt werden und unter demokratischer Kontrolle und Verwaltung der arbeitenden Bevölkerung fortgeführt werden.“ dann erkennt das kundige Auge sofort den Staatsfeind und nutzt dieses Zitat zum Ausweis seiner finsteren Gesinnung im bayerischen Verfassungsschutzbericht für das erste Halbjahr 2008. Der Kundige erkennt das vor allem an der Verwendung "elementare[r], staatsrechtliche Begriffe nicht in ihrem tatsächlichen, verfassungsrechtlichen Sinn, sondern entsprechend dem ideologischen Sprachgebrauch der früheren SED" wobei mir nicht wirklich klar ist, was die offiziellen verfassungsrechtlichen Begrifflichkeiten für "öffentliches Eigentum", "demokratische Kontrolle" und "Verwaltung" sind. Aber "Die reden irgendwie wie Ulbricht damals" klingt halt einfach nicht so gut. Ich finde übrigens die Forderung falsch, so gut haben die staatlich kontrollierten Banken in der letzten Zeit nicht gewirtschaftet. Kann höchstens sein, dass die "demokratische Kontrolle", die die Linken da fordern anders aussieht als die Kontrolle die Anwesenheit der Sitz des Finanzministers im Aufsichtsrat.
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