Thursday, 20. August 2009Ich habe ein Problem... nämlich einen Nameserver. Ich verwende sowohl privat als auch beruflich seit Jahren eigene Server für DNS. Damit bin ich unzensierbar, zumindest was den ersten Umsetzungsversuch einer Netzsperre betrifft. Der Grund ist nicht die Angst vor dem Provider, sondern die Idee,
dass man kritische Infrastruktur, die man billig selbst betreiben kann,
nicht andere machen lässt. Nameserver brauche ich sowieso und wenn
man sie selbst nutzt, merkt man auch als erstes, wenn sie ausfallen. Ich hab da ja nie ein grosses Problem drin gesehn, bewusst wurde mir die Zensurresistenz auch erst als mein Provider youporn gesperrt hat und ich nichts davon gemerkt hab (hätte ich eh nicht, youporn kenne ich erst seit es gesperrt war...). Auch mit Einführung des Zugangserschwerungsgesetzes dachte ich, ich muss mich da nicht drum kümmern, immerhin werden dort in §2 nur Provider verpflichtet, die mehr als 10000 Kunden haben. Allerdings weiss ich jetzt, dass alle Endkunden und Kleinprovider ein echtes Risiko eingehen. Falls sie nämlich in die Fänge des BKA geraten, weiss das sofort, dass sie vorsätzlich gehandelt haben, sagt zumindest der Präsident davon (Mitschrift einer Veranstaltung der Jusos in Mainz, ich hab das MP3 ab 1:05:56 nach bestem Wissen abgetippt. Gesprochen klingt das übrigens weniger wirr, aber ich kann ja schlecht das gesprochene Wort ins Reine schreiben...)
Zierke: [...] Und wenn Sie hier der Meinung sind, dass man von vornherein sagt, das was strafbar ist interessiert eigentlich garkeinen. Genauso wie Sie bei Rot über die Strasse gehen - keine Polizei da - machen Sie das einfach. Dann haben Sie ein Problem: Ich sag Ihnen ja, das ist ganz klar, Sie haben ein Problem. Ich sehe da nur eine Lösung: Ich brauche die Sperrliste. Ich hab ja nichts dagegen, die BKA-Liste immer fleissig einzupflegen, das "täglich aktuell" will ich lieber nicht versprechen, aber ansonsten bin ich gerne dazu bereit. Schliesslich will ich das Gesetz sowohl beim Radldiebstahl als auch bei Kinderpornos stets beachten. Keinesfalls möchte ich unsere Rechtsordnung völlig negieren, wie mir unser Oberpolizist vorwirft. Das Problem von Herrn Zierke allerdings ist vermutlich, dass er mir die Liste nicht geben will. Vermutlich will er sie überhaupt nur seinen fünf oder sechs Lieblingsprovidern geben. Alle anderen lässt er mit der Drohung "Sie haben ein Problem" im Regen stehen. Ich versteh das auch ein bisschen, der kennt mich ja nicht und weiss nicht, ob ich seine Liste auch gut genug geheim halte. Ausserdem müsste er ja zehntausende mit diesen Listen versorgen und da ist bestimmt ein unzuverlässiger dabei. Sämtliche Firmen mit eigener Infrastruktur, Kleinprovider und Privatleute müssen die Listen bekommen. Das Problem der Weitergabe an Unirechenzentren mit über zehntausend Studenten hat das BKA sowieso schon am Hals. Blöd nur, dass er dieses Problem nicht erkennt, und anscheinend keiner seiner Berater vorher gesehen hat. In der vereinfachten Form des Internets, so wie es unsere Spitzenbeamten und Minister kennen, gibt es halt nur "Provider" und "Kunden":
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