Thursday, 29. July 2010Du sollst nicht meuchelnJetzt hab ich vor Schreck, was bei uns alles erlaubt sein soll, sogar die Haager Landkriegsordnung gelesen. Ich glaube, das Hauptproblem bei Texten aus uralten Zeiten ist, dass die Sprache nicht mehr verstanden wird. Auch wenn diese
verbietet, darf man anscheinend die feindlichen Heeresangehörigen schon töten, meint unser zuständiges Ministerium:
Und vermutlich steht das tatsächlich irgendwo in den Vorschriften der NATO. Das Problem scheint zu sein, dass das Wort "meuchlerisch" oder "Meuchelrotten" nur noch die ganz alten Leute kennen. Die jungen allerdings auch wieder, weil anscheinend jeder Schurkencharakter in WoW ordentlich von hinten meucheln können muss (in den Verstohlenheitsmodus gehen, von hinten anschleichen und dann auf "meucheln" klicken, hab ich mir ergoogelt...). Nur die mittelalten Vorschriftenverfasser der Armeen verstehen irgendwas anderes darunter als das Töten aus dem Hinterhalt. Wednesday, 21. July 2010Immer schnelleres ReagierenUnsere Kanzlerin ist unglücklich mit dem Internet, weil das macht es den Politikern schwer, den Puls des Volkes zu fühlen und dem Volk ihre Politik zu vermitteln:
Da hat sie recht, die Zeiten, wo zum Regieren Bild, BamS und Glotze gereicht haben, sind vermutlich vorbei, zumindest wenn man um Prozentchen kämpfen muss. Und es ist schwer, eine Gesamtmeinung zu erkennen, wenn man die Stimmung "im Internet" nur aus den Zeitungen kennt, die diese Stimmung anhand von Mitgliederzahlen von Facebook-Gruppen messen. Was ich aber nicht verstehe, warum die Kanzlerin durch das Internet im Gegensatz zu Zeitung und den Nachrichtensendungen gehetzt fühlt:
Für mich ist die gute alte Tagesschau der Inbegriff der Politikerhetze: Wenn das Verfassungsgericht verkündet, dass die Hartz IV-Sätze für Kinder neu berechnet und begründet werden müssen, wird um 20 Uhr in der Tagesschau das Statement jeder Fraktion abgefragt. Ernsthaft nachgedacht hat natürlich in den paar Stunden keiner, aber für ein "wir habens schon immer gesagt" muss es reichen. Eine Woche später, nach dem Nachdenken interessiert sich nämlich keiner mehr für das Ergebnis der Denkerei. Und so gibt halt jeder sein "schon immer gesagt" oder "sind auf dem richtigen Weg" ab. Nur die FDP wirkt fertig mit denken, die hat innerhalb weniger Stunden schon den kompletten Bundeshaushalt durchgerechnet und ist der Meinung die Steuerreform sei dadurch nicht gefährdet. Die Sätze werden auch immer kürzer und gehetzter. Heute gabs zum Beispiel eine Pressekonferenz der Kanzlerin. Die weiss natürlich, das sie maximal fünf knapp formulierte Sätze sagen muss, weil mehr als 36 Sekunden O-Ton Merkel sind nicht drin. Und für die Opposition darf Herr Ernst von den Linken reden. Der ist Profi und weiss, dass er nur eine Chance hat, wenn er alles in 12 Sekunden bringt. Also steckt er einen Aufruf ans Volk, Kritik an der Regierung, Kritik an der Opposition und ein Angebot zur gemeinsamen Oppositionsarbeit in zwei Sätze:
In der Tagesschau um 20 Uhr wurde gegenüber 17 Uhr nochmal gekürzt. Merkel hat jetzt nur noch zwei pointierte Sätze zu je 13 Sekunden, die Grünen dürfen 11 Sekunden was sagen und die SPD 9. Klaus Ernst mit seiner langweiligen stundenlangen Erzählerei ist rausgefallen. Da sind die Quellen im Internet wesentlich langatmiger, differenzierter und wirken überhaupt nicht gehetzt. Thursday, 15. July 2010Helden des SommersTo whom it may concern: So beginnt das US Patent Nummer 1085971 von Willis H Carrier, der uns die Unabhängigkeit von der Aussenwelt brachte.... also ausser wenn wir grad mit der Bahn fahren...
Monday, 12. July 2010Widerstand positiv belegtUnser Polizeipräsident führt die zunehmende Gewalt gegen seine Leute auch darauf zurück, dass seit den 68ern der Begriff "Widerstand in der Gesellschaft positiv belegt" sei. Ich glaube, Herr Schmidbauer täuscht sich, der Begriff war schon Jahrzehnte davor positiv belegt. Deshalb haben die vor-68er-Hippies dem Begriff auch einen eigenen Absatz im Grundgesetz gewidmet, den es in der Verfassung zuvor nicht gab. Polizeipräsidenten sehen das natürlich traditionell ganz anders... Sunday, 11. July 2010Vergessene LoipenIch glaube, es war ein Fehler, in die Bewerbung um die Winterolympiade nur als "München 2018" zu ziehen. Jetzt fühlen sich die Leute in den Bergen, also da wo man Skifahren kann und Rodeln und Langlaufen, ein bisschen über den Tisch gezogen von den Leuten aus München, wo man eigentlich nur Eistanzen und Eishockey spielen kann. Und natürlich den Tross bewirten, Pressekonferenzen geben, Parties feiern und die Gattinnen der Funktionäre shoppen lassen kann. Oberammergau ist schon ausgestiegen, weil die Bauern mit Unterstützung der Bevölkerung ihre Wiesen nicht für Loipen und Parkplätze verpachten wollten. Und ich glaube, sie haben recht, die touristische Zugwirkung einer olympischen Loipe wird weit überschätzt. Zumindest mir sind Namen wie "Autrans", "Igman Veliko Polje", "Les Saisies", "Nozawa Onsen", "Soldier Hollow", "Cesana Torinese" kein Begriff. Die Olympiaden von "Grenoble", "Sarajevo", "Albertville", "Nagano", "Salt Lake City" und "Turin" kenne ich allerdings schon, nur die Austragungsstätten des Biathlon sind längst vergessen...
(Seite 1 von 2, insgesamt 7 Einträge)
» nächste Seite
|
KategorienVerwaltung des Blogs |