Sunday, 27. July 2008Gestauchte Stadt
Letzte Woche kam "München - Geheimnisse einer Stadt" von Dominik Graf im Bayerischen Rundfunk. Ein etwas merkwürdiges Stadtportrait von München. Das sind einzelne Episoden, nur halb zusammengehörig mit eher unverständlicher Handlung, aber ungemein spannend. Und mit viel Liebe gemacht. Ich kann mir garnicht vorstellen, wie lange man durch die Stadt läuft um eine Geschichte anhand von Brandmauern zu erzählen, an denen noch die Reste der abgerissenen Nachbarhäuser kleben: Tapeten, Treppen, Badezimmerfliessen.
Beeindruckend fand ich die Darstellung, wie der MVV das Bild der Stadt geprägt hat. Ich finde, es stimmt. Neben der Einteilung Münchens in Ringe, die die Wichtigkeit eines Viertels über die Nähe zum Zentrum definieren, beschert der Verkehrsverbund einem auch einen rein punktuellen Blick auf die Stadt. Ich hatte lange Zeit keine Vorstellung davon, wie München zusammenhängt. Ich kannte nur einzelne Bahnstationen, eine Rolltreppe und dann 200m Umfeld. Wie diese Flecken zusammenhängen, dass sie sich vielleicht sogar überlappen, wusste ich nicht. Schuld daran ist dieser Netzplan vom MVV. Das Ding ist natürlich gut gemacht, schliesslich will man ja nicht wissen, wie die Stadt da oben aussieht, sondern nur, wo man umsteigen muss, um zum gewünschten Fleck zu kommen. Und dazu wird die Topografie gedehnt, gestaucht und rechtwinklig gemacht. So verschwindet dann der Englische Garten ganz (klar, fährt ja keine Bahn) und die Implerstrasse rückt kilometerweit vom Harras weg. (Stadtplan von OpenStreetMap, Netzplan vom MVV) Wednesday, 9. July 2008Bilder vom Ararat
Weil grad massenweise Leute mit der Bildersuche nach Ararat hier aufschlagen, stell ich mal welche unter eine creative commons Lizenz. Das untere ist leider ein bisschen diesig, aber die Gegend ist halt staubig...
Wir waren übrigens nicht von Entführungen bedroht. Die Bilder stammen aus einer Zeit. als die PKK noch auf Aufklärung der Besucher setzte. Das hiess, man wurde bei jeder Gelegenheit von finsteren Gestalten angeredet, die einem die Lage der Kurden erklären wollten und blitzartig verschwanden, wenn irgendwo Uniformierte auftauchten (was alle 10 Minuten der Fall war). Schade um die Gegend, war wirklich mal ein schönes Reiseland. Bergsteigerisch wars auch interessant. Ich traf das erste Mal auf Menschen, die bei Bergwanderungen ihr Gepäck nicht selber tragen wollten und entwickelte danach sehr extreme Ansichten über die Eseltreiber von Hauser und Summit-Club. Wobei man diesen beiden zugutehalten muss, dass sie erwachsene Treiber und Träger einsetzten, die Agenturen vor Ort waren da weniger zimperlich. Ausserdem gabs aufschlussreiche Einblicke in die Gruppendynamik dieser Expeditionsreisen, deren Teilnehmer natürlich den bezahlten Gipfel auch alle betreten wollen, und wenns das Leben kostet. Inzwischen bin ich aber, was die Träger betrifft, gemässigter und halte Sherpas einfach für einen Teil der Transportbranche. Tuesday, 8. July 2008Atomstaub - Mütter duscht Eure KinderUm die heutige emotionale Hinwendung zum Atomstrom zu verstehen, hilft vielleicht ein Blick in die Vergangenheit. So versteht man vielleicht besser, wie diese Stimmung gegen "Atom" ebenso emotional zustandekam. Davor gabs natürlich auch Leute, die keine Kernkraftwerke wollten, aber das waren entweder Anwohner oder Grüne. Und die waren Spinner. Erst als die Leute ihre Kinder vom Sandkasten wegscheuchen mussten und jedes dieser Kinder wusste, dass Bequerel die Masseinheit für Radioaktivität ist, wurde die Idee in der breiten Masse populär. Leider hab ich garnichts aus der Zeit archiviert und bin mir nichtmal mehr sicher, ob ich in der Erinnerung den Jahrtzehntausendunfall einer partiellen Kernschmelze in Harrisburg 1979 nicht mit dem äusserst seltenen Unglück einer Kernschmelze 1986 in Tschernobyl verwechsle. Bei Youtube gibts glücklicherweise Leute, die ihre 20 Jahre alten Filme reinstellen und die Stimmung der Zeit mit Überschriften der Bildzeitung einfangen.
Wer sich für den bizarren Umgang von Regierenden mit dem Thema interessiert, kann mal den Artikel im Spiegel von 1987 durchlesen. Als Überbleibsel der Verstrahlung gabs fünftausend Tonnen belastetes Molkepulver, das jahrelang eine Odyssee durch Deutschland und dessen Behördenzuständigkeiten machten. Nach mehrmaligem Statuswechsel von Futtermittel über Müll zu Sondermüll und zurück zu Futtermittel wurde es übrigens zum Grossteil 4 Jahre später dekontaminiert und verfüttert. Lediglich 1900 Tonnen wurden 1996 unbehandelt verbrannt und ein Finger voll vom Bayerischen Umweltminister Alfred Dick zu Demonstrationszwecken aufgeleckt. Sehenswert ist auch ein Zusammenschnitt der Tagessschau dieser Tage: Tuesday, 1. July 2008Knöllchens Geburtstag
Das Knöllchen in München feiert seinen 80. Geburtstag.
1. Juli, Um das Publikum zur Reinlichkeit und Ordnung zu erziehen, hat die Polizeidirektion München Gebühren festgesetzt, die vom Schutzmann sofort gegen Aushändigung einer Quittung erhoben werden. Die gebührenpflichtigen Verwarnungen erstrecken sich auf folgende Gebiete: Straßenreinlichkeit, Verkehr mit Fahrrädern, das verkehrshindernde Aufstellen von Personenfahrzeugen, das Auf- und Abspringen bei fahrender Straßenbahn, die öffentlichen Anlagen, das Teppichklopfen zu verbotener Zeit und das öffentliche Baden. Anscheinend war Falschparken bis dahin kein grosses Problem. Dabei gabs bereits seit Februar 1928 einen richtigen Parkplatz, vor dem Rathaus zwischen Fischbrunnen und Haupteingang, gekennzeichnet durch eine "weiße Standscheibe mit dem roten Buchstaben P" Dafür ist heute das Teppichklopfen zu verbotener Zeit kein Problem mehr.
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