Sunday, 6. January 2008ZeitdiebeUnser Server hier dient im Nebenjob als Zeitserver für pool.ntp.org. Das ist eine Sammlung von zur Zeit 1300 Rechnern, die sich um eine besonders genaue Uhrzeit kümmern und jedem anderen Rechnern erlauben, sich übers Internet per NTP-Protokoll mit ihnen zu synchronisieren. Entstanden ist der Pool, als die Nachfrage nach NTP-Servern im Netz stark anstieg und jeder der Clients sich einen der wenigen NTP-Server bei Unis, Wetterdiensten und anderen Atomuhrenbetreibern ausgesucht hat. Das hat dann dazu geführt, dass die Betreiber damit gedroht haben, ihre Dienste einzustellen, weil sie den Traffic nicht bezahlen wollten. So wurde ein Pool von Rechnern gegründet, der sich mit diesen primären Zeitquellen synchronisiert und das Gros der Zeitanfragen beantworten sollte. Ich denke, das ist mehr ein symbolischer Akt. Ein Poolserver bedient zwar ein paar Tausend Clients, aber vermutlich nutzen immer noch Hunderttausende die primären Server z.B. der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt oder des amerikanischen Instituts für Normen. Zeitserver zu spielen wäre eigentlich keine grosse Sache. Ins wirkliche Leben übertragen wäre das in etwa so, dass man sich ein Schild "Zeitserver" umhängt, darauf achtet, seine Armbanduhr stets genau zu stellen und während man einkauft oder zur Arbeit fährt, können einen die Leute nach der Uhrzeit fragen und ihre eigene Uhr stellen. Im Internet heisst das, dass man 5-10GByte pro Monat übrig hat und ein paar Tausend Verbindungen gleichzeitig bedienen kann. Die einzelne Verbindung benötigt ein paar Hundert Bytes an Traffic. Dummerweise hat man dann doch damit Ärger, weil die Leute ihre Firewalls nicht bedienen können. Das führt so weit, dass man Briefe vom Provider bekommt, weil die Antworten des Zeitservers als Angriff auf den Anfragenden gedeutet werden. Das ist mir zwar noch nicht passiert, aber anlässlich eines Berichts darüber hab ich mal genauer geschaut, wie meine Clients so reagieren:Beliebt ist z.B. dieses Spiel: Übertragen aufs richtige Leben: Einer fragt mich nach der Uhrzeit, ich sag sie ihm und er hört einfach weg. Oder dieses: Client->Server: NTP: Frage Also in etwa: Einer fragt mich nach der Uhrzeit, ich sag sie ihm und er schreit "Belästigen Sie mich nicht!!!". Anscheinend eben noch um die Variante erweitert, dass ein paar dieser Kandidaten zur Polizei laufen und den Zeitserver anzeigen. Ganz neu ist auch diese Variante, anscheinend liefert T-Online derart gestaltete Firewalls aus:
Einer fragt mich nach der Uhrzeit, ich sag sie ihm und er sagt "Ach erzähl das doch der Parkuhr da drüben, die sagts mir dann weiter". Dummerweise steht da nichtmal eine Parkuhr die für mich erreichbar wäre. Die Clients kommen so natürlich niemals an meine Zeitauskunft ran. Einige reagieren dann damit, dass sie einfach die Frequenz der Anfragen erhöhen, um irgendwann doch durchzukommen. Der gleiche Typ, der mich an die Parkuhr verweist, kommt dann also alle paar Sekunden angerannt und will die Uhrzeit wissen... Gegenmassnahmen laufen deshalb oft ins Leere. Ignorieren hilft nicht viel, den eingehenden Traffic, die Anfragen, hat man trotzdem. Die Leute anzuschreiben hat bisher nicht viel gebracht, ich glaube, meine Mails in dieser Sache landen irgendwo im Spamfilter. Dabei wäre es eigentlich ganz einfach, seine Firewall passend zu konfigurieren:
Falls Du viele Clients hast, bau einen eigenen NTP-Server, der sich mit dem Pool synchronisiert und sag Deinen Leuten, sie sollen den verwenden. Das bringt auch Deinen Kunden Vorteile. ein NTP-Server hat seine Zeit immer auf 2-50ms genau. Der grösste Unsicherheitsfaktor bei der Synchronisation ist die Laufzeit der Pakete übers Internet. Ein eigener Server im Keller mit 1ms Laufzeit wäre ideal. Schön wäre es, wenn Du den Server dann noch in den Pool eintragen könntest. Einen Server aufzusetzen ist nicht viel Arbeit, 10GByte/Monat solltest allerdings entbehren können, Du brauchst eine feste IP-Adresse dafür und virtuelle Server eignen sich in der Regel nicht. vServer haben nämlich meistens keinen Zugriff auf die echte Hardwareuhr. Dabei lernt man auch ungemein viel über Netzwerkprotokolle, lustige ICMP-Antworten und verkorkste Firewalls. Als Bonus bekommt man auch noch eine schöne Statistik über seine eigene Uhr geliefert. Diese Erfassung der Genauigkeit der Poolserver dient auch dazu, falsch gehende Uhren rauszuwerfen. Falls Deine Uhr also mal nicht stimmt, bekommst Du eine Mail, die Dich darauf hinweist und Dein Server wird vorübergehend aus dem Pool geworfen, bis die Zeit wieder passt. Wednesday, 2. January 2008Kein Murren in der Fraktion
Die Marschrichtung der SPD in Sachen Bundestrojaner wurde für dieses Jahr schonmal vom Fraktionsvorsizenden Struck im Stern festgelegt:
In einem Interview mit dem stern sagte Struck, er sei für die Online-Durchsuchung, wenn rechtsstaatliche Bedingungen (erhebliche Verdachtsmomente, Richtervorbehalt) eingehalten würden: "Die Sicherheitsbehörden haben uns überzeugend dargelegt, dass viele Terror-Aktivitäten mit Hilfe des Internets koordiniert werden." Mit Blick auf die für dieses Jahr anstehende Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts sagte der SPD-Politiker: "Wenn Karlsruhe Online-Durchsuchungen nicht für verfassungswidrig hält, werden wir sie auch einführen - mit den Einschränkungen, die das Gericht fordert." Er sei sich auch "ganz sicher", dass ihm dabei die eigene Fraktion ohne Murren folgen werde. Dann ist ja alles klar, der Richtervorbehalt hat ja in sehr sehr vielen Fällen schon geholfen, unberechtigte Durchsuchungen und Abhöraktionen aufzuhalten und auch die bisherigen rechtswidrigen Freilandversuche mit dem Bundestrojaner sind bereits beim vierten bekannt gewordenen Einsatz vom Richter gestoppt worden. Eigentlich merkwürdig, dass der Staat bisher auf ähnliche Massnahmen, z.B. heimliche Hausdurchsuchungen durch die Polizei nicht eingeführt hat. Man hätte ja einen Richtervorbehalt einbauen können. Ausserdem muss ich schon wieder umdenken. Ich dachte ja, seit Oktober sei die offizielle Regierungslinie irgendwas in der Art: Online-Durchsuchungen haben mit Kommunikation im Internet überhaupt nichts zu tun! Und jetzt kommt der Struck und wirft das wieder alles durcheinander. Dabei hat der SPD-Staatssekretär Diwell so schöne Schlagworte wie ""Gedanken, die noch nicht nach außen gelangt sind" im Gegensatz zur "geronnenen Kommunikation" erfunden, um das zu erklären. Selbst die bayerische Justizministerin hat das schon verinnerlicht und watscht alle andersredenden als inkompetent ab. Und nun zu etwas völlig anderem... Tuesday, 1. January 2008Gutes Neues
Ganz so spektakulär wie am Friedensengel letztes Jahr war das Feuerwerk nicht, aber wenn man lange genug belichtet, werden auch die Bilder von der Terrasse was...
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