Tuesday, 27. February 2007Schade
dass unsere Juristerei so langsam ist. Bis festgestellt wird, dass die Cicero-Durchsuchung verfassungswidrig war, ist die Arroganz des Verantwortlichen schon fast mit ihm in Vergessenheit geraten. Wäre schön, wenn man ihn noch im Amt fragen könnte, wie er jetzt zu seinen Aussagen steht:
"Es sind doch nur ein paar Hanseln, die mich kritisieren", so der Minister. "Herr Wiefelspütz ist nicht die Instanz, das zu beurteilen. Er hätte gut daran getan, sich erst einmal richtig zu informieren." Auch die Forderung von Frau Griefahn, der Minister solle sich bei den betroffenen Journalisten entschuldigen, wies Schily zurück. "Frau Griefahn sollte sich bei mir entschuldigen für ihr törichtes Gerede. Ich bin gern bereit, mit ihr ein klärendes Gespräch zu führen, um ihr einige elementare Kenntnisse über das Straf- und Strafprozessrecht in Erinnerung zu bringen." Aber wahrscheinlich bleibt er bei seinen elementaren Kenntnissen. Sunday, 25. February 2007ungebremst
Wenn einer sagt
"Dieser nukleare Zug hat weder eine Bremse noch einen Rückwärtsgang. Wir haben sowohl die Bremse als auch den Rückwärtsgang im Vorjahr weggeworfen." dann hat er doch im Rhetorikkurs gepennt, als die Metaphern drankamen... Skandal
Hab mir gerade Evita mit Madonna angeschaut, gut dass es diese Fernsehsender gibt, die ausschliesslich uralte Streifen als "Highlights des Films" oder so verkaufen. Die Musik und den Film kenne ich zwar, dafür konnte ich dieses Mal mehr auf den Text aufpassen.
Als dieser Film 1996 gedreht wurde, war das ja ein riesen Skandal, weil Madonna mit ihrem Image als Sexmonster diese reine Heilige nicht darstellen sollte. Das Stück müssen die Leute aber anscheinend schon gemocht haben, zumindest "Don't cry for me Argentina" war ja schon lange ein Hit. Was mir aufgefallen ist, das ganze Stück war doch schon vorher von Andrew Lloyd Webber und Tim Rice nicht für eine Heilige geschrieben, eigentlich hätte Madonna ja eher ihr Image in Richtung Nutte verändern müssen, statt sich vor der Verfilmung monatelang in hochgeschlossene Kostüme zu zwängen. Sie hats ja wirklich gut hingekriegt, im Musical als äusserlich braves Mädchen vom Lande und später als Dame von Welt aufzutreten. Ein paar Zitate gefällig? And she's an actress! The last straw (Die Offiziere über Evita und Moralvorstellungen bei Militärs, dieses "ihre einzigen guten Seiten liegen zwischen ihren Schenkel, sie sollte an die Decke starren und nicht nach dem Himmel greifen" find ich ja schon sehr deutlich.) There is no-one, no-one at all (Evita und Che über Beziehungen) Aber vielleicht gings den Leuten so wie mir gestern. Da musste ich beim Vorbeizappen bei den 25 skandalöstesten Liedern der letzten 30 Jahre (oder so ähnlich) erfahren, dass Bobby Brown von Frank Zappa anstössige Ausdrücke enthält! Women's Liberation Thursday, 22. February 2007Aschermittwochsbräuche und Sozial-Schwabing
Die Frage von gestern, wer eigentlich auf die Idee kam, den Aschermittwoch als Massenstammtisch einzuführen, wäre durch einen Blick in die Wikipedia zu beantworten gewesen.
Die Wurzeln des politischen Aschermittwochs liegen im 16. Jahrhundert: 1580 trafen sich bayrische Bauern erstmals in Vilshofen zum Vieh- und Rossmarkt und feilschten dabei nicht nur über die Preise, sondern diskutierten auch heftig die Themen des Tages, darunter seit dem 19. Jahrhundert auch die königlich-bayerische Politik. Das Jahr 1919, als der Bayerische Bauernbund erstmals zu einer Kundgebung aufrief, gilt aber als eigentliches Geburtsjahr. Von 1919 bis zu Beginn der NS-Diktatur war der Politische Aschermittwoch vor allem das Forum verschiedener Bauernparteien. Dann war der Aschermittwoch ausschließlich das Forum der NSDAP. Erst 1946, als die Bayernpartei die Gründungsveranstaltung des Ortsvereins auf den Aschermittwoch legte, war die Aschermittwochskundgebung wieder in demokratischer Hand ... Interessant übrigens dass der Bayerische Bauernbund 1919 als liberal und republikanisch betrachtet wurde. Ganz so extrem wie die Befürworter der Räterepublik waren sie nicht, aber wer könnte sich heute noch eine Koalition aus SPD, USPD (oder PDS) und Bauernverband vorstellen? In der Aschermittwoch
Wer kam eigentlich auf die Idee, unmittelbar nach dem Kehraus, dessen Verfilmung mit Gerhard Polt kein bisschen übertrieben ist, eine Politshow zu veranstalten?
Beeindruckend fand ich ja die Vergesslichkeit der Union. Statt sich zu erinnern, wer in Kreuth und München den Chef so lange bearbeitet hat, bis er abgedankt hat, wird die ganze Schuld in Fürth gesucht. Aus Spiegel-Online: Pauli jedenfalls, die Landrätin aus Fürth, die die CSU aufgemischt und das Ende der 14-jährigen Ära Stoiber mit eingeleitet hat - sie stellt sich der Basis. Kaum hat sie die Halle betreten und die Kameras auf sich gezogen, erschallen Rufe: "Pauli raus, Pauli raus!" Lächelnd bahnt sie sich den Weg zum Podium. "Schicksdi doch hoam!", ruft einer. Ein anderer schreit ihr entgegen: "Schöne Frau, sonst nix." Wir bleiben dabei, die bringens noch so weit, dass er bleibt. Dann wollen wir aber kein Gejammer hören. Ein Zitat von Ludwig Stiegler, der in Vilshofen bei der SPD reden durfte, find ich schön: "Das wird ein fröhliches Hochamt im Gegensatz zu dem Requiem in Passau, wo die Leiche ihren eigenen Nachruf sprechen darf.“ Franz Maget triffts auch, irgendwie: "Der politische Aschermittwoch in Passau wird heute zum Mekka der Heuchler und der Scheinheiligen" Nachtrag 22.2.: Inzwischen kann man auch die Rede des Ministerpräsidenten runterladen. Es fehlt natürlich die Stimmung und ohne Bierdunst erscheint das eine oder andere vielleicht in falschem Licht, aber wer sichs antun will, findet bei den CSU-Downloads den ganzen Text. Von der Begrüssung Ein ganz "Herzliches Grüß Gott!" in Passau. bis zum Schluss Unser Herz schlägt für die CSU! Unser Herz schlägt für Bayern! Gott segne unser Bayern! Der Vorsitzende versteht anscheinend nicht recht, warum er zurücktreten soll. Auch sein Kumpel Putin, dessen Geheimdienst zwischen zwei Liquidierungen Zeit fand, sich um Lokalpolitik zu kümmern, konnte ihm da nicht weiterhelfen (Hervorhebungen im Original): Liebe Freunde, Übrigens auch am Mittwoch wieder die gröbliche Missachtung seines Vorgängers, es scheint fast, als gäbe es eine kollektive Verdrängung der Ära Streibl. So schlimm war ja eigentlich die Amigo-Affäre auch nicht, dass man den armen Kerl zur Unperson erklären muss: Meine Politik stand immer in der Kontinuität von 60 Jahren CSU, von Goppel, von Strauß. Mein Ziel war immer: das Erbe von Strauß nicht nur zu verwalten, sondern zu mehren.
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