Wer kam eigentlich auf die Idee, unmittelbar nach dem Kehraus, dessen
Verfilmung mit Gerhard Polt kein bisschen übertrieben ist, eine Politshow zu veranstalten?
Beeindruckend fand ich ja die Vergesslichkeit der Union. Statt sich zu erinnern, wer in Kreuth und München den Chef so lange bearbeitet hat, bis er abgedankt hat, wird die ganze Schuld in Fürth gesucht.
Aus
Spiegel-Online:
Pauli jedenfalls, die Landrätin aus Fürth, die die CSU aufgemischt und das Ende der 14-jährigen Ära Stoiber mit eingeleitet hat - sie stellt sich der Basis. Kaum hat sie die Halle betreten und die Kameras auf sich gezogen, erschallen Rufe: "Pauli raus, Pauli raus!" Lächelnd bahnt sie sich den Weg zum Podium. "Schicksdi doch hoam!", ruft einer. Ein anderer schreit ihr entgegen: "Schöne Frau, sonst nix."
Wir
bleiben dabei, die bringens noch so weit, dass er bleibt. Dann wollen wir aber kein Gejammer hören.
Ein
Zitat von Ludwig Stiegler, der in Vilshofen bei der SPD reden durfte, find ich schön:
"Das wird ein fröhliches Hochamt im Gegensatz zu dem Requiem in Passau, wo die Leiche ihren eigenen Nachruf sprechen darf.“
Franz Maget triffts auch, irgendwie:
"Der politische Aschermittwoch in Passau wird heute zum Mekka der Heuchler und der Scheinheiligen"
Nachtrag 22.2.: Inzwischen kann man auch die Rede des Ministerpräsidenten runterladen. Es fehlt natürlich die Stimmung und ohne Bierdunst erscheint das eine oder andere vielleicht in falschem Licht, aber wer sichs antun will, findet bei den
CSU-Downloads den ganzen Text.
Von der Begrüssung
Ein ganz "Herzliches Grüß Gott!" in Passau.bis zum Schluss
Unser Herz schlägt für die CSU! Unser Herz schlägt für Bayern! Gott segne unser Bayern!Der Vorsitzende versteht anscheinend nicht recht, warum er zurücktreten soll. Auch sein Kumpel Putin, dessen Geheimdienst zwischen zwei Liquidierungen Zeit fand, sich um Lokalpolitik zu kümmern, konnte ihm da nicht weiterhelfen (Hervorhebungen im Original):
Liebe Freunde,
ich möchte Euch eine nette Geschichte erzählen, die mir kürzlich passiert ist. Als ich zur Münchner Sicherheitskonferenz den russischen Präsidenten am Flughafen abgeholt und ihn ins Hotel begleitet habe, haben wir uns noch kurz zusammengesetzt. Der russische Präsident hatte Lust auf Weißwürst’ und Schweinswürstl und ein schönes frisches Weißbier.
Und dann sagte Putin: „Ich war ja total überrascht, dass Du Dich im September von Deinen Ämtern zurückziehen willst. Ich hab das in der Zeitung gelesen und habe nach den Gründen gesucht, aber keine gefunden. Ich habe dann meinen Pressesprecher nach seinen Informationen gefragt. Aber der konnte mir auch nichts Konkretes sagen. Dann habe ich den Geheimdienst beauftragt, er soll mir die Hintergründe über Stoibers Rückzug sagen. Nach ein paar Tagen hat dann auch der russische Geheimdienst mitgeteilt, dass er keine besonderen Gründe gefunden hat.“ Dann sagte Putin zu mir: „Edmund, kannst Du mir die Gründe sagen?“
Und liebe Freunde, ich sage Euch jetzt zu der Frage genau das, was ich auch Präsident Putin gesagt habe: Ich blicke nicht zurück, sondern nach vorn. Ich kämpfe mit offenem Visier. Mir geht es um die Sache, um das Land und um unsere Partei, nicht um Positionen oder Posten. Ich freue mich natürlich, wenn jetzt viele sagen und schreiben: Ach, ist der locker drauf! Das ist jetzt ein ganz neuer Stoiber. All denen sage ich: Es gab und gibt immer nur den einen Stoiber.
Übrigens auch am Mittwoch wieder die gröbliche Missachtung seines Vorgängers, es scheint fast, als gäbe es eine kollektive Verdrängung der Ära Streibl. So schlimm war ja eigentlich die Amigo-Affäre auch nicht, dass man den armen Kerl zur Unperson erklären muss:
Meine Politik stand immer in der Kontinuität von 60 Jahren CSU, von Goppel, von Strauß. Mein Ziel war immer: das Erbe von Strauß nicht nur zu verwalten, sondern zu mehren.
Was meine ich damit? Als Strauß gestorben ist, hatten wir beim Wohlstand gerade den Durchschnitt in Deutschland erreicht. Heute liegt Bayern 17% darüber. Und die Menschen haben der CSU und mir für diese Politik ihr Vertrauen geschenkt. Dafür bin ich dankbar. Ich bin stolz darauf, dass ich das Erbe von Strauß für die Menschen in Bayern mehren und ausbauen konnte.