Ich hoffe ja, dass der Impfstoff gegen dieses H1N1 erst nach der Wahl rauskommt. Weil ich möchte nicht erleben, wie statt Geldgeschenken für die jeweiligen Klientels plötzlich Impfdosen verteilt werden. Die WHO hat ja eigentlich recht klare Vorschläge, in welcher Reihenfolge das Zeug verteilt wird: Erst Gesundheitsdienste, dann Schwangere, chronisch Kranke, 15-49-Jährige, Kinder, 50-64-Jährige, zuletzt die noch älteren. Bei den Altersgruppen steht immer noch "gesund" dabei, was mit nicht-chronisch kranken passiert, bleibt unklar.
Nur hat die WHO nicht das Problem, dass sie gewählt werden müsste und in öffentlich rechtlichen Talkshows vor Rentnerpublikum gut aussehen muss. Stattdessen kann sie ganz professionell distanziert die Opferzahlen in Planspielen minimieren und gewichten.
Politiker dagegen müssen die besorgten Fragen mit einem klaren
"Wenn jemand geimpft werden möchte, wird das
auch gemacht. Aber es kann sein, dass es bis
dahin etwas dauert."
beantworten oder müssen die eigenen Untergebenen beruhigen
Es ist sichergestellt, dass die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bayerischen Polizei vorrangig
mit dem in den nächsten Wochen erwarteten Impfstoff versorgt
werden
Besonders bedauerliche Gesundheitspolitiker müssen der Bildzeitung die Frage beantworten, ob wirklich Schwerverbrecher bevorzugt werden. Sie können dabei aber entgegen der WHO-Empfehlung Familien und Senioren beruhigen:
Für mich steht der Schutz der am stärksten gefährdeten
Bevölkerungsgruppen wie Rentner, schwangere Frauen und Kinder stark im
Vordergrund. Es kann aber auch sinnvoll sein, Strafgefangene frühzeitig
zu impfen. Damit vermeidet man Sicherheitsrisiken und unnötige Kosten durch Bewachung in Krankenhäusern.
Wenn die alle im Herbst bei der Verteilung der Spritzen mitreden dürfen, und noch eine Wahl gewinnen wollen, könnte die Stimmung ganz schön aggressiv werden und die Entscheidungen ganz schön opportunistisch.
Ich glaube ja, das haut eh nicht hin mit der Bevorzugung strukturell wichtiger Gruppen, bei jedem Streik erleben wir aufs neue, wie wichtig eine kleine Berufsgruppe für uns alle ist. Mediziner müssen irgendwie in die Arbeit kommen, irgendjemand muss auf Kinder des Laborpersonals aufpassen, während die Eltern Überstunden machen (zur Oma bringen geht nicht, die hat Fieber...), und eine funktionierende Polizei ohne Systemgastronomie ist auch nicht vorstellbar.
(Bild: Centers for Disease Control and Prevention)