Im Spiegel steht, dass sich die Verleger Sorgen machen, weil ihnen Google alle Werbekunden wegschnappt und so die wertvolle journalistische Arbeit ihrer online-Ausgaben für sich missbraucht. Ausserdem sei Google eh böse, wegen Datensammeln, Strassen fotografieren und so.
Mal abgesehn davon, dass es recht einfach ist, seinen wertvollen Inhalt nicht an Google auszuliefern wenn man das nicht will, gibt es natürlich noch andere Suchmaschinen und zumindest für die Münchner Innenstadt auch schon gut gemachten Ersatz für Streetview. Ausserdem würde ich zum Beispiel keine Nachrichten bei Google suchen, ich mach das so richtig altmodisch mit ein paar Zeitungen in den Lesezeichen.
Mein eigentliches Problem ist, dass es mit diesen tollen Inhalten nicht so weit her ist. Ich les zum Beispiel ganz gerne die lokalen Nachrichten des Münchner Merkur und wundere mich jedes Mal, wie viel ich davon schon kenne, weil ich am Tag zuvor auch den Polizeibericht gelesen hab.
Der Rest sind einfache Wiederholungen von dpa oder ap. Nichtmal die Kompetenz in regionalen Dingen wird zur Verbesserung des Artikels herangezogen. Wenn dpa über ein Unglück an der Zugspitze schreibt "stieg der 45-Jährige vom bayrischen Grainau aus über eine Hütte in Österreich Richtung Zugspitze auf", wird die merkwürdige Formulierung halt so übernommen und kein Blick in die Wanderkarte geworfen oder mal telefoniert, um zu erfahren wie diese österreichische Hütte auf dem Weg zum Gipfel heisst.
Nichtmal im vermutlich letzten Kriegsverbrecherprozess sitzt einer vom Online-Teil der Zeitung. Der findet in München statt und gäbe schon ein paar Artikel her, gerade als Gegenstück zum medial viel präsenteren letzten Prozess gegen einen KZ-Aufseher. Angeklagt ist ein 90-jähriger ehemaliger Leutnant und Kompaniechef von den Gebirgsjägern, dessen Einheit (oder eine andere), unter seiner Leitung (oder ohne sein Wissen) in Italien Zivilisten getötet hat, um einen Partisanenangriff auf ihre Kameraden zu rächen. Die Sache ist in mehrfacher Hinsicht interessant. Die Gebirgstruppen konnten sich ja in der Bundesrepublik noch besser als der Rest der Wehrmacht als sauber darstellen, indem sie fleissig das Bild der tapfer und ritterlich kämpfenden Bergkameraden pflegten. Und der Umgang mit einem alten Krieger, der trotz seiner Verurteilung in Italien 2006 noch den vollen Rückhalt seiner Gemeinde geniest (was man ja jedem Angeklagten wünscht) wäre auch ein paar selbstrecherchierte Zeilen wert.
Man muss aber keinen seiner Leute zum Landgericht schicken. Es reicht ja, wenn dpa jemanden dort sitzen hat.