Was machen unsere Politiker eigentlich wenn sie durch sind mit unsinnigen aber plakativen Aktionen zur Bekämpfung aktueller Probleme? Kommt dann wieder der Reformstau nach der Wahl und eine Periode der Regierung mit der ruhigen Hand?
Ich glaube, ich kann ja ungefähr beurteilen, wie wichtig ein Paintball-Verbot für unser aller Wohl und Schutz vor Amokläufern ist. Ich fahre ein- oder zweimal im Jahr ins befreundete Ausland, wo der Arm des Bayerischen Innenministeriums nicht hinreicht und baller dort mit Farbkugeln auf Gleichgesinnte, bin aber sonst eher unkriegerisch veranlagt.
Der klassische Amokläufer (sofern er nicht altersmässig der Kategorie "verbitterte Senioren mit Zugang zu Schusswaffen" angehört), ist ja mehr der frustrierte einzelgängerische Schüler mit Zugang zu Schusswaffen. Und solche Typen treiben sich auf den Spielfeld eher nicht rum. Es ist auch schwer vorstellbar, dass solche Leute sich zu Gruppen zusammenschliessen um einem ausgesprochenen Teamsport nachzugehen.
Auf den ersten Blick gehts auf dem Spielfeld wirklich ziemlich martialisch zu. Das liegt auch daran, dass die Tschechen ihre Besucher in Overalls in Flecktarn kleiden. Die kann man dort ausleihen, dann sieht man zwar nicht gut aus, muss sich aber nicht um die Reinigung und Reparatur kümmern. Auf deutschen Spielfeldern ("deutsch" heisst "ausserhalb Bayerns", weil dort ist sowas im outdoor und kommerziell eh nicht genehmigungsfähig), sieht das anders aus, da will man das Militärische explizit vermeiden und trägt Klamotten, die eher wie Sportkleidung von Eishockeyspielern aussehen. Natürlich haben auch alle waffenähnliche Dinge in der Hand, die sie allerdings brav "Marker" nennen, und die Maske, die sie alle tragen wirkt auch ein wenig abschreckend. Man kann auch Videos davon drehen, die ein wenig wie Kriegsbericht wirken, und ich geb zu, das war beabsichtigt (übrigens: der Wallkürenritt ist nicht die Titelmelodie der Wehrmachtberichte).
Trotzdem: Die Typen da sind friedlich, die wollen nur spielen! Nichts riecht da nach Kampf, kein Nazi erzählt vom Krieg und niemand will sein Heimatdorf mit Farbklecksen auslöschen. Richtig ernst nimmt die Sache dort auch keiner, nichtmal die Vielspieler (die erkennt man daran, dass sie ihren eigenen Marker haben und nicht in Flecktarnsäcken rumrennen), zumindest nicht wenn die mit den Amateuren zusammen spielen. Unter sich sind die vielleicht verbissener, aber da gehts vermutlich um Punkte und Tabellenstände, weniger um die Umsetzung des Erlernten ausserhalb des Spielfelds.
Das richtige Menschentöten hab ich übrigens viel früher gelernt, nicht mit Markern, sondern mit G3, P1, Uzi, MG3 und Handgranaten. Da war ich jung und dumm und für die Propaganda aggressiver Ideologien anfällig. Damals wäre ein bisschen Paintball in der Ausbildung nicht schlecht gewesen. Da lernt man nämlich, dass man im echten Farbkugelhagel keine Viertelstunde im Spiel bleibt und egal wie viele Gegner man vorher erwischt, am Ende bunt ist. Eine Erkenntnis, die bei Soldaten und politischen Entscheidungsträgern eher friedensstiftend wirken könnte wenn die Entscheidung ansteht, ob von Deutschem Boden je wieder ein Robustes Mandat ausgehen soll.