Wenn ich Papst wäre, ich würde mir ja auf die Reaktion auf meine Weihnachtsrede eine Flasche Messwein aufmachen. Da sagt er das, was er eigentlich immer redet, nämlich
Die lebenslange Verbindung von Mann und Frau sei ein "Sakrament der Schöpfung", erklärte der Papst - und erteilte damit jeder anderen Form des ehelichen Zusammenlebens, also vor allem der Homo-Ehe, eine Absage. Die Menschheit solle auf "die Stimme der Schöpfung" hören, um die vorgegebenen Rollen von Mann und Frau zu verstehen. Alles andere käme "einer Selbstzerstörung des Menschen und der Zerstörung von Gottes Werk selbst" gleich.
und schon springt die halbe Medienlandschaft in Mitbetroffenheit auf, nimmt ihn wichtig, beachtet ihn. Dabei wiederholt er doch nur das Grundsatzprogramm
unserer Staatspartei:
Für die CSU haben Ehe und Familie besonderen Rang, der auch in einem besonderen rechtlichen Status zum Ausdruck kommt. Die CSU lehnt die rechtliche Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften mit der Ehe und ein entsprechendes Adoptionsrecht ab.
Er wettert auch noch gegen Geschlechtsumwandlung bei Transsexuellen. Aber auch das ist nicht wirklich weit von der deutschen Gesetzgebung weg, die seit 26 Jahren eine
Fussnote im Transsexuellengesetz mit sich rumschleppt. Eigentlich ist das nämlich seit 1982 in mindestens einem kleinen Punkt verfassungswidrig, aber lieber lässt mans beim Hinweis auf die Nichtanwendung der Altersgrenze, als dass man sich nochmal damit beschäftigen und sich womöglich ne Transe als Gutachter in den Ausschuss holen müsste.
Es könnte uns aber doch eigentlich egal sein, wenn ein Religionsführer solche Sachen von sich gibt. Für seine eigenen Leute mag das ja verbindlich sein, aber doch nicht für den Rest der Welt. Ich finds natürlich auch blöd, dass wir seine Bediensteten hier bezahlen und ihnen Mitsprache bei allerhand Dingen des täglichen Lebens einräumen, aber eigentlich können wir das doch auch als Folklore verbuchen.
Wirklich schlimm wäre es natürlich, wenn die regierenden christlichen Parteien seine Meinung auch abseits ihrer offiziell verkündeten Moralvorstellungen ernst nehmen würde. Aber da sehe ich eigentlich keine Gefahr: Die Spitze der Partei beachtet offensichtlich das sechste Gebot im Privatleben nicht und selbst das fünfte ist ein bisschen auf den Hund gekommen, seit wir überall in robuste Mandate ziehen.
Ich wünsche Seiner Heiligkeit, der gesamten Kurie, der Schweizer Garde und den anderen Jungs im Vatikan frohe Weihnachten und viel Spass im nächsten Jahr.