Neben den bisher bekannten Netzformen Irannetz (ohne Israel, Pornos und Christentum), Saudinetz (ohne Pornos und Christentum), Myanmarnetz (ohne Demokratie) und Deutschnetz (ohne Nazipropaganda) haben die Erbauer der grossen chinesischen Firewall jetzt das Sportnetz (ohne alles ausser Sport) entwickelt. Das Internationale Olympische Komitee findet die
Idee gut ausreichend:
Nach Darstellung [des Chefs der IOC-Pressekommission Kevan] Gospers bezieht sich der versprochene freie Internetzugang thematisch nur auf "Sportwettbewerbe", und nicht "notwendigerweise auf den freien Zugang und die Berichterstattung über alles, was mit China zu tun hat".
Konkret bedeutet das derzeit nach Erfahrungen von Journalisten im Pressezentrum: China blockiert den Zugriff auf Internetseiten, zum Beispiel von Amnesty International, der BBC, der Deutschen Welle, der Hongkonger Zeitung "Apple Daily" und der taiwanischen "Liberty Times".
Obwohl ich natürlich ebenso überrascht und schockiert bin wie die Sportreporter in Peking, ich finde auch, das reicht. Wer tatsächlich nach China fährt, um von dort die Seite von Amnesty zu besuchen, hat einfach vorher was verpennt. Ich verstehe eh nicht, wie man einfach so als Berichterstatter nach China reisen kann und nicht schon zuhause einen Tunnel oder ein VPN aufbaut, für den Fall, dass man ausgesperrt wird. Wissen über die Zensur in China sollte in jeder Redaktion vorhanden sein und Erfahrung im Tunnelbau müsste jede grössere Firma mit Geschäften in China haben. Sowas hilft ja nicht nur gegen Zensur, sondern auch gegen Spione, Plagiatoren, Raubkopierer und andere Gefahren dieser Gegend.
Aber es ist noch nicht zu spät und eröffnet Möglichkeiten zur Zusammenarbeit bisher völlig fremder Welten. Wie wärs denn wenn einfach jede Sportseite noch einen Proxy aufsetzt? Verschlüsselt natürlich, damit die Stichwortsuche nicht greift. Oder sie spiegeln einfach ein paar Seiten: Sportbild betreibt den Mirror für Amnesty International, das NOC mirrort die BBC und der Deutsche Sportbund veröffentlicht die Beiträge der Deutschen Welle als Podcast. Und die letzte Predigt des 14. Dalai Lama verstecken wir steganographisch in den Bildern der Siegerehrungen!