Tuesday, 6. January 2009Wehrhafte DemokratieUnserem Innenstaatssekretär ist bei seiner Pressemitteilung zum NPD-Parteiverbot ein kleiner Fehler unterlaufen. Der Satz Nicht umsonst gelte wegen der Erfahrungen aus der Weimarer Zeit für unsere wehrhafte Demokratie der Grundsatz "keine Freiheit für die Feinde der Freiheit". stimmt so nicht ganz. "Keine Freiheit für die Feinde der Freiheit" ist kein "Grundsatz unserer Demokratie" sondern ist ein Ausspruch, der Antoine de Saint-Just zugeschrieben wird. Der hat damit nach der französischen Revolution die Prozesse gegen die Aristokratie und gegnerische Mitrevolutionäre gerechtfertigt. Die Urteile stellte er unter das Motto "Nicht die Gefängnisse haben überfüllt zu sein, sondern die Friedhöfe" und er gilt im Allgemeinen nicht als gutes Vorbild für bayerische Kabinettsmitglieder. Oder um mit der ehemaligen Präsidentin des Verfassungsgerichts zu sprechen: "Keine Freiheit für die Feinde der Freiheit" taugt nicht als Strategie der freiheitlichen Demokratie; denn eine Grundvoraussetzung der freiheitlichen Demokratie ist die ständige Auseinandersetzung zwischen widerstreitenden politischen Ideen. Der beste Demokratieschutz ist nicht die strafrechtliche Ahndung rechtsextremistischer Ausschreitungen; obgleich diese in einem Rechtsstaat selbstverständliche Pflicht der Justiz ist. Vielmehr muss der Kampf gegen die Ursachen dieses Extremismus im Vordergrund stehen. Gewiss gehört dazu auch eine Erfolg versprechende Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik. Doch nüchtern gilt es zu bedenken, dass Fremdenhass ein Zeichen misslungener Bildung ist. Ein Satz in der Pressemitteilung beruhigt mich aber schon wieder ein bisschen. Der erste Absatz klingt ja so, als ob Herr Weiß ausgerechnet beim Verbot einer Neonazi-Partei den Rechtsstaat durch gesundes Volksempfinden ersetzen will. Aber er schreibt auch: Dass alle "billig und gerecht Denkenden" wissen, dass die NPD verfassungsfeindliche Ziele verfolgt, reicht für ein Verbot nach rechtsstaatlichen Maßstäben sicher nicht aus, sonst wären wir nicht besser als die Feinde unserer Verfassung. Sunday, 4. January 2009Alte Hamburger Abendblätter
Wer Lust hat kann dort zum Beispiel Comics der 50er oder die Einführung des Wehrdienstes, die Schlacht um Dien-Bien-Phu, die (Wieder-)Einführung des 50km/h-Limits innerorts, oder die Ölkrise nochmal aus zeitgenössischer Sicht einer Zeitung aus dem Hause Springer nachlesen. Freunde der Hamburger Lokalgeschichte und der Seefahrt werden sicher auch viel Interessantes entdecken. Eine Suchfunktion hab ich leider nicht gefunden, aber neben den Scans liegen noch Textdateien mit dem Ergebnis der eher schlecht gelungenen OCR, sie planen sowas anscheinend. Ist aber auch gar nicht nötig, einfach reinklicken und in altem Zeug schmökern macht auch Spass. Mir war z.B. nicht klar, welch hohen Stellenwert die Militarisierung der jungen Bundesrepublik in der Presse hatte. Es verging in den 50ern keine Woche, an dem nicht irgendein General die Titelseite schmückte oder wenigstens die Lieferung einer amerikanischen Haubitze an die neue Armee verkündet wurde. (Bild: Titelseite vom 29.09.1969) Thursday, 1. January 2009Dänemarks ZensurlisteBei Wikileaks ist zu Weihnachten die Zensurliste dänischer Provider mit Stand vom Februar 08 aufgetaucht. Dänemark ist ja eines der Länder, die unseren Vorkämpfern für Internetzensur als Vorbild dienen. Wenn man der Argumentation der Zensurfreunde folgt, ist natürlich eine Internetsperre nur das letzte Mittel im Kampf gegen Kinderpornographie, weil man anders an die Verbreiter nicht herankommt. Schliesslich werden diese Seiten in Ländern gehostet, in denen ein menschenverachtendes Rechtssystem herrscht, das sexuelle Ausbeutung von Kinder toleriert. Für die dänische Liste hab ich mal eine Auflösung nach Ländern gemacht, die geographischen Daten stammen aus der "GeoIP light"-Datenbank von Maxmind, zu 95-99% sollte die Auflösung stimmen. Von den 3863 Seiten auf der Liste waren 2112 auflösbar, der Rest hatte keinen DNS-Eintrag mehr, die Verteilung der 2112 Bösen aus dänischer Sicht sieht so aus:
Auch hier wird also, wie bei der Liste aus Finnland, ein Grossteil der Seiten in der christlich-abendländischen Welt mit recht homogenen Wertevorstellungen und Rechtssystemen gehostet. Es wäre Zeit für eine diplomatische Offensive gegen die Nachbarländer und die Freunde in Übersee, die diese Sauerei zulassen. Oder für eine kritische Überprüfung, ob andere Länder bei der Abwägung von Freiheit und Zensur vielleicht doch den richtigeren Weg gehen. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass für die Herstellung all dieser Seiten "Kinderseelen zerfetzt" wurden, wie sich unsere Familienministerin plakativ ausdrückt, die Regierungen dort nichts unternehmen und die dänische Justiz und Diplomatie tatenlos den Kinderschändern zusieht. Aber Zensieren ist natürlich viel einfacher. Man kanns heimlich machen und ist praktisch frei von jeglicher Kontrolle, schliesslich würde sich ein Kritiker als Freund von Schmuddelkram outen und wäre leicht zu diffamieren. Wer will schon öffentlich eingestehen, dass er 2000 Pornoseiten überprüft hat und dabei 100 Seiten gefunden hat, die gar keine Schweinereien enthalten, sondern nur politisch missliebige Meinungen. Ausserdem erzeugt man durch diskretes Filtern keine schlechte Stimmung beim nächsten Staatsempfang. Beim Schreiben dieses Beitrags hab ich übrigens auch gemerkt, wie Zensur wirkt. Immerhin hantiere ich hier mit Zeug aus dem Giftschrank des Netzes und hab eine Liste von ein paar tausend Links zu Pornoseiten (nix aufregendes, beliebige Permutationen der Worte teen, girl, boy, lolita und nude) auf dem Rechner. Ich darf mir das Zeug auch als Deutscher nicht ansehen, wirklich überprüfen kann ichs also nicht, muss ich auch nicht für diese Liste. Aber immerhin hat mein Rechner eine knappe Stunde damit verbracht, DNS-Anfragen nach diesen Seiten zu verschicken und wer weiss schon, was in Zeiten der Vorratsdatenspeicherung so alles irgendwo hängen bleibt... Gutes NeuesSunday, 28. December 2008Kleiner KartenserverEigentlich wollte ich mir ja einen richtigen Kartenserver zulegen. Ich habs auch geschafft, mir einen UMN-Mapserver zu installieren (geht einfach, gibt ein Debian-Paket), wusste dann aber nicht weiter. Das ganze wurde plötzlich so verwirrend, als es um die Einbindung irgendwelcher Karten ging und eigentlich war ich schon bei dem Punkt überfragt, wo ich erstmal eine einfache Weltkarte hernehmen soll, einfach nur zum spielen. Die Leute, die sich damit auskennen, will ich in ihren Foren auch nicht unbedingt belästigen. Ich glaube, Leute die nichtmal den Begriff "Projektion" erklären können, sind dort nicht sooo beliebt als Fragesteller. Und allzuviel büffeln will ich auch nicht dafür. Vermutlich hätte es eh nicht richtig funktioniert. Ein WMS-Server hat Karten in Form von Vektordaten und rechnet die live in Pixel um, damit die Karte dann als Bild ausgeliefert wird. Da wäre ich hier mit meinem Viertelgigabyte recht schnell an die Grenzen gestossen. Zum Rumspielen hab ich mal eine einfache Weltkarte genommen und die Daten des Geocounters draufgemalt. Die grünen Gegenden sind die Heimat der erwünschten Besucher der Seiten, die sich dort eingetragen haben. Die roten Gegenden sind die Brutstätten der Würmer, die Standorte der Spamschleudern und die Herkunft der Portscans Das Ergebnis ist nicht weiter überraschend: Erwünschte Besucher kommen fast alle aus Deutschland, Österreich und den Nachbarländern, weil die Leute dort Deutsch können. International verständliche Inhalte haben wir nur wenig. Würmer dagegen brauchen keinerlei Sprachkenntnisse um sich zu verbreiten und die Spammer sind eh global agierende Botnetze und können auch gut aus Osteuropa, aus Amerika oder dem Fernen Osten arbeiten.
Geschrieben von Max
in Bastelspass, Geocounter, Landkarten
um
02:07
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