Thursday, 2. April 2009BudgetrechtIm finsteren Mittelalter, lange bevor sowas wie Demokratie, Parlamentarismus oder Gewaltenteilung hierzulande eingeführt wurde gab es in Bayern kein richtiges zentrales Steuerwesen. Der Landesherr musste sich und seinen Hof aus seinen eigenen Gütern und ein paar vom König zugestandenen Einnahmequellen ernähren.
In der Regel bekam der Fürst seine Kohle. Ausgaben von grosser Bedeutung für das Land wurden auch von den Landständen als ihre Aufgabe begriffen. Allerdings musste der Fürst dafür lange Briefe schreiben, genau darlegen, wofür er das Geld braucht und wortreich deutlich machen, dass ihm schon klar ist, dass er kein Recht auf dieses Geld hat sondern dass das ein besonderer Liebesbeweis der Untertanen wäre und dass das ein einmaliger Fall ist. In der Regel bestanden die Stände auch auf eine förmliche Erneuerung ihrer Rechte oder verknüpften die Bewilligung mit der Gewährung neuer Rechte. Nichteinhaltung dieser Regeln konnte schon auch mal zum Bürgerkrieg führen. Was natürlich auch noch kein Krieg unter "Bürgern" war, sondern eher so ablief dass irgendein Ritter mit seinen Schlägern in das Dorf des Herzogs einfiel, dort plünderte und wieder abzog. Das Volk war da nur als Opfer oder Schläger beteiligt. Aus dem Privileg der Stände, die landesherrlichen Ausgaben zu kontrollieren, entwickelte sich das Haushaltsrecht der Parlamente. Unser Bundestag zum Beispiel ist ganz stolz darauf und findet, dass Parlament und Haushalt untrennbar zusammengehören. Manche altmodischen Lexika halten das sogar für das wichtigste Recht der Volksvertretung. Auf Seiten des Landesherrn wird das aber schon lange nicht mehr so empfunden. Falls z.B. das Parlament einen Tilgungsfont für ein Konjunkturpaket mit exakter Aufschlüsselung der Ausgaben einrichtet, gilt das eher als unbedeutender Verwaltungsakt. Da werden die Verbraucher schon zur Eile bei der Anmeldung der Untertanen und Presse sehen das anscheinend genauso, jedenfalls melden sie schon in Scharen ihre Karre zur Verschrottung an und lediglich der BR soll gestern mal kurz erwähnt haben, dass die Aussicht auf das ganze schöne Geld zur Zeit so viel wert ist wie eine Absichtserklärung der Kanzlerin und des Vizekanzlers eben wert ist. Die Bilder sind ein Ausschnitt aus einem Brief Albrechts III in dem er 1458 um Geld für die Hochzeit seiner Tochter bittet und die Forderungsliste der Stände für die Bewilligung. Die Akten des Bayerischen Landtags von 1429 bis 1669 gibt es als Scans bei der Bayerischen Staatsbibliothek. Tuesday, 31. March 2009Urlaubsbilder![]() Friday, 20. March 2009Australiens FilterlisteIch hab mal über Nacht die australische Zensurliste nach Ländern aufgelöst. Die wurde ja neulich bei Wikileaks veröffentlicht, ich kann aber nicht darauf verlinken, wenn ich dieses schöne Land nicht aus meiner Urlaubsplanung ausschliessen will. 2/3 der dort aufgeführten URLs zeigen allerdings derzeit ins leere, lediglich ein Drittel liess sich noch nachverfolgen. Das Ergebnis ist schon fast langweilig. Ebenso wie Dänemark, Finnland und andere Vorbilder für unser geschütztes Internet in Deutschland filtern die Australier halt auch hauptsächlich Seiten in befreundeten Staaten der westlichen Welt mit stabiler Rechtsordnung und ähnlicher Situation, was unerlaubte Veröffentlichungen betrifft. Ist auch wieder irgendwie klar, rechtsfreie Räume in exotischen Staaten, von denen unsere Zensurfreunde so gerne schwadronieren sind in der Regel auch Gegenden ohne stabile Stromversorgung und ohne vernünftige Bandbreite. Keine guten Voraussetzungen fürs Serverhosten. Die Australier vermuten das Böse dort: 59% der gefilterten Adressen liegen in den USA Die australischen Behörden stellen übrigens keine Listen gefilterter Domains oder IP-Adressen auf, sondern nennen Hostnamen oder Domains oder komplette URLs (eine URL hatte allerdings Backslashe im Pfad, was nicht für gewissenhafte Prüfung spricht). Deshalb landet auch beispielsweise Google mit ein paar Hosts in der Liste. Das sind dann z.B. URLs auf den Usenet-Zugang groups.google.com. 2 der 23 deutschen Server sind ebenfalls Usenet-Archive. Das ganze Usenet mit seinen 1000 Zugangsarten bleibt allerdings ungefiltert, weil auch australische Entscheider die Begriffe "Internet" und "www" für Synonyme halten. Volker Beck wartet übrigens anscheinend immer noch auf eine Antwort, wo denn unser Familienministerium die schlimmen Server vermutet. 8 Wochen reichen dort anscheinend nicht aus, ein paar "rechtsfreie Räume" zu finden, ohne Nachbarn und Verbündeten auf die Füsse zu steigen. Ausserdem müsste man begründen, warum man trotz bekannter Mängel nach Internetzensur ruft, wo doch auch eine schnelle Mail an Provider oder Polizei das Problem (oder zumindest jeweils eine Seite) aus der Welt schaffen könnte. Vermutlich dauert das einfach so lange, weil Alternativen erst gar nicht in Betracht gezogen werden, sobald die Chefin des Hauses die Marschrichtung festgelegt hat. Thursday, 19. March 2009Die Welt ist nicht rund
Ein 7 Jahre altes Garmin GPS V mit echt schwacher Rechenkraft kanns, ein neueres Falk F6 2nd ebenfalls. Die Auflösung in der Ebene passt bei allen drei gleich gut im Rahmen der Rundung. Alle Höhen sind aber beim Navigon 7210 vermutlich mangels Korrektur aufs Geoid konstant um ca. 50m zu hoch. Wenigstens schreiben sie nicht "N.N." dazu, dann ist es nicht direkt falsch, statt des Meeresspiegels das WGS84-Ellipsoid als Bezugsfläche zu wählen, nur eben sehr sehr ungewöhnlich... Eigentlich müsste da laut Karte übrigens auf allen drei Geräten stehen "510m über NN plus 2 Stockwerke". Thursday, 12. March 2009KartenbastelnFalls mich hier jemand die letzte Zeit vermisst hat, ich war im Keller beim Basteln. Oder eher beim Büffeln, dieses OpenLayers ist zwar ein schönes Stück Software, aber irgendwie widersetzt es sich seiner Benutzung. Vielleicht fehlt mir auch irgendwie der Zugang und ein echter Kenner programmiert damit mit links. Ich hätte mir ja sogar ein Buch dazu gekauft, aber scheinbar ist der Markt da zu klein, um als Autor erfolgreich zu sein, es gibt anscheinend keines. Ausserdem habe ich "Maps-For-Free" entdeckt. Eine recht schön gerenderte Reliefkarte der ganzen Erde, basierend auf freien Geodaten der NGA, passend in Kacheln zerlegt zum Einbau in eigene Anwendungen. Das schöne daran ist, dass der Macher dieser Karte die beliebige Verwendung unter der GNU Free Document License erlaubt, klingt nicht so sehr aufregend, aber wenn man sich mal eine Zeit mit der Suche nach freien Karten beschäftigt, weiss man das echt zu schätzen. Falls man keine allzu grossen Masstäbe braucht, kann man die auch runterladen und selber einen Tileserver dafür betreiben. Mit 200MB schaffe ich die ersten acht Zoomstufen, höhere Auflösungen sind für meinen Bedarf nicht so wichtig. Rausgekommen ist ausser einem neuen Layer für den Geocounter noch eine neue Navigation für unsere Urlaubsberichte, die vor allem in Zukunft viel Bastelei mit immer schlechter runterkomprimierten JPGs ersparen soll. Und ich hab nebenbei meine Liste mit den Länderkennungen vervollständigt, brauch ich ja auch für den Geocounter. Da erwirbt man wirklich nützliches Wissen, ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass mitten in Europa in der Ostsee ein halbautonomes Gebiet mit eigener Kennung und eigener Toplevel-Domain ".ax" existiert.
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