Saturday, 6. December 2008Bayern speichert nicht mehr
Heute war bei Daten-Speicherung.de zu lesen, dass die Bayerische Staatsregierung davon abgebracht werden soll, die IP-Adressen der Besucher ihrer Webserver extrem lange zu speichern.
Bisher ist es so, dass die Regierung (also eigentlich das Statistische Landesamt als Hoster), der Landtag und die Polizei Besucheradressen ein Jahr speichert. Gelöscht wird jährlich im Januar. Diese Praxis steht natürlich im Widerspruch zu mindestens einem Gerichtsurteil, ist allgemein ein Verstoss gegen das Gebot der Sparsamkeit beim Erheben und Speichern von Daten und meines Erachtens auch völlig unnötig. Letztes Jahr hat sich ein aufmerksamer Besucher darüber beim Datenschutzbeauftragten beschwert und jetzt Antwort erhalten: Man wird das ändern, aber es wird noch ein bisschen dauern. Schön finde ich, dass auch gleich der Grund für die Speicherung wegfällt. Bisher mussten die Logfiles so lange aufgehoben werden, weil die Statistik jährlich liefen (auch sowas, wo ich mich frage, warum...) Nach Auswertung der jährlichen Zugriffe werden die protokollierten Daten gelöscht. Die Auswertung erfolgt monatlich und jährlich, die Löschung erfolgt jeweils im Januar des Folgejahres. In Zukunft sollen die Statistiken mit gekürzten IP-Adressen durchgeführt werden. Das reicht auch völlig. Mehr als ein "Unsere Internetpräsenz wurde nnn Mal aufgerufen ... E- Government ... Innovation..." will ja auch der Auftraggeber nicht haben.Es wird aber vermutlich noch ein bisschen dauern, im Moment hat unsere Datenschutzbehörde keinen allzu guten Stand: Der letzte Datenschutzbeauftragte ist in einem Steuersumpf verschwunden, liess ein 3/4 Jahr sein Amt ruhen und ist im Oktober zurückgetreten. Nachfolger ist noch keiner bestellt. Kann sein, dass die Leute dort auch ohne Chef ganz gut arbeiten, aber eine Behörde, die schon im Briefkopf so tut, als sei sie eine Person ("Der Bayerische Landesbeauftragte fuer den Datenschutz", Unterschrift: i.V. ...), sollte auch diese Person irgendwo rumsitzen haben, und wenns nur für Pressetermine ist... Thursday, 4. December 2008Bundesarchiv in der Wikipedia
Das Bundesarchiv spendet seine Bilder der Wikipedia. Das heisst, auch jeder andere darf sich aus dem Fundus des Archivs bedienen, sobald die Bilder hochgeladen sind. Finde ich gut, es ist immer schwierig, frei verwendbare Bilder zu finden, wenn man mal einen Wehner , eine Rakete oder einen Tibetaner zur Illustration braucht.
Das gleiche macht jetzt bitte auch die Bayerische Staatsbibliothek. Die Sammlung Hoffmann zum Beispiel hat jede Menge bereits digitalisierter Schnappschüsse aus den 20ern und 30ern. Bilddokumente über die Räterepublik, die Weimarer Republik und den Aufstieg der NSDAP in München die eigentlich zu schade dafür sind, in den entlegenen Winkeln des Netzes zu vergilben. Ansehen darf man sie dort zwar (im Sehtestformat 200x150Pixel), aber verwenden nur gegen ein Entgelt in im Netz nicht recherchierbarer Höhe... ![]() Wednesday, 3. December 2008saubere Trennung
Woher haben eigentlich Zeitungen wie der Spiegel ihr technisches Hintergrundwissen wenn sie die Vorratsdatenspeicherung kommentieren?
Es dürfen auch "keinerlei Daten, die Aufschluss über den Inhalt einer Kommunikation geben, auf Vorrat gespeichert werden". Allerdings ist bei den Protokollen einiger Dienste, etwa E-Mail, technisch nicht ohne weiteres sauber zwischen Inhalten (etwa Betreffzeile) und Transportdetails (E-Mail-Adressen) zu trennen. Ich kenne keinen Mailserver, der Mailheader und Transportdaten nicht auseinanderhalten kann. Ehrlich gesagt wüsste ich zumindest bei gängigen Unix-Postämtern nichtmal, wie ich eine Protokollierung von Betreffzeilen überhaupt hinbekommen sollte, ohne gross die Programme umzuschreiben. Mit solchen unbedachten Aussagen wird doch nur der SPD die Matte fürs nächste Umfallen hingelegt. Die werden beim nächsten Nachverhandeln energisch darauf bestehen, dass keine Betreffzeilen gespeichert werden, die Union wird zähneknirschend auf einen Kompromiss eingehen und so wird der nächste grosse Sieg für den Rechtsstaat errungen. Fleissige Zugriffe
Ich weiss garnicht, was die FDP da noch nachhaken will. Wenn ihr unsere Regierung sagt, dass sie während dreier Monaten in 2186 Verfahren die Daten der Vorratsdatenspeicherung gebrauch hat (allerdings nur in 940 Fällen darauf wirklich zugegriffen hat, oder 1400 Fällen, so genau weiss sie es nicht. Ebensowenig erfahren wir, wie viele Verbindungen hinter diesen Verfahren stecken, betroffen sind ja z.B. auch alle Mailkontakte des Verdächtigen), dann wird das schon notwendig gewesen sein. Die Aussage der Abgeordneten Piltz
So gehe aus der Antwort der Regierung nicht hervor, "in wie vielen Fällen die Speicherungspflicht von entscheidender Bedeutung für den Ermittlungserfolg war". ist jedenfalls unfair. Ob der Abruf geholfen hat, einen Täter zu finden, kann ja nach 4 Monaten keiner sagen, Urteil ist da sicher noch keins gesprochen, Kriminalstatistiken geben sich ja auch immer mit der Bekanntgabe der Anzahl der Tatverdächtigen zufrieden. Immerhin war in jedem einzelnen Fall die Ermittlung ohne den Zugriff aussichtslos oder wesentlich erschwert. So hats ja unser Verfassungsgericht festgelegt und sicher wird sich keiner der Staatsanwälte und Richter darüber hinweggesetzt haben, alles andere wäre undenkbar. Die Anzahl beunruhigt mich auch. 2200 schwere Straftaten, in jedem Einzelfall schwerwiegend. Das macht knapp 9000 im Jahr. Und alle wären ohne die Datenspeicherung nicht ermittelbar gewesen, bilden also einen Teil der unaufgeklärten 3,9% Straftaten gegen das Leben oder den 2,4% unaufgeklärten Rauschgiftdelikten vom letzten Jahr. Wenn man das hochrechnet, macht man sich Sorgen um unsere Sicherheit. Sunday, 30. November 2008Basispyramide![]() Und dann entdeckt man zufällig beim rumklicken in der Landkarte, dass dieser Obelisk der Dreh- und Angelpunkt der Bayerischen Landvermessung ist, einer der beiden Nabel des Landes: Die Basispyramide. Es ist zwar mühsam, ein ganzes Land zu vermessen, aber eigentlich relativ einfach. Man nimmt eine Strecke bekannter Länge und mit bekannten Endpunkten, peilt von diesen Endpunkten aus einen Kirchturm an, merkt sich die Winkel, rechnet ein bisschen mit den Dreiecks- und Winkelsätzen rum und hat den Kirchturm verortet. Die beiden Strecken zum Turm kann man dann wieder als "bekannte Strecke" verwenden und sucht sich den nächsten Kirchturm zum Anpeilen aus. Das Problem ist, die erste Strecke zu finden und deren Länge zu bestimmen. 1801 hatten die französischen Besatzer den dringenden Wunsch geäussert, ordentliche Karten der neue eroberten Länder zu bekommen, der Kurfürst war auch an einer exakten Messung interessiert, weil ein moderner Staat sowas eben brauchte. Ausserdem war damals die Grundsteuer noch nicht kommunal und eine wichtige Geldquelle der Staatsverwaltung, exakte Katasterblätter waren wichtig für die Steuergerechtigkeit. Also wurde das Topographische Bureau gegründet und man suchte die erste bekannte Strecke. Leiter der Aktion wurde der französische Oberst Bonne, assistiert vom bayerischen Oberst von Riedl. ![]() In Aufkirchen hat man aber auch das Problem, dass man nicht genau bis zur Kirchturmspitze messen kann. Also baute man vor den Orten zwei Denkmäler in der Linie zwischen den Türmen und misst die Strecke von dort aus. Diese beiden Denkmäler nennt man Basispyramiden. Die Messung der Entfernung macht man dann wieder recht einfach, man legt ein grosses Lineal quer durch die Moorlandschaft und zählt einfach mit. Bisschen Schwierigkeiten machen lediglich die (geringe) Hügeligkeit der Landschaft, die Temperaturausdehnung des Lineals, Erschütterungen beim Anlegen und vermutlich die Mücken. Trotzdem schafften die Vermesser eine Genauigkeit von 0.003% für die gut 21km lange Strecke. Als Lineal nahmen sie fünf Holzstangen mit 5m Länge, gut geölt gegen den Einfluss der Feuchtigkeit und mit exakt bekannter Ausdehnung bei verschiedenen Temperaturen (beim Messen mussten sie dann die Temperatur mitschreiben). Ausserdem waren sie metallbeschlagen, damit sie nicht am Ende abbröseln. Dann bauten sie so eine Art "Wanderbrücke" quer über die Wiese. 50m Holzbohlen, auf höhenverstellbaren Dreibeinen gelagert und jedes Mal neu in die Waagerechte gebracht. Auf dieser Brücke wurden dann diese 5m-Stangen aufgelegt wobei ein windgeschütztes Lot mit Markierung am Boden dafür gesorgt hat, dass beim Auflegen der nächsten Stangen die erste nicht verschoben wurde. Nach 6 Wochen erreichten die 26 Soldaten Aufkirchen. Ich glaub, ich werd da mal anhalten und schaun, ob man von dort den Kirchturm von Aufkirchen sieht. Voller Respekt vor präzise arbeitenden Leuten mit langen geölten Stangen und schweren Brückenteilen mitten im Moor. Das Bild stammt aus dem München Wiki, steht unter dieser Lizenz und ist von Matthias Kern, die Karte ist aus Openstreetmap. Eine Erklärungen des Verfahrens gibts bei Alpentunnel.de. Dort gibts auch ein Faksimile des Bayerischen Triangulationsnetzes nebst zeitgenössischer Dokumentation als GIF zum Runterladen. Im Archiv von "Geomatik Schweiz" findet man im Heft 1/2007 einen 5-seitigen Artikel über die Vermessung mit einer Darstellung der Brücke auf den Dreibeinen.
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