Wikileaks Cablegate ist sowas wie der Starkbieranstich auf dem Nockherberg: Wer nicht vom Diplomatischen Corps derbleckt wird, ist ein Niemand. Seit die FDP einen richtigen Maulwurf ausgegraben hat, fühlt sich die CSU zurückgesetzt und will jetzt auch echte Verräter haben, mindestens eine Zweierbande. Bei der internationalen Bedeutung der lokalen Staatspartei langt das natürlich nicht zu einem echten Thriller, aber man bemüht sich um ein bisschen Agenten-Flair.
Irgendwer hat den Amis nach Seehofers Bild-Interview gesteckt:
State Chancellery and Ministry officials, including the State Secretary for Federal and European Issues, told the Consul General in a private meeting on December 8 they were "embarrassed by Seehofer's remarks" and suggested he had reacted "like a populist" to recent opinion polls that showed 69 percent of Germans opposed sending more German soldiers to Afghanistan. (NOTE: Another recent poll reported that 69 percent favored immediate withdrawal.)
Dass man ein wenig verlegen wird, wenn im Kontakt mit ausserbayerischen Menschen das Gespräch auf die jeweils letzte Rede des Ministerpräsidenten kommt, geht eigentlich jedem hier so. Und dass er sich "wie ein Populist" verhält, würde ich dem Generalkonsul auch sagen, wenn er mir einen Kaffee spendiert und auch ein bisschen was erzählt. Verwunderlich ist vielleicht, dass auch höhere Funktionäre aus Partei und Staat das so empfinden. Die sollten ja durch jahrelanges Training weniger empfindlich auf Populismus ansprechen. Dafür sind die betroffener als zum Beispiel ich, weil sie sich schlecht vom Chef distanzieren können, was die Peinlichkeit erhöht.
Bild vom FBI (Agent, 1939), public domain, via Wikipedia