Monday, 22. February 2010SprichwörtlichesEintrag unter dem Stichwort "Knabe" in Wanders "Deutschem Sprichwörter-Lexikon" von 1867: 27. Einen Knaben à la Jesuite behandeln. Ich glaube, der Bischof Mixa hat Unrecht. Der Einfluss der sexuellen Revolution auf das klerikale Leben der letzten 140 Jahre wird von ihm deutlich überschätzt. (Zitat aus der Volltextbibliothek bei www.zeno.org; Bild: Gipfelkreuz auf dem Sonnenberg) Sunday, 21. February 2010Atlas Major digitalIn einem Eintrag des Landkarten-Blogs bin ich auf einen Scan von Willem Bleaus Atlas Major von 1645 gestossen. Wer mal einen wirklich tollen Scan alter Karten sehen will, sollte unbedingt das Regionaal Archief Leiden besuchen. Die haben die Seiten nicht nur schön fotografiert, sondern auch mit Ortsnamen und modernen Staatenbezeichnungen verlinkt. Man kann also auch nach Afghanistan suchen oder nach Haiti, wenn man mal eine echte Seekarte der Piraten der Karibik braucht. Allein Deutschland ist auf ca. 50 Kartenblätter aufgeteilt, die Details sind wirklich verblüffend für ein 350 Jahre altes Werk, das vermutlich eher wenige Käufer hier in der Gegend hatte. Wer damit München erkunden will, hats ein bisschen schwer, weil dort die ehemaligen Dörfer schon lange eingemeindet wurden: von St. Georg ist nur noch eine Kirche übrig, Harthausen heisst jetzt Menterschwaige und dieses Paempkirchen kann ich nur raten. Ausserhalb wirds aber wieder einfacher. Fast alle eingezeichneten Dörfer sind noch da und bis auf ein paar Buchstaben blieben auch die Ortsnamen gleich. Auch wenn man heute den beiden Ortsteilen von Hochmueting oder Orten wie Meschenfeld und Zinnenberg keine so prominente Darstellung in der Karte einräumen würde wie im 17. Jahrhundert und Fuesberg nur noch übers Burgeninventar findet. (Das Bild stammt nicht aus Leiden, sondern von der UCLA. Die haben den ersten Band des Atlas mit Deutschland und Nordeuropa eingescannt. Nicht so hoch aufgelöst wie die Holländer, ohne viewer zum zoomen und verschieben und mit weniger gutem Ortsverzeichnis, aber dafür darf man deren Bilder unter cc-by-nc-sa-Lizenz verwenden. Bei den Leidenern reichen meine Sprachkenntnisse nicht, um das herauszufinden...) Tuesday, 16. February 2010Wie funktioniert die Ortung mit IP-Adressen?Die Geocounter-Seite wird immer wieder mal von Leuten verlinkt, die eine IP-Adresse orten wollen. Gelegentlich passiert das in Diskussionsforen und ich kann gespannt mitverfolgen, wie diese Seite ankommt. Die Reaktionen darauf sind recht unterschiedlich: von "Hilfe ich werde überwacht" bis zu "So ein Scheiss, der Ortet mich ja nichtmal auf 10km genau" oder "Da wird eh nur der Provider geortet". Bisschen Angst machen mir die Einträge der Art "Jetzt weisst Du, wo das Haus von diesem Halunken wohnt", diese Einträge waren der Grund für den langen Beipackzettel auf der Ortungsseite, aber das ist halt Text und Text liest keiner, wenns auch Bilder gibt. Auf jeden Fall scheint diese Ortung mysteriös zu sein, und ich dachte, ich schreib mal, wie sowas funktioniert. Die Beispiele sind alle aus der Datenbank von maxmind. Die haben eine kostenpflichtige, für richtige Kunden, die mit der Anwendung Geld verdienen und eine kostenlose, für Hobbyanwender wie mich. Die kostenlose ist brauchbar, aber absichtlich schlechter als die Kaufversion. Ausserdem sind die Beispiele alle aus meiner Gegend, weil da kenne ich mich aus. Wie sieht so eine Datenbank aus?Das ist einfach eine Liste von IP-Adressbereichen, Koordinaten, Ortsnamen und evtl. noch ein bisschen Zusatz wie Land, (Postleitzahl), Verwaltungseinheit, also z.B. so: 10.12.37.0 bis 10.12.37.7, Deutschland, Bayern, 85652, Pliening, 48.2 Nord, 11.8 Ost Wie genau ist die Koordinate?
Wie man oben sieht, gibt es keine weitere Unterscheidung unterhalb des Ortes, die Strasse wird nicht erwähnt. Das ist auch bei grossen Gemeinden so, "48.15 Nord, 11.5833 Ost" z.B. steht für alle IP-Adressen in München. Falls eine Anwendung das in eine Landkarte umsetzt, wird sie zwar eine Nadel mit höchster Präzision in der Veterinärstrasse einschlagen, und tolle Genauigkeit suggerieren, sie meint damit aber eigentlich das gesamte Stadtgebiet. Man kann also niemals erfahren, wo jemandem sein Haus wohnt, und es hat überhaupt keinen Sinn, einen so georteten Betrüger die Fenster einzuwerfen, man trifft den falschen. Die Daten für die Zuordnung von Ortsnamen zu Koordinaten scheinen bei den meissten Anbietern vom Gazetteer der NGA zu stammen, einer freien, sehr vollständigen, aber oft etwas ungenauen und schlecht gepflegten Datenbank. Wo kommen die Daten her?Das ist das grosse Geheimnis der Datenbankmacher... Ich denke in erster Linie aus whois-Einträgen. Der whois-Eintrag zu einer IP-Adresse wird bei der Vergabe einer IP-Adresse vom übergeordneten Provider festgelegt. Letztendlich entsteht so eine Datenbank, die für jede IP-Adresse festlegt, wer für sie zuständig ist. Häufig steht da der Provider selbst drin, besonders bei Einwahlprovidern, häufig wird der Eintrag aber selbst für kleine IP-Adressbereiche von 1 oder 8 IP-Adressen gepflegt. Das ist als Quelle relativ gut, kleine IP-Adressbereiche sind kleine Firmen mit nur einem Standort. Bei grösseren Netzbereichen, z.B. dem Netz der Telekom wirds schwierig (und auch spürbar ungenauer), da wird wohl auch viel geraten. Vielleicht haben die Hersteller Referenzkunden, die ihnen sagen, welche IP-Adresse sie gerade zugewiesen bekommen haben und wo sie wohnen. Vielleicht verlassen sie sich auch aufs Routing. Zur Zeit wird z.B. die IP-Adresse 79.230.121.x von der Telekom über einen Router namens "M.NET" geleitet, die IP-Adresse 79.230.231.x dagegen über "SI.NET". Der erste steht in München, der zweite in Siegen. Entsprechend sind auch die Daten von Maxmind. Genauer gehts leider nicht. Dafür spricht auch meine Beobachtung, dass ich zwar immer im Umkreis von 20km, aber fast nie in der richtigen Gemeinde geortet werde, derzeit sitze ich fast immer in Pliening. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass mein Provider so genaue Unterschiede macht. ich denke, der weist einfach die nächste freie IP-Adresse aus der Gegend dem nächsten Kunden zu, wobei "Gegend" für ihn sicher etwas grösseres als eine Gemeinde ist. Zusammen mit dem etwas runtergekommenen Datenbestand der NGA, die zwar alle Ortschaften kennt, aber nicht ihre Einwohnerzahl oder Bedeutung, führt diese Ungenauigkeit dann dazu, dass massenweise Einwahlknoten in Ortschaften lokalisiert werden, die eigentlich zu klein sind um so viele Kunden zu beherbergen. Deshalb ist bei der derzeitigen Verteilung in meiner Gegend z.B. Eichenried, ein Ortsteil von Moosinning, deutlich überrepräsentiert. Pliening scheint auch irgendwie beliebt zu sein. Neben den Firmen (die stimmen, bis auf ein Netz, das steht in Nürnberg, aber der whois-Eintrag nennt einen Plieninger als Besitzer), tummeln sich dort auch tausende Einwahlkunden von Telekom und Arcor, was eher unwahrscheinlich erscheint. Neufinsing ist einer der wenigen Fälle, wo wirklich der Sitz des Providers in die Datenbank wandert. dort sitzt eine Firma, die Internet per Funk anbietet und die von der Kabelversorgung abgehängten Gebiete versorgt. Was kann mit dieser Ortung anfangen?
Was kann man nicht?
Falls man eine bessere Ortung wünscht, darf man sich nicht auf die IP-Adresse verlassen. Dazu gibts GPS, WLAN-Ortung oder die Netzinformationen der Mobilfunkbetreiber. (Bild: Karte von Openstreetmap unter cc-by-sa-Lizenz) Thursday, 11. February 2010Mehr Street Views für BayernGibts eigentlich eine zentrale Stelle, die vorgibt, welche Sau diese Woche durchs Dorf getrieben wird, oder regelt sich das durch ein paar Trendsetter und eine Horde Mitläufer von ganz allein? Irgendwo muss doch jemand sagen, dass die nächsten Tage jeder Sender 5 Minuten Toyotas Brems- und Gaspedale thematisieren muss während zum Beispiel defekte Bremsen und feuerspeiende Geschwindigkeitregler anderer Hersteller weniger gross rauskamen. Letzte Woche wurde auch die Aufgabe "Bilden Sie einen Satz mit 'Google', 'informationelle Selbstbestimmung' und 'Monopolist'" gestellt, die unterschiedliche Politiker sehr unterschiedlich meisterten. Unsere Verbraucherministerin, Frau Aigner (CSU), will Gesetze ändern, um den Google-Autos das Knipsen und Sammeln unserer Strassenbilder zu verbieten. Das kann man leicht sagen, weil in der Praxis wirds schwer, ein Gesetz zu basteln, das Google verbietet aber die Touristen nicht einschränkt, die fleissig ohne zu fragen knipsen und ganze Strassenansichten ins Internet stellen... Der computerbeauftragte Finanzstaatssekretär der Bayerischen Landesregierung (auch CSU) ist dagegen schon fast mit Street View einverstanden, raunt aber ein bisschen drohend "Street View steht unter meiner Beobachtung!". Immerhin findet er aber auch Vorteile. Das Ablichten staatlicher Liegenschaften zum Beispiel will er nicht verbieten: ... jeder, der eine Urlaubsreise plant, kann sich bei einem virtuellen Spaziergang im Internet davon überzeugen, dass wir in Bayern außergewöhnliche Sehenswürdigkeiten zu bieten haben Nur beim "Satz mit Monopol" hat er leider versagt: Kritisch sieht Pschierer jedoch die Monopolstellung von Google Street View: „Derzeit gibt es quasi keine Alternative zu dem Angebot von Google Street View. Ich wünsche mir mehr Wettbewerb – nicht zuletzt im Sinne der Nutzer!“ Mir ist nicht so ganz klar, warum fragwürdiges Bildersammeln besser ist, wenn zwei oder drei Konkurrenten um die Wette sammeln. Herrn Pschierer vermutlich auch nicht, aber der Satz mit "Monopol" war halt Teil der Aufgabenstellung. Welchen anderen Grund sollte es auch geben, dieses Wort auf Biegen und Brechen in einer Pressemitteilung unterzubringen? Wednesday, 10. February 2010Offiziere und GentlemenMerkwürdig, einerseits brauchen wir unbedingt die Wehrpflicht, um unsere Armee im demokratischen Staatswesen zu verankern und eine Brücke zwischen Militär und Gesellschaft zu bilden, weil unsere Berufssoldaten anscheinend sonst aus dem Ruder laufen würden. Andererseits sind es immer die wehrpflichtigen Mannschaftsdienstgrade, die unsere Streitmacht mit abstossenden Ritualen in den Schmutz ziehen und ihre vorgesetzten Offiziere und Gentlemen überraschen, dass sowas in ihrem Verein möglich ist. Bei mir ists ja schon eine Zeit her, aber wir haben unsere Zettler bei aller gepflegter Abneigung nie von unseren furchtbaren Exzessen ausgeschlossen. Nur Massbandsaufen ging halt nicht bei denen. Mein Jahrgang müsste jetzt so langsam in der Gegend zwischen Spiess und Bataillonskommandeur angekommen sein und ist sicher ganz überrascht, dass sowas in seinem Verein möglich ist...
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