Saturday, 27. October 2007Abkürzungswahn ...
... ist kein Produkt der Neuzeit. Ich hab Stunden damit verbracht, rauzukriegen, was auf der Umschrift meines bayerischen Halbbatzen von 1629 steht. Für Numismatiker vielleicht selbstverständlich, für jemanden mit ner Schuhschachtel voll alter und ausländischer Münzen aus der Kindheit eine riesige Aufgabe.
Dabei ist es ganz einfach: M.C.P.R.V.B.D.S.R.I.A.E.E ist schlicht die Abkürzung von "Maximilian, Comes Palatinus Rheni Utriusque Bavariae Dux, Sacri Romani Imperii Archidapifer Et Elector" oder "Maximilian, Pfalzgraf bei Rhein und Herzog beider Bayern, des Heiligen Römischen Reiches Erztruchsess und Kurfürst". "Archidapifer" hat die meisten Probleme bereitet. Sieht ja sowas von falsch und unlateinisch aus, dieses Wort. Aber Dapifer ist tatsächlich der korrekte Titel des kaiserlichen Oberkellners, dessen Job (und dessen Amt als Kurfürst und dessen Ländereien in der Oberpfalz) Maximilian als Kriegsbeute zu Beginn des 30-jährigen Krieges einkassieren konnte. In manchen Münzforen steht da "Archidux" als Übersetzung. Klingt besser, würde dann aber garnicht zu Maximilian passen. Erzherzöge gabs hierzulande keine. Dafür ist die Rückseite einfach: "Soli Deo Gloria". Einzig zur Ehre Gottes wurden damals die Münzen geprägt ;) Nachtrag 10.3.08: Weil grad einer per Google-Suche nach "mcprvbdsriaee" hier vorbeigeschaut hat, hab ich nochmal bei den Münzfreunden nachgesurft... Ursprünglich stand da "Herzog von Bayern". Richtig müsste es "Herzog beider Bayern" heissen, weil man anscheinend auch 120 Jahre nach der Wiedervereinigung von Bayern-München und Bayern-Landshut noch stolz darauf war, beides zusammenhalten zu können. Ob für die beiden Herzogtümer schon die Begriffe "Ober- und Niederbayern" verwendet wurden, weiss ich nicht sicher. Wednesday, 24. October 2007Alles ausser Alles
An "20% auf alles ausser Tiernahrung" hab ich mich ja schon gewöhnt. Daran dass Möbelhäuser die Markenware so ziemlich jeder Marke aus ihren Rabattaktionen rausnehmen auch.
Dass jemand einfach garnichts günstiger hergeben will, verstehe ich auch. Aber dass man diese Haltung auch noch bewirbt, verstehe ich nicht. 20% auf jeweils einen NonFood Artikel Ihrer Wahl! sauberes Netz
Jetzt ist es so weit, mein Provider sperrt meine Lieblingsseite!
Eigentlich hätte ichs nicht gemerkt, weil ich nicht die Nameserver von Arcor verwende. Aber dank eifriger Berichterstattung musste ichs doch ausprobieren: max@offler:~$ dig youporn.com Arcor hat also dazugelernt, als sie das letzte Mal versucht haben Pornos auszusperren, haben sie ja einfach das Routing zu bestimmten IP-Adressen blockiert. Dieses Mal machen sie nur den Nameserver kaputt und leiten so Anfragen nach dem Namen "youporn.com" auf eine loopback-IP-Adresse (127.0.0.251) des eigenen Rechners des Filmfreunds zurück. Mit etwas Glück betreibt der selbst einen Webserver auf seinem Heim-PC und sieht seine eigenen Filme... Das ist relativ gefahrlos für Arcor. Das Routing zu verhindern führt dazu, dass auch weitere Domains auf dem gleichen Server nicht erreichbar sind. Beim letzten Mal war das dann doch eine recht lange Liste auch ganz braver Seiten. Da ist die Domainsperre per Nameserver wesentlich zielgenauer, allerdings auch durch Wahl anderer Nameserver als der providereigenen recht leicht auszuhebeln. So weit so schlecht. Ich hoffe ja, dass Arcor gegen die Einstweilige Verfügung angeht und sich durch die Instanzen klagt, Kampfwille scheint auf beiden Seiten vorhanden zu sein. Und ich hoffe sie gewinnen dabei. Hier gehts nämlich nur am Rande um Jugendschutz, in erster Linie gehts um Wettbewerb unter Pornohändlern. Die Einstweilige Verfügung wurde vom Besitzer z.B. des Erotik-Direktversands Sexyfilms.de erwirkt. Der fühlte sich in seinem Recht auf einen gerechten Wettbewerb gehindert, weil er die ganzen abstrusen Jugendschutzbestimmungen in Deutschland einhalten muss, während die ebenso leicht erreichbare Konkurrenz ausserhalb des Deutschnetzes ihre Filme völlig ungeschützt an den Mann bringt. Da hat er natürlich irgendwie recht, nachdem wir es nun auch höchstrichterlich haben, dass Kindersicherungen wie Personalausweisnummer oder Scheckkarte die Kleinen nicht ernsthaft behindern, muss er entweder komplizierte, kundenunfreundliche Schutzmassnahmen einführen oder auch ins Ausland auswandern, was er wohl nicht will. Sollte das Schule machen, fürchte ich, dass das Netz bald keinen Spass mehr macht. Online-Händler, die regelmässig über komplizierte deutsche Widerrufsformulierungen stolpern, werden sich gegen ihre Kollegen aus Österreich wenden. Smart wird uns den Anblick des Shuanghuan Noble vorenthalten. Reiseunternehmen werden dagegen vorgehen, dass wir per Internet vor Ort etwas buchen können ohne das der ausländische Veranstalter einen Sicherungsschein für den Fall seiner Insolvenz hinterlegt. Und wenn man schonmal fleissig am Sperren ist, kann man ja auch über politische/moralische/weltanschauliche Kriterien bei der Filterpflege nachdenken. Und weil man an den Ausländer schlecht rankommt (in seinem Heimatland macht er ja auch nichts verbotenes), soll das alles der deutsche Provider ausbaden. Der ist ausser dem Kunden des Providers, also den Eltern der schützenswerten Minderjährigen, der einzige deutsche Ansprechpartner. Er hat zwar mit den Inhalten seiner Verbindungen eigentlich genausoviel zu tun wie die Paketpost mit dem Inhalt der Pakete oder die Autobahnmeisterei mit dem Inhalt der Autos, aber wir können nur hoffen, dass das die Gerichte auch so sehen. Ich glaub, ich schau mir mal an, wer in den letzten Jahren die Grosse Chinesische Firewall aufgebaut hat. Das Geschäft hat Zukunft. Cisco steht zur Zeit auf 21,76 Euro. Tuesday, 23. October 2007Demos gegen Vorratsdatenspeicherung
Nach der letzten Demo in Berlin, findet am 6.11. erneut eine Demo gegen die Vorratsdatenspeicherung statt. Für reisefaule Menschen wie mich bietet die dezentrale Veranstaltung Gelegenheit, nach Feierabend eine Demo ganz in ihrer Nähe zu besuchen.
Mehr dazu gibts beim Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung. Die Veranstaltung in München startet um 16 Uhr mit einem Infostand am Marienplatz und soll um 18 Uhr auf Umwegen zum Odeonsplatz marschieren. Für Zeitplanung und Rednerliste gibts eine Seite im Wiki der Veranstalter. Herrmann und Heike
Bei der Lektüre der Seite des Bayerischen Innenministeriums hab ich fast gedacht, ich hätte eine kleine Revolution verpasst:
Neue politische Spitze: Herrmann und Heike stand da. Das klingt ja fast nach grünbasisdemokratisch entschiedener Doppelspitze mit strenger Quote und genossenschaftlicher Nennung des Vornamens. Is aber nicht so. Joachim Herrmann heisst der Minister (bisher bekannt als Fraktionschef der CSU im Landtag) und sein Stellvertreter wird Jürgen W. Heike (mir bisher unbekannt, aber das heisst nix). Birgit ist ja auch ein schöner Frauenname. Oder die Abkürzung für die Arbeitsgruppe Beschleunigte Identifizierung und Rückführung von Gefährdern aus dem Bereich des islamistischen Terrorismus/ Extremismus. Akronymemacher ist sicher ein netter Job in den Ministerien.
(Seite 1 von 4, insgesamt 17 Einträge)
» nächste Seite
|
KategorienVerwaltung des Blogs |