Ich hab mal die Reisewarnung des Auswärtigen Amtes für Mali in eine Karte umgesetzt:
"Vor Reisen in die Gebiete nördlich des 15,5. Breitengrades (malisch-mauretanische Grenze bis nach Youvaru und ab dort nördlich des Niger-Flusses bis zur Grenze von Algerien und Niger), mit Ausnahme der Städte Timbuktu und Gao (per Flugzeug bzw aus südlicher Richtung erreichbar), wird ausdrücklich gewarnt. Von Reisen in das Gebiet Nara-Nampala-Léré nahe der mauretanischen Grenze wird abgeraten."
Das östereichische Aussenministerium macht die Warnung für das Gebiet noch 45km weiter nördlich als die Deutschen etwa am 15,9. Breitengrad fest ("nördlich von Leré - Youvaru - Timbuktu - Bourem - Gao - Menaka"), hält allerdings auch die Überlandreise nach Timbuktu und Gao aus Süden für gefährlich. Die Schweiz dagegen bezieht auch die Gegend östlich des Niger ein und rät ebenfalls bei Gao und Timbuktu zum Flugzeug.
Falls jemand ein Fest in Andéramboukane besucht hat und auf dem Heimweg an der nigrischen Grenze entführt wird, finde ich, dass er relativ weit von dem gestrichelten Gebiet weg ist. Auch für das angrenzende Gebiet von Niger finde ich keine passende Warnung des Auswärtigen Amtes (lediglich für die nördlichen Teile: "In der unübersichtlichen Region der nigrischen Sahara (Grenzgebiet
Mali-Niger-Algerien...) kann für
Bürger westlicher Staaten das Risiko von Entführungen und Erpressungen
nicht ausgeschlossen werden")
Aber egal, sobald irgendein Tourist in der Sahara entführt oder ausgeraubt wird, behauptet man einfach dass der das hätte wissen können:
"Das AA warnt auf seiner Web-Seite explizit vor solchen Wüstentouren in das Gebiet, da die Gefahr von Entführungen besteht."
Gerne beruft man sich auch auf Warnungen für die Gegend nördlich von Timbuktu (liegt ja auch gleich ums Eck). Spiegel Online allerdings hält Timbuktu selbst für sicher und macht noch fleissig Tourismuswerbung dafür.
Ich glaube, das ist ein Reflex bei den Berichterstattern. Sahara ist gefährlich und das Auswärtige Amt hat eh schon immer gewarnt. Und wenn mal der Spiegel die Warnung erwähnt oder irgendwer das exotische Timbuktu nennt, zitieren alle fröhlich drauf los und verschwenden keine Zeit mit Lektüre oder Kartenstudium.
Ausserdem kann man sich bei diesen Nachrichten hoher Leserbeteiligung in den Kommentaren sicher sein. Bei der Welt kocht der Volkszorn über Touris in Hochrisikogebieten und man will auf keinen Fall, dass unser Staat Geld für solche Leute ausgibt. Die Reaktion muss damit zusammenhängen, dass man Individualisten irgendwie misstraut. Bei Reisenden in andere instabile Regionen hat sich ja gezeigt, dass man generell schon hilfsbereit ist, aber in Thailand, Kenia oder in Indonesien auf Bali war ja auch schon mal einer aus dem Bekanntenkreis, das ist nicht fremd und gefährlich.
Leid tut mir ja auch der Reiseveranstalter. Ich glaube, der schaffts nicht mehr, das richtigzustellen...
(Karte aus dem CIA World Factbook, Geodaten exotischer Dörfer gibts von der NGA)
Nachtrag 22.4.: Anscheinend ist zumindest eine der Geiseln nach 3 Monaten wieder freigelassen worden...