Thursday, 15. May 2008Antiamerikanische Punks in Frauenkleidern
Bei Heise lese ich, dass der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei gegen das Übermitteln von Daten an die Amerikaner wettert. Er findet nämlich, dass Teile dieser Daten die hiesige Polizei legalerweise garnicht haben dürfte:
Nicht nachvollziehbar seien, so der GdP-Bundesvorsitzende Konrad Freiberg, vor allem die Regelungen zur Übermittlung von Daten, aus denen "Rasse oder ethnische Herkunft, politische Anschauungen, religiöse oder sonstige Überzeugungen oder die Mitgliedschaft in Gewerkschaften" hervorgehe oder "die Gesundheit und das Sexualleben" beträfen. Konrad Freiberg: "Wozu gerade diese Daten bei der Bekämpfung schwerwiegender Kriminalität wie Terrorismus benötigt werden, ist mir schleierhaft. Ebenso unklar ist, warum und auf welcher Rechtsgrundlage deutsche Sicherheitsbehörden solche datenschutzrechtlich hoch sensiblen Daten überhaupt erhoben und gespeichert haben sollen." Lustigerweise teilt er dabei die Meinung des Bayerischen Datenschutzbeauftragten, der in wirklich jedem seiner Tätigkeitsberichte meckert, dass die Polizei solche Dinge eben schon speichert. Unsere Polizei hat nämlich eine unüberschaubare Anzahl von Dateien mit tollen Namen angelegt, die unter dem Oberbegriff GAST ("Gefahrenabwehr und Verfolgung von Straftaten und Ordnungswidrigkeiten") alle möglichen Dinge speichern, die noch nicht für den Eintrag ins Führungszeugnis langen. Ich verstehe das ja auch ein bisschern, die modernen Polizisten brauchen einen Ersatz für den guten alten Schutzmann zu Fuss, der im Gedächtnis hatte, wer in seinem Revier mit welchen finsteren Gestalten rumhängt und wo demnächst ein Eifersuchtsdelikt zu erwarten ist. Solche Informationen über Szenezugehörigkeit, weltanschauliche Überzeugung und sexuelle Vorlieben will man halt jetzt auch noch haben, am besten nicht nur im Stadtviertel, sondern ganz global. Nur sollen die Oberpolizisten bitte nicht so tun, als hätten sie garnichts über uns gespeichert ausser Name und Geburtsdatum. Ein paar Beispiele aus den Tätigkeitsberichten der letzten Jahre, der Einfachheit halber nur aus Bayern:
Das mögen alles Einzelfälle sein, aber zumindest in diesen ist es möglich, einen Datensatz "Muslimischer, antiamerikanischer Punk, der gerne Frauenkleider trägt" an die transatlantischen Freunde zu liefern. Sie haben jedenfalls die Daten und an der Legalität der Erhebung und Speicherung sollte ein deutscher Kriminalhauptkomissar keinen Zweifel haben. Vielleicht geben unsere Polizisten den Gewerkschaftlern ja keinen Zugriff auf all die schönen Datensätze, was ich aber andererseits nicht glaube, weil der DSB fast mantraartig wiederholt, dass ihn vor allem der breit gestreute Zugriff auf die Daten stört. Es würde aber auch reichen, einfach nur die amtlichen Veröffentlichungen über unsere Polizei zu lesen. Trackbacks
Trackback-URL für diesen Eintrag
|
KategorienVerwaltung des Blogs |