Bei der Zeit ist inzwischen auch
ein Artikel über die
Geschichte mit der Hausdurchsuchung bei einem Tor-Betreiber erschienen. Bisher war mit ja nicht klar, ob das ganze ein blödes Versehen aufgrund hastiger Ermittlung angesichts einer akuten Gefahr, echte Unfähigkeit oder eine Verschwörung war.
Ich habs mir ja eher als Flüchtigkeitsfehler gedacht, der halt passiert, wenn die Autobahncops mal in der Hektik und zwischen all den brennenden Autos den falschen verdächtigen:
- 22:00 MESZ: Eine Bombendrohung geht beim Copforum ein
- 22:30 MESZ: Der Moderator sieht das, verständigt sofort seinen Kumpel bei der Internetfahndung.
- 23:00 MESZ: Der Internetfahnder hat den Provider am Telefon, erzählt was von schrecklichem Unheil, das nur durch eine kleine Indiskretion verhindert werden kann, und erhält von der verstörten Nachtwache im Serverrraum die Kundenadresse.
- 23:15 MESZ: Das Mobile Einsatzkommando eilt zur Waffenkammer, rutscht die Feuerwehrstange runter und springt in die schwarzen BMWs mit dem Blaulicht im Seitenspiegel.
- 23:45 MESZ: Das MEK geht in Stellung, beobachtet das Haus, immerhin gehts um einen Amokläufer oder Bombenleger.
- 00:10 MESZ: Der Einsatzleiter flüstert leise aber bestimmt ein heiseres "Zugriff" in sein Kehlkopfmikrophon.
- 07:00 MESZ: Der Einsatzleiter beichtet seinem Chef, dass sie leider letzte Nacht den falschen erwischt haben, aber bei der gebotenen Eile passiert sowas halt.
Die Wirklichkeit sieht aber ganz anders aus, ich sehe offensichtlich die falschen Filme. Obwohl ... eigentlich nicht, es ist doch eher so als würde sich Chief Wiggum an die Schreibmaschine setzen und dann Toto und Harry ins Internet auf Streife trotten.
Für reale Einsätze muss man zunächst die Zeitachse ein wenig dehnen. So ungefähr um den Faktor 72. In Wirklichkeit wars nämlich so:
- Montag: Der Moderator gibt seine Anzeige bei der online-Wache in Kiel auf, weil in seinem Forum jemand einen Amoklauf in einer Arbeitsagentur ankündigt. Die Kieler geben den Fall ab an ihre Kollegen in Osterrönfeld. Die Polizei dort tippt einen Brief an den Provider (*).
- Dienstag bis Freitag: Die Antwort des Providers liegt vor, der Betreiber sitzt in Düsseldorf. Der Fall wird grenzüberschreitend(!) an die Polizei in Düsseldorf weitergereicht.
- Samstag: Am späten Abend erkennen die Beamten die schreckliche Gefahr und veranlassen eine mitternächtliche Hausdurchsuchung.
- Sonntag: Der Einsatzleiter beichtet seinem Chef, dass sie leider letzte Nacht den falschen erwischt haben, aber bei der gebotenen Eile passiert sowas halt.
(*) Das ist der Punkt, der mich stutzig macht... Wie haben die den Code zur IP <--> Provider-Zuordnung geknackt?Ein derartiges Vorgehen lässt natürlich schon noch viel Raum für Verschwörungstheorien: Finstere Mächte mit Verbindungen nach Ganz Oben wollen einen Menschen einschüchtern, Furcht und Schrecken unter den Tor-Betreibern verbreiten, und scheuen dabei nicht davor zurück, ihre Untergebenen echt dämlich aussehen zu lassen.
Andererseits:
Chief Wiggum ist zwar eine Zeichtrickfigur,
Toto und Harry sind aber echt. Von daher könnte schon alles so sein, wie die Zeit das bei der Staatsanwaltschaft erfuhr. Oder wie der Betroffene meint "
incompetent++".
Robert ist auch für die Inkompetenz-Theorie. Bei dem musste die Polizei ja ab und zu Aufnahmen aus der Überwachungskamera der Tankstelle abholen, weil dort Unfälle in der Tankstelle oder vielleicht ein paar Täter von Straftaten aus der Nachbarschaft drauf waren. Das ging gut, solange man die als Videokassette abholen konnte. Beim Präsidium oder LKA gabs dann sogar Spezialisten, die aus diesen gemultiplexten Einzelbildern aus mehreren Kameras wieder etwas zusammenschneiden konnten für die VHS-Vorführung beim Richter. Als dann allerdings dieses digitale Zeug aufkam und als Transportmedium der Daten eine polizeieigene Platte mit USB-Anschluss, war das System zum Scheitern verurteilt. Lediglich in einer Nachbarstadt gibts einen Polizisten mit einer mobilen Festplatte.
Was mich als schutzbedürftiger Bürger dabei ein bisschen stutzig macht:
- Wird jeder akuten Gefahr so begegnet, dass man erst auf die Briefpost wartet? Immerhin haben sie die Amokdrohung ja so ernst genommen, dass sie deshalb eine Wohnung des Nachts durchsuchen.
- Kann man in 6 Tagen nicht einfach jemanden fragen, der sich auskennt? Damit man wenigstens am Ende der Woche nicht vor der falschen Tür steht.
Dumm nur, dass die Finsteren Mächte mit Verbindungen nach Ganz Oben ihr Ziel trotzdem erreichen. Ganz ohne Verschwörungstheorie reicht einfach auch Inkompetenz, um Furcht und Schrecken zu verbreiten.