Irgendwie fühle ich mich an meine Jugend erinnert. Damals, in den
Achtzigern wurde ein Lehrer bei uns noch unter fadenscheinigen Gründen vom Erdkundeunterrricht suspendiert, weil er das Strauß-Zitat von 1966 "Ich würde lieber Ananas in Alaska züchten als Bundeskanzler sein" genüsslich zitierte, als FJS seine
Kandidatur zum Kanzleramt 1980 bekannt gab. Ein unbekannter Schüler seiner Klasse rannte daraufhin zu seinen Eltern, die zum Ministerium rannten, das dann die Schulleitung um Aufklärung über den Unterricht des Lehrers bat...
Die Schüler hatten damals alle "
Stoppt Strauß"-Buttons (ok, nicht alle, nur die älteren aus der Kollegstufe und natürlich auch nicht die Streber aus der Jungen Union) und wurden von Lehrern angeherrscht, die in der Schule nicht zu tragen. Dafür wurden die dann umso deutlicher vor der Türe der Bildungsanstalt wieder angesteckt.
Im revolutionären München gabs Verweigerer, die deshalb von der Schule verwiesen wurden. Das gab einen kleinen Aufstand und der Direktor musste seinen Stuhl räumen. So kam er zu uns, aufs Land, wo sich Teile der Schüler und Eltern durch Denuntiation des Erdkundelehrers schon bestens für die Aufnahme des Dr. Dr. K. qualifiziert hatten.
Die Schulverweise waren übrigens rechtswidrig, wusste nur noch keiner, das musste dann der bayerische Verfassungsgerichtshof am Beispiel einer Regensburger Schülerin
den Kultusbeamten erklären.
Auch heute sind Buttons gefährlich. Vielleicht nicht in den Schulen, aber im Strassenverkehr muss man schon aufpassen. Die im Internet so beliebte Schablone mit dem Konterfei unseres Innenministers regt zwar im Netz kaum jemanden auf, aber der Münchner Verkehrspolizist neigt bei ihrem Anblick zu ungewöhnlichem Pflichteifer. Ein Student jedenfalls, der sich das Bild ausgedruckt hat und seit April damit sein Auto schmückt, wurde jetzt festgenommen wegen des Anfangsverdachts der Beleidigung. Seine Geschichte wird in "
Jetzt" erzählt.
Hoffentlich wirft unsere Verkehrspolizei nie einen Blick ins WWW, wo uns dieses Gesicht aus der rechten Ecke jedes zweiten Blogs entgegenblickt. Meistens wird damit übrigens auf die Seite des
Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung verwiesen, der
am 22.9. in Berlin die Demonstration
Freiheit statt Angst - Stoppt den Überwachungswahn
veranstaltet.
Ich glaube übrigens dass da nichts weiter passieren wird. Die PR-Berater von Schäuble müssten ziemlich besoffen sein, vor Gericht zu gehen. Da müsste ja geklärt werden, ob der Vergleich Stasi/Innenministerium passt oder zumindest als satirische Überspitzung in Ordnung geht.
(Mehr Schablonen gibts bei Dataloo, dem Schöpfer dieses Kunstwerks)