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Heribert Prantl: "Deutschland leicht entflammbar" von 1994:
Die Pläne des CDU/CSU-Fraktioinsvorsitzenden Wolfgang Schäuble gehen dahin, das Militär als Notpolizei gegen Demonstranten und Asylanten einzusetzen. Die strikte Trennung von Polizei, Militär und Geheimdiensten war eine Lehre aus der Nazi-Vergangenheit. Mit gutem Grund hatte der sogenannte Polizeibrief der Besatzungsmächte vom 8. / 14. April 1949 vorgeschrieben, die Verfassungsschutzbehörde dürfte "keine Polizeibefugnis" erhalten: Nie mehr sollte ein neues Reichsicherheitshauptamt entstehen können, wie es die Nationalsozialisten 1939 eingerichtet hatten. Diese Trennung war und ist keine Frage papierener Begrifflichkeit; sie hatte und hat einen tieferen Sinn: Eine der demokratischen Kontrolle entzogene Polizei sollte es nicht mehr geben. Doch trotz der Erfahrungen mit der Geheimen Staatspolizei des NS-Staates und mit der Staatssicherheit der DDR: Mahnungen und Warnungen verhallen. Auch das gehört zur Entsorgung der Vergangenheit.
Das muss man also dem Innenminister lassen: Der Mann hat Ausdauer und geht einen geradlinigen Weg.
Mich ärgert ja, dass ich überhaupt keine Erinnerung an den Schäuble dieser Zeit habe. Irgendwie ist da eine Lücke zwischen dem Attentat auf ihn 1990 und der Spendenaffäre 2000, vielleicht noch eine kurze Erinnerung an die Wahl 1998. Dabei war er seit 1991 Fraktionsvorsitzender, sollte also schon Spuren im Gedaächtnis hinterlassen haben.
Vielleicht war der Blick auf seine innenpolitischen Ansichten vom recht dominanten Auftreten des damaligen Innenministers und Finanzagenten
Manfred Kanther so verstellt. Aber immerhin, man hätte schon vor 13 Jahren wissen können, was der Mann so für Vorstellungen hat.
Das Zauberwort, das man damals benutzte um Gesetze zur Stärkung der Polizei und Geheimdienste durchzubringen hiess übrigens "Organisierte Kriminalität". Den einheimischen Terrorismus glaubte man zu dieser Zeit überwunden und vom internationalen hatte man noch zu wenig Vorstellungen, um die Öffentlichkeit damit erschrecken zu können.