Saturday, 3. May 2008Links oder Rechts
Jetzt wirds aber kompliziert, zu den nächsten Bürgerkriegsübungen der Linken und Rechten muss ich wohl selber fahren, aus der Presse kriegt man ja kein klares Bild.
Während der Spiegel Online schlagzeilt "Rechtsextreme feiern Mai-Krawalle als Sieg" steht in der Süddeutschen "Günther Beckstein: Linken Gewalttätern das Handwerk legen"... Vielleicht liegts an der raffinierten Finte der gewaltbereiten Neonazis, sich jetzt "Autonome Nationalisten" zu nennen. Becksteins Presseerklärung spricht auch nur von "Autonomen und Linksextremisten". Vielleicht langt die Aufmerksamkeit halt nur bis zur vierten Silbe. Ausserdem muss man nachsichtig sein, immerhin war Beckstein auf der Anti-NPD-Demo in Nürnberg und wurde dort von den "Linken und autonomen Gruppen" mit Flaschen beworfen. Der Ministerpräsident hat zwar ein kleines Glaubwürdigkeitsproblem bei diesen Leuten, aber er bemüht sich. Ich glaub übrigens nicht, dass Beckstein mit den Rechten sympathisiert. Es ist schlimmer, er sieht einfach nicht, dass seine ganzen Bemühungen, die Freiheit auch der Rechten einzuschränken, den Extremen alle Mittel an die Hand geben, die sie brauchen, falls sie mal eine Wahl gewinnen. Wenn man z.B. die Versammlungsfreiheit praktisch ins Ermessen der Polizei stellt, muss der nächste Diktator einfach nur den Polizeichef auswechseln und hat ein Versammlungsrecht ganz nach seinem Geschmack. Friday, 2. May 2008Höflichkeitswettbewerb
Beim blättern im Stadtarchiv gefunden:
2. Januar 1946: Das Polizeipräsidium führte einen Höflichkeitswettbewerb bei der Münchner Schutzpolizei durch, weshalb jeder Polizist eine Nummer erhielt. Die Bevölkerung wurde aufgefordert, besonders höfliche Beamte zu melden. "Für jede Höflichkeitshandlung erhält der betreffende Schutzmann einen Pluspunkt. Bei 12 Pluspunkten gibt es einen zusätzlichen Urlaub." Bei negativen Erfahrungen konnte man auch Minuspunkte vergeben. Sowas könnte man doch mal wieder aufleben lassen. Erstens könnte der Bürger das polizeiliche Gegenüber endlich die Sätze loslassen, die es aus den Krimis kennt ("Geben Sie mir Ihre Dienstnummer"). Und Zweitens hat sich in den letzten 60 Jahren doch wieder eine gewisse Unfreundlichkeit eingeschlichen. Möglicherweise auf beiden Seiten... Was Googler wissen wollenversuch ich mal zu beantworten (Fragen sind fettgedruckt)... "wo steht der server von 74.86.111.8"? "wie leben die leute in kambodscha eine erklärung"?
"essaouira marokko drogen"? "soli deo gloria m c p r v b d s r i a e e"? "optischer unterfahrschutz gl preisliste"? x
"was sind neonazis kurzgefasst"? "uhrzeit vom internet welcher port muss freischalten"? "ist ip immer verbindungslos"? "Trojaner Quellcode"? "Freie Pornos" "einen derartigen krieg wie herr von trotha kann jeder metzgerknecht führen" "suche script das man adressen mit kategorien für kunden hat" Sonstige Fragen:
Wednesday, 30. April 2008verpennte Sternstunden![]() Eigentlich müssten Leute meiner Altersklasse jetzt Erinnerungen schreiben. Aber mir fällt nichts ein. Wir hatten zwar kurz nach 1993 einen Browser irgendwo in der FH, aber ich wusste überhauptnicht, wo ich hinsurfen sollte. Angeblich war dieses www der Nachfolger von diesem "gopher". Das kannte ich, da gabs einen Server in der TU, da war glaub ich ein Vorlesungsverzeichnis hinterlegt und die anderen Typen aus dem Semester fandens toll, dass man das Verzeichnis der Nachbaruni übers Netz (ich glaube "online" sagte man nicht) abrufen konnte. Neben diesem uninteressanten Zeug gabs noch ftp (war nützlich, ftp.uni-stuttgart.de hatte jede Menge Software, man musste es nur per Disk heimbringen) und Mail (war unnütz, keiner den ich kannte hatte eine Adresse) und ich kannte ein paar Leute die sich mächtig im usenet gestritten haben (hauptsächlich um die Verwaltung desselben und die Auslegung der Regeln dort). Das Netz vor www war also uninteressant für mich, düster und leer. Als ich dann das Internet entdeckte, das war so um 94/95 rum, ich konnte mich per Modem auch zuhause anmelden, konnte das www schon fast laufen. Heute mittelständische Provider mussten mit den Servern das Klo des heutigen Vorstandsvorsitzenden verlassen und überhaupt wars schon mächtig weit verbreitet. Pornos gabs übrigens da auch schon, und da das vor der Zeit weiter Verbreitung digitaler Kameras war, gabs Scans uralter Magazine. Diese Geburt hab ich also einfach verpennt, obwohl ich alle Chancen gehabt hätte, fast live dabeizusein. Mal sehn, welches Protokoll in 15 Jahren im Internet der Renner ist. Wahrscheinlich hab ichs sogar schon installiert, ich erkenne es nur nicht. Sunday, 27. April 2008Bayerisches Ermächtigungsgesetz
Vor 75 Jahren, am 29. April 1933 hat sich der Bayerische Landtag der Weimarer Republik das letzte Mal getroffen. Ich hab mir mal das Protokoll der letzten Sitzung angeschaut und fands schön, dass wenigstens die SPD noch eine paar Wochen gegen die Nazis angeredet hat. Ich glaube, die Sozis hatten mal Charakter...
Eigentlich gabs ja nicht mehr viel zu tun für den Landtag. In Berlin sass die NSDAP fest im Sattel, München war seit Anfang März fest in der Hand der Nazis und der Politischen Polizei des neuen Polizeipräsidenten Heinrich Himmler. Die Kommunisten waren alle schon in Dachau. Die NSDAP-Landesregierung des Ministerpräsidenten Siebert hatte, selbst wenn sie gewollt hätte, nichts zu sagen, die Exekutive lag beim von Berlin eingesetzten Reichsstatthalter Franz Ritter von Epp. Trotzdem musste natürlich alles nach rechtstaatlichen Regeln abgehen, so eine Diktatur muss ja schliesslich mit 2/3-Mehrheit beschlossen werden. Man hat also nach dem Vorbild des Reichsgesetzes sein eigenes Ermächtigungsgesetz geschrieben. Kurz gefasst hat das Gesetz der Landesregierung alle gesetzgeberische Gewalt gegeben, ausdrücklich auch für Gesetze, die der Verfassung widersprechen. Es gab nur eine Einschränkung: Die Institution des Landtags durfte nicht angetastet werden. Eine Einberufung zu Sitzungen wurde aber nicht gefordert, Abgeordneter war in der Zeit danach ein echt leichter Job. Nach einer ziemlich devoten Eröffnungsrede des Präsidenten Herrmann Esser durfte der Redner der Bayerischen Volkspartei seinen Vortrag halten. Josef Müller, später besser bekannt als "Ochsensepp" und Gründer der CSU nach dem 2. Weltkrieg war zwar nicht so ganz begeistert von dem neuen Gesetz, aber wenn die christliche Kultur, die Bauernverbände und die Stellung der Berufsbeamten unangetastet blieb, war ihm wohl jede Diktatur recht. Denn: Die Bayerische Volkspartei ist eine Partei des nationalen Gedankens. Sie hat gerade deshalb vom ersten Tag der Revolution des Jahres 1918 an und in vorderster Linie sich gegen die Zersetzung des Volkslebens durch die Revolution gewendet und dagegen gekämpft. Sie kann darauf verweisen, daß es immer ihr Ziel gewesen ist, die Staatsgewalt auf den nationalen Kräften des Volkes aufzubauen. Sie hat auch immer den Kampf gegen den materialistischen Liberalismus und Sozialismus geführt. [...] Der nächste Redner war Albert Roßhaupter von der SPD. Dessen Rede hat mich wirklich beeindruckt, zumal ich seinen Namen bisher ja nur als Strassennname kannte und mich ein bisschen dafür schäme. Ein leicht distanziertes Verhältnis zur Linken war übrigens schon damals spürbar... [Es] befinden sich hunderte unserer Anhänger noch in Schutzhaft. Darunter sind viele Männer, die sich als Kriegsteilnehmer, Kreigsbeschädigte und Vorkämpfer gegen Bolschewismus und Separatismus die höchsten Verdienste um Volk und Vaterland erworben haben. Wir halten die Wiederherstellung der staatsbürgerlichen Freiheiten für eine absolute Notwendigkeit. Unsere Partei hat 70 Jahre lang für die wirtschaftliche Hebung des Arbeiterstandes und für die auch in der Regierungserklärung geforderte Eingliederung des Arbeiters in die Volksgemeinschaft gekämpft. Eine Partei mit dieser Vergangenheit kann man mit Zwangsgewalt vorübergehend unterdrücken, man darf aber von ihren überzeugten Anhängern nicht erwarten, daß sie feige ihre Fahne verraten. Wir fordern daher von jedem Regierungssystem die Achtung vor jeder ehrlichen Überzeugung. Das politische Schlachtenglück wechselt. Unvergänglich sind allein die großen Ideen, die sich die Menschheit in jahrtausendealten Erfahrungen geschaffen hat, in denen sie die Bürgen für den Kulturfortschritt der Völker erblickt. Zu diesen Ideen gehören staatsbürgerliche Freiheit und gleichmäßige Gerechtigkeit. Kein Volk, am wenigsten das deutsche, kann sich von diesen Leitsternen lossagen, ohne schweren Schaden zu nehmen. Wir wünschen und erwarten, daß sich auch die gegenwärtige Bayerische Staatsregierung dieser Erkenntnis nicht verschließt und dann der Erkenntnis die notwendige befreiende Tat folgen läßt. Rudolf Buttmann von der NSDAP drückte gleich zur Begrüssung recht deutlich aus, was die Nazis von diesem parlamentarischen Geplänkel hielten: Liebe Voksgenossen! Ich weiß mich mit dem ganzen Volke eins, wenn ich sage: In diesem Hause und sonst in Deutschland sind der Worte nun genug gewechselt. Die Abstimmung endet mit 84 "Ja" und 16 "Nein"-Stimmen. Das Protokoll schliesst mit den Worten des Präsidenten: Ich entlasse Sie bis auf weiteres und würde bitten, mir die Zustimmung dazu zu erteilen, daß ich den Bayerischen Landtag je nach Vorlage von Anträgen beziehungsweise von Vorhandensein von Notwenigkeiten wieder zusammenrufe. [...] Die Notwendigkeit einer Sitzung ergab sich die nächsten tausend Jahre nicht mehr...
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