Wednesday, 3. December 2008saubere Trennung
Woher haben eigentlich Zeitungen wie der Spiegel ihr technisches Hintergrundwissen wenn sie die Vorratsdatenspeicherung kommentieren?
Es dürfen auch "keinerlei Daten, die Aufschluss über den Inhalt einer Kommunikation geben, auf Vorrat gespeichert werden". Allerdings ist bei den Protokollen einiger Dienste, etwa E-Mail, technisch nicht ohne weiteres sauber zwischen Inhalten (etwa Betreffzeile) und Transportdetails (E-Mail-Adressen) zu trennen. Ich kenne keinen Mailserver, der Mailheader und Transportdaten nicht auseinanderhalten kann. Ehrlich gesagt wüsste ich zumindest bei gängigen Unix-Postämtern nichtmal, wie ich eine Protokollierung von Betreffzeilen überhaupt hinbekommen sollte, ohne gross die Programme umzuschreiben. Mit solchen unbedachten Aussagen wird doch nur der SPD die Matte fürs nächste Umfallen hingelegt. Die werden beim nächsten Nachverhandeln energisch darauf bestehen, dass keine Betreffzeilen gespeichert werden, die Union wird zähneknirschend auf einen Kompromiss eingehen und so wird der nächste grosse Sieg für den Rechtsstaat errungen. Fleissige Zugriffe
Ich weiss garnicht, was die FDP da noch nachhaken will. Wenn ihr unsere Regierung sagt, dass sie während dreier Monaten in 2186 Verfahren die Daten der Vorratsdatenspeicherung gebrauch hat (allerdings nur in 940 Fällen darauf wirklich zugegriffen hat, oder 1400 Fällen, so genau weiss sie es nicht. Ebensowenig erfahren wir, wie viele Verbindungen hinter diesen Verfahren stecken, betroffen sind ja z.B. auch alle Mailkontakte des Verdächtigen), dann wird das schon notwendig gewesen sein. Die Aussage der Abgeordneten Piltz
So gehe aus der Antwort der Regierung nicht hervor, "in wie vielen Fällen die Speicherungspflicht von entscheidender Bedeutung für den Ermittlungserfolg war". ist jedenfalls unfair. Ob der Abruf geholfen hat, einen Täter zu finden, kann ja nach 4 Monaten keiner sagen, Urteil ist da sicher noch keins gesprochen, Kriminalstatistiken geben sich ja auch immer mit der Bekanntgabe der Anzahl der Tatverdächtigen zufrieden. Immerhin war in jedem einzelnen Fall die Ermittlung ohne den Zugriff aussichtslos oder wesentlich erschwert. So hats ja unser Verfassungsgericht festgelegt und sicher wird sich keiner der Staatsanwälte und Richter darüber hinweggesetzt haben, alles andere wäre undenkbar. Die Anzahl beunruhigt mich auch. 2200 schwere Straftaten, in jedem Einzelfall schwerwiegend. Das macht knapp 9000 im Jahr. Und alle wären ohne die Datenspeicherung nicht ermittelbar gewesen, bilden also einen Teil der unaufgeklärten 3,9% Straftaten gegen das Leben oder den 2,4% unaufgeklärten Rauschgiftdelikten vom letzten Jahr. Wenn man das hochrechnet, macht man sich Sorgen um unsere Sicherheit. Sunday, 30. November 2008Basispyramide![]() Und dann entdeckt man zufällig beim rumklicken in der Landkarte, dass dieser Obelisk der Dreh- und Angelpunkt der Bayerischen Landvermessung ist, einer der beiden Nabel des Landes: Die Basispyramide. Es ist zwar mühsam, ein ganzes Land zu vermessen, aber eigentlich relativ einfach. Man nimmt eine Strecke bekannter Länge und mit bekannten Endpunkten, peilt von diesen Endpunkten aus einen Kirchturm an, merkt sich die Winkel, rechnet ein bisschen mit den Dreiecks- und Winkelsätzen rum und hat den Kirchturm verortet. Die beiden Strecken zum Turm kann man dann wieder als "bekannte Strecke" verwenden und sucht sich den nächsten Kirchturm zum Anpeilen aus. Das Problem ist, die erste Strecke zu finden und deren Länge zu bestimmen. 1801 hatten die französischen Besatzer den dringenden Wunsch geäussert, ordentliche Karten der neue eroberten Länder zu bekommen, der Kurfürst war auch an einer exakten Messung interessiert, weil ein moderner Staat sowas eben brauchte. Ausserdem war damals die Grundsteuer noch nicht kommunal und eine wichtige Geldquelle der Staatsverwaltung, exakte Katasterblätter waren wichtig für die Steuergerechtigkeit. Also wurde das Topographische Bureau gegründet und man suchte die erste bekannte Strecke. Leiter der Aktion wurde der französische Oberst Bonne, assistiert vom bayerischen Oberst von Riedl. ![]() In Aufkirchen hat man aber auch das Problem, dass man nicht genau bis zur Kirchturmspitze messen kann. Also baute man vor den Orten zwei Denkmäler in der Linie zwischen den Türmen und misst die Strecke von dort aus. Diese beiden Denkmäler nennt man Basispyramiden. Die Messung der Entfernung macht man dann wieder recht einfach, man legt ein grosses Lineal quer durch die Moorlandschaft und zählt einfach mit. Bisschen Schwierigkeiten machen lediglich die (geringe) Hügeligkeit der Landschaft, die Temperaturausdehnung des Lineals, Erschütterungen beim Anlegen und vermutlich die Mücken. Trotzdem schafften die Vermesser eine Genauigkeit von 0.003% für die gut 21km lange Strecke. Als Lineal nahmen sie fünf Holzstangen mit 5m Länge, gut geölt gegen den Einfluss der Feuchtigkeit und mit exakt bekannter Ausdehnung bei verschiedenen Temperaturen (beim Messen mussten sie dann die Temperatur mitschreiben). Ausserdem waren sie metallbeschlagen, damit sie nicht am Ende abbröseln. Dann bauten sie so eine Art "Wanderbrücke" quer über die Wiese. 50m Holzbohlen, auf höhenverstellbaren Dreibeinen gelagert und jedes Mal neu in die Waagerechte gebracht. Auf dieser Brücke wurden dann diese 5m-Stangen aufgelegt wobei ein windgeschütztes Lot mit Markierung am Boden dafür gesorgt hat, dass beim Auflegen der nächsten Stangen die erste nicht verschoben wurde. Nach 6 Wochen erreichten die 26 Soldaten Aufkirchen. Ich glaub, ich werd da mal anhalten und schaun, ob man von dort den Kirchturm von Aufkirchen sieht. Voller Respekt vor präzise arbeitenden Leuten mit langen geölten Stangen und schweren Brückenteilen mitten im Moor. Das Bild stammt aus dem München Wiki, steht unter dieser Lizenz und ist von Matthias Kern, die Karte ist aus Openstreetmap. Eine Erklärungen des Verfahrens gibts bei Alpentunnel.de. Dort gibts auch ein Faksimile des Bayerischen Triangulationsnetzes nebst zeitgenössischer Dokumentation als GIF zum Runterladen. Im Archiv von "Geomatik Schweiz" findet man im Heft 1/2007 einen 5-seitigen Artikel über die Vermessung mit einer Darstellung der Brücke auf den Dreibeinen. Saturday, 29. November 2008PiratenbekämpfungIch finde, das kleine Piratenproblem in Somalia sollten wir einfach aussitzen. Wir korrumpieren die Typen einfach, wie wir es schon erfolgreich mit anderen Seeräubernestern gemacht haben. In spätestens drei Generationen haben die Piratenfürsten ein tolles Schloss über Haradheeres und beherrschen von dort operettenhaft über das Fürstentum Puntland. Im Hafen von Eyl liegen keine Seeräuberboote mehr, sondern die Jachten der Reichen und Schönen, die dort das noble Casino Besuchen oder mondäne Veranstaltungen wie Strassenrennen oder Zirkusfestivals. Sportstars werden ihre Ferienwohnung ihren Erstwohnsitz an der puntländischen Küste nehmen, die Immobilienpreise werden explodieren, so dass sich kein Einheimischer mehr einen Bootsanlegeplatz für ein bewaffnetes Schlauchboot leisten kann. Die Frau im Spiegel wird darüber berichten, wenn sich die Piratenprinzen amerikanische Filmstars oder europäische Königstöchter zur Frau nehmen. Sie werden massig Geld mit Briefmarken und Münzen machen, müssen sich schlimmstenfalls vom Bundesfinanzminister als "Steueroase" beschimpfen lassen und werden ansonsten fest in unsere Society integriert. Saturday, 22. November 2008In großer Übereinstimmung mit der Bevölkerungsmehrheit
Blöd, jetzt hat sogar unser Innenminister die Umfrage der "Forschungsgruppe Wahlen" mitbekommen und sieht sich voll bestätigt:
Danach finden es 57 Prozent der Befragten richtig, dass das Bundeskriminalamt zukünftig entsprechende Onlinedurchsuchungen vornehmen können soll. Herrmann: "Diese Umfrage zeigt klar, dass Bayern, das als erstes Bundesland im Polizeiaufgabengesetz und im Verfassungsschutzgesetz die Möglichkeit der Onlinedurchsuchung vorgesehen hat, in großer Übereinstimmung mit der Bevölkerungsmehrheit handelt. Wir brauchen diese Regelung jetzt auch dringend auf Bundesebene. Ein Scheitern des BKA-Gesetzes wäre fatal." Herrmann bekräftigte, dass es sich bei der Online-Durchsuchung um wenige extreme Einzelfälle handelt. Mich hat die Umfrage auch irritiert. Die haben die Werte nach Parteianhängerschaft aufgeschlüsselt und die Anhänger der Linken sind zu 50% dafür! Ich kenne leider die Fragestellung nicht, beim ZDF bleibt auch kein Platz für viel Text in ihrer Flash-Präsentation, deshalb weiss ich nicht, ob es leicht war die Frage zu verstehen oder ob das Wort "Terror" mehrfach verwendet wurde oder der Begriff "heimlich" nicht erwähnt. Das muss man sich echt auf der Zunge zergehen lassen: Die Hälfte der Wähler einer vom Verfassungsschutz beobachteten Gruppierung sind dafür, dass die Organe der inneren Sicherheit sich heimlich auf den Rechnern von Staatsfeinden umsehen. Und um noch mehr Verwirrung zu stiften, begründet man die Beobachtung der Linken unter anderem damit, dass die eine neue Stasi gründen wollen: Schäuble sagte, man habe gerade in Niedersachsen erlebt, dass es in der Linkspartei Menschen gebe, die sich die Stasi zurückwünschten [...] Diese hatte sich einen Staatssicherheitsdienst nach DDR-Vorbild zur Abwehr „reaktionärer Kräfte" beim Aufbau einer neuen Gesellschaft ausgesprochen. „Solche Leute, die mit unserer Grundordnung nichts zu tun haben, hat die Linke in Parlamente gebracht und hat sie auf ihren Listen", sagte schäuble. Das mit "Bayern, das als erstes Bundesland... die Möglichkeit der Onlinedurchsuchung vorgesehen hat" sollte der Herr Herrmann aber nicht zu oft sagen. Schliesslich war eines der Lieblingsargumente seines Bundesamtskollegen: Das neue BKA-Gesetz gibt dem Bundeskriminalamt die Instrumente, die seit Jahrzehnten jede Länderpolizei hat, weil im Interesse der Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger die Polizei Gefahren abwehren muss. Das geht doch nicht, dass der eine immer behauptet, jeder andere hätte es schon und der andere immer stolz verkündet, er sei der einzige, der es hat...
« vorherige Seite
(Seite 65 von 130, insgesamt 650 Einträge)
» nächste Seite
|
KategorienVerwaltung des Blogs |