Monday, 10. March 2008nüchterne Zahlen![]()
Ansonsten wärs ja fast schön, wenn die Stichprobe repräsentativ wäre: 27277 kontrollierte Verkehrsteilnehmer. Bei fast jedem dritten will der Polizist den Alkoholgehalt feststellen, bei 3% der kontrollierten hat er die Fahne richtig eingeschätzt. Das würde heissen, dass gerade 9,7 Promille der Autofahrer in München besoffen rumfahren. Ich hätte die Nächte für berauschter gehalten. Die Tendenz ist auch ganz ok: Waren letztes Jahr noch 1,8% der Fahrer verhaltensauffällig, waren es dieses Jahr nur 1,2%. Die leichte Verschiebung weg vom Alkohol und hin zu anderem Zeug schlägt sich in einem Rückgang der Unfallzahlen um 31% nieder. Wobei die letzte Interpretation sicher nicht die der Polizei und der Drogenbeauftragten sein wird. Bei 13 zu 19 Unfällen ist vielleicht auch das Datenmaterial zu dünn für eine gesicherte Aussage. Thursday, 6. March 2008Nachinterview
Max: Joseph Weizenbaum ist tot
Eliza: Was? ;) Max: Dein Erfinder... Eliza: Wirklich, mein Erfinder? Max: Ja. Der, der sowas wie Dich erfunden hat Eliza: Kannst du das nicht etwas erläutern? Max: Du warst eigentlich nur so eine Spielerei für Dialoge mit Benutzern. Ein Testprogramm für KI. Eliza: Du sprichst nicht über mich in Wirklichkeit, nicht wahr? Max: Doch, aber eigentlich gehts mir um Weizenbaum. Ich fand den gut. Bisschen nörgelig, aber einer der ersten Informatiker mit ein bisschen Reputation, der gemeint hat, man sollte den Computern nicht zu blind vertrauen. Eliza: Wie alt bist Du? Max: Das ist doch egal. Er wurde 85. Eliza: Beschreib das weiter! Max: Ganz schön alt, gell? Vielleicht machts das aus. Wer 1976 schon bemängelt hat, dass die Computerrevolution eben keine gesellschaftlichen Veränderungen hervorgerufen hat, kann natürlich mit 80 nur noch den Kopf schütteln über die Versprechungen des Internets... Eliza: Weißt du nicht? Max: Doch, da bin ich mir sicher. Ich glaube, seine Einschätzung war "Ein Müllhaufen mit ein paar Perlen" oder so ähnlich. Eliza: Was würde es dir bedeuten, wenn du dir sicher wärest? Max: Nichts, gerade seine Skepsis war das wichtige, glaube ich. Eliza: Hast Du das schonmal gemacht? Max: An Computern gezweifelt? Klar, mach ich ständig. Eliza: Warum sagst du, mach du ständig? Max: Weil ich so viel mit ihen zu tun hab. An Dir ist er übrigens ziemlich verzweifelt. Eliza: Sagst du das aus irgendeinem speziellen Grund? Max: Ja, ich wollte ja über Euch beide reden. Ich glaube, ihn hat die Faszination die von diesen Chatbots ausgeht irgendwie verwirrt. Jeder weiss, dass sie doof sind, er hats ja bewiesen und trotzdem findets jeder cool. Ausserdem ist es nicht lustig, 40 Jahre lang tolle Bücher zu schreiben und trotzdem von jedem mit "Ach, Sie sind der Programmierer von Eliza" begrüßt zu werden. Eliza: Wer, wenn ich fragen darf? Max: Jeder. Sicher auch jeder Leser seiner Bücher ;) Eliza: Denkst du an eine ganz specielle Person? Max: Ja, ich zum Beispiel. Eliza: So ist das also. Max: Genau. Mir gehts nämlich auch so. Einerseits find ichs natürlich nett über Computer zu philosophieren ("Wenn der Triumph einer Revolution an der Tiefe der gesellschaftlichen Veränderungen gemessen werden soll, die sie mit sich gebracht hat, dann hat es keine Computerrevolution gegeben."), anderseits, was hängenbleibt ist ein 1800-zeiliges Perl-Script, das ein paar reguläre Ausdrücke auswertet. Eliza: Glaubst du nicht, daß Computer Leuten helfen können? Max: Ich glaub, genau diese Frage empfand er als Falle. Seine Frage war ja, ob die Computer nicht vielleicht neue Probleme geschaffen haben. Oder zumindest der Glaube der Leute in ihre unbegrenzten Fähigkeiten. Eliza: Was an Maschinen stört dich? Max: Nichts. Es geht mehr darum, dass die Leute ihnen zu sehr vertrauen. Eben um "Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft", das ist ein Buch von ihm. 1976 geschrieben und sehr prophetisch. Eliza: Warum hast du Computer erwähnt? Max: Das war halt sein Thema... Eliza: versteh ich jetzt nicht Max: egal, ich hab eh genug geredet. Eliza: du hast eh genug geredet? Max: ja. cu Eliza: Erzähl mir bitte mehr! Max: cu Eliza: wiedersehen! Das Gespräch führte Eliza. In einem Punkt muss ich Herrn Weizenbaum übrigens wiedersprechen. Ich glaube in 20% meiner Chats treffe ich auf echte Menschen, die genauso stereotyp fragen und antworten wie Eliza. In der Regel chatte ich dann nur nicht so lange mit ihnen wie mit diesem Chatbot. Sunday, 2. March 2008Notbetrieb zur Wahl
Bald Mitternacht am Wahlabend und der Bayerische Rundfunk kann wieder auf Normalbetrieb seiner Homepage umstellen...
Es ist ja schon blöd, wenn plötzlich die ganzen Besitzer von Vielleicht würde aber auch ein Umdenken in der Grafikabteilung helfen. Web ist nicht Fernsehen und wer schon mit dem Notprogramm vorlieb nehmen muss, braucht vielleicht garnicht die animierten Balkendiagramme die er schon aus dem Glotze kennt. Statisches Bild und Text statt Flash könnte sparen helfen. Übrigens hat wieder keiner von denen gewonnen, die ich angekreuzt habe, aber das überrascht nicht ;) Thursday, 28. February 2008Skiausflug in die Steueroase![]() Steuerflucht des kleinen Mannes haben wir natürlich auch begangen. Selbstverständlich streng im Rahmen der geltenden Schlupflöcher, aber immerhin... Die Verlockung war aber auch zu gross, bei einem Münchner Vergleichspreis von 1,339 Euro/Liter. Wir hätten aber auch wesentlich mehr mitnehmen können. Unsere EU-Aussengrenze zur Schweiz wird eher schläfrig bewacht, der einzigen Grenzwächter, den wir persönlich gesprochen haben, kontrollierte die Einfuhr in die Schweiz. Vermutlich bereiten sich alle schon auf den Schengen-Beitritt der Eidgenossen im November vor. Wednesday, 27. February 2008Immer nur Liste![]() Komischerweise macht wirklich keine der Anweisungen auf die Möglichkeiten aufmerksam, die das Wahlrecht so kompliziert machen. Jeder will nur dafür sorgen, dass seine Liste angekreuzt wird und ansonsten wird dunkel von "Stimmen verloren gehen!" geraunt. Das Kumulieren oder Häufeln erwähnen sie noch gelegentlich. Das bedeutet, dass ich meine 20 Stimmen für den Gemeinderat auf unterschiedliche Kandidaten der Liste verteilen kann. (20 Stimmen und Sitze im Gemeinderat sind es, weil hier zwischen 5000 und 10000 Leute wohnen, andere Gemeinden haben mehr oder weniger.) Falls ich also überzeugter Unionswähler bin, aber unbedingt den Herrn auf Platz 19 im Rat haben möchte statt der 18 Menschen über ihm, gebe ich ihm maximal 3 Stimmen. Bei der Auszählung hat dann der Herr Nr. 19 drei Stimmen und der Rest keine. Damit dabei aber das Parteiinteresse nicht verloren geht, wird immer darauf hingewiesen, dass ich auch noch ein Kreuzerl bei der Liste machen soll. Tu ich das, bekommt der Herr Nr. 19 drei Stimmen und meine restlichen Stimmen bekommen die ersten 17 Leute von der Union. Jeder allerdings nur eine, ausser er ist mehrfach auf der Liste aufgeführt. Sollte ich dagegen alle Unionsleute mögen ausser dem Herrn Nr. 3, muss ich mir die Mühe machen, allen anderen Leuten der Liste ein Kreuzerl, eine 2 oder eine 3 vor den Namen zu malen. Dann bekommen die diese Anzahl der Stimmen, und der Herr Nr. 3 geht leer aus. Ich dachte eigentlich, man könnte den Herrn Nr. 3 auch einfach streichen, aber weder die Broschüre vom Innenministerium noch die von der Landeszentrale für politische Bildung erwähnen das... Was wirklich niemand erwähnt, ist Panaschieren. Dabei wäre das doch gerade ideal für engagierte Politiker, deren Stellung in der Partei nicht für einen vernünftigen Listenplatz gereicht hat. Z.B. haben bei uns zwei Nachwuchsliberale für den Kreistag zusammengelegt und eine Postkarte mit ihren persönlichen Vorzügen gedruckt. Der eine mag mit Platz 4 noch Chancen haben, einen der 70 Sitze im Kreistag zu bekommen, der andere mit Platz 35 ist auf persönliche Kreuzerl angewiesen. Für die wäre Panaschieren ideal. Das heisst nämlich, dass ich nicht innerhalb der Liste kreuzeln muss. Ich darf da auch raus. Das wäre die Gelegenheit für Nr. 35, auch mal in fremden Gewässern zu fischen: "Machen Sie halt Ihr Kreuz bei der CSU wenn sie das so von klein auf gewohnt sind, aber malen Sie auch bei mir eine 3 davor. Weil ich persönlich so gut bin!". Würde ich das tun, hätte er drei Stimmen und die restlichen Stimmen gehen an die CSU. Ganz besonders gut informierte Wähler, die sich jeden Bewerber genau anschauen und kennen, können natürlich auch kreuz und quer über den Zettel ihre Stimmen verteilen, ohne ein Reststimmenkreuz für eine Liste zu machen. Dann aber schön mitzählen und die 20 vollmachen, weil sonst "gehen Stimmen verloren", aber wenn einer alle Kandidaten kennt und bewusst nur 18 Stimmen verteilt, weil er alle anderen doof findet, ist das eigentlich kein echtes "verlieren". Wer über 20 kommt, dessen Zettel ist ungültig. Und bei Kreistagswahlen (da sinds ja 70), wird es echt schwierig. Kultig stell ich mir übrigens eine Wahl in ganz winzigen (oder politisch sehr geschlossenen) Dörfern vor, die nur einen Wahlvorschlag oder gar keinen haben. Dort darf man den Namen seines Lieblings dann per Hand eintragen...
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