Wednesday, 28. January 2009Die Kraft des WortesIch muss mir dringend ein paar Scans des Stürmer und des Völkischen Beobachters auf dem Schwarzmarkt besorgen. Bei dem Aufheben, das unsere besorgten Landesväter um diese Zeitungen machen, muss von den Worten geradezu magische Wirkung ausgehen, ein echter Mythus des 20. Jahrhunderts. Die paar Exemplare, die ich hoffentlich legal im Deutschen Historischen Museum finde, reichen leider nicht aus, um mich zu faszinieren. Auch die Symbolik muss ergreifend sein. Eigentlich komisch, dass mich die paar Hakenkreuze, Adler und Runen im Bücherschrank nie so richtig gepackt haben. Inhaltlich sind die Bücher ja alle unbedenklich, aber schon die Covers sollten eigentlich eine Gefahr darstellen. Dabei hab ich die Umschlagbilder in einem Alter angesehen, in dem der junge deutsche Mann noch formbar ist und sich sofort einen neuen Haarschnitt verpasst, sobald er infiziert ist. Und zu den völkisch bewegten hätte ich es damals nicht weit gehabt. Die Wiking-Jugend war damals recht aktiv in meiner Gegend und noch nicht verboten. Heute hab ich natürlich alle Buchumschläge verpixelt, um nicht in Versuchung zu geraten.
Vielleicht bin ich aber auch deshalb kein rechter Idiot geworden, weil mir niemand gesagt hat, dass ich das nicht lesen darf. Ich glaube, das Interesse für verbotene Literatur hätte mich erst so richtig motiviert, tiefer in die Vorstellungswelt nationaler Dichter und Denker einzusteigen und vielleicht hätte es mir ja gefallen. Aber mir hat ja keiner gesagt, dass der korrekte Zugang zur deutschen Geschichte irgendwo zwischen der History-Show "Hitlers Köche - als Vegetarier in der Wolfsschanze" und der DVD "Deutsche Panzer" (Metallbox-Edition) liegt. Ausländer tun sich da natürlich leichter, das Time Magazin dieser Zeit gibts zum Beispiel online zu lesen. Nichts für Neonazis, weil die Leute da waren eher links und ausserdem siehts einfach komisch aus, im englischen Text immer "Herr Hitler" und "Old Paul" [von Hindenburg] zu lesen. Aber die panzerbegeisterten Nachfahren unserer Krieger kommen auch dort auf ihre Kosten: The battlefront disappeared, and with it the illusion that there had ever been a battlefront. For this was no war of occupation, but a war of quick penetration and obliteration—Blitzkrieg, lightning war. Even with no opposition, armies had never moved so fast before. Theorists had always said that only infantry could take and hold positions. But these armies had not waited for the infantry. Swift columns of tanks and armored trucks had plunged through Poland while bombs raining from the sky heralded their coming. Wäre schön, wenn sich Hitlers
Sunday, 4. January 2009Alte Hamburger AbendblätterZufällig hab ich entdeckt, dass das Hamburger Abendblatt sämtliche Ausgaben von 1948 bis 2002 samt Bildern und Kleinanzeigen gescannt und als PDF in einem Archiv zugänglich gemacht hat. Wer Lust hat kann dort zum Beispiel Comics der 50er oder die Einführung des Wehrdienstes, die Schlacht um Dien-Bien-Phu, die (Wieder-)Einführung des 50km/h-Limits innerorts, oder die Ölkrise nochmal aus zeitgenössischer Sicht einer Zeitung aus dem Hause Springer nachlesen. Freunde der Hamburger Lokalgeschichte und der Seefahrt werden sicher auch viel Interessantes entdecken. Eine Suchfunktion hab ich leider nicht gefunden, aber neben den Scans liegen noch Textdateien mit dem Ergebnis der eher schlecht gelungenen OCR, sie planen sowas anscheinend. Ist aber auch gar nicht nötig, einfach reinklicken und in altem Zeug schmökern macht auch Spass. Mir war z.B. nicht klar, welch hohen Stellenwert die Militarisierung der jungen Bundesrepublik in der Presse hatte. Es verging in den 50ern keine Woche, an dem nicht irgendein General die Titelseite schmückte oder wenigstens die Lieferung einer amerikanischen Haubitze an die neue Armee verkündet wurde. (Bild: Titelseite vom 29.09.1969)
(Seite 1 von 1, insgesamt 2 Einträge)
|
KategorienVerwaltung des Blogs |