Saturday, 20. October 2007Wie früher...
Die letzten Abende habe ich damit verbracht, für einen Freund einen IRC-Server aufzusetzen. Der wollte einen Chatserver für seine Homepage, sein Provider hat ihm allerdings gesagt, dass er damit zu viel kostbare Rechenzeit verheizt und er soll das woanders laufen lassen. Er könne sich ja mit einem IRC-Server per Webinterface verbinden. Und so entstand als Testsystem irc.dianacht.de (Interessierte können klicken oder sich per IRC-Client verbinden, werden aber sicher allein im Chat sein Port 6667 für normale Verbindungen, 6668 für ssl-gesicherte).
Irgendwie eine ganz andere Welt, dieses IRC. Bei allen anderen Serverdiensten geht man davon aus, dass man irgendwelche Inhalte bietet, und die den Leuten vorsetzt, dass man Themen definiert, mit denen man sich hier zu beschäftigen hat oder halt verschwinden soll, wenn einem das Thema nicht liegt. Bei IRC ist das alles ganz anders. Da stellt man den Leuten einfach einen Server hin, kann sich im wesentlichen aussuchen, wer sich damit verbinden darf, aber das wars dann auch. Man hat kaum Möglichkeiten die Leute in bestimmte Channels zu zwingen, jeder hat die Chance sich seinen eigenen Channel aufzumachen und nach Gutdünken zu gestalten. Der Besitzer des ganzen steht dann da und hat eigentlich ausser der Arbeit vielleicht garnix von seinem Server. Ausser halt der Möglichkeit die jeder hat: Einen Channel gründen und dort Anschluss suchen. Andererseits: Das ist wie in der Kneipe. Der Wirt bestimmt in gewissem Rahmen darüber, wer reinkommt. Über was sich der dann mit den anderen Leuten unterhält, oder ob er überhaupt was sagt, kann er dann nicht mehr beeinflussen. Der Betreiber kann nicht mal mitlesen, was in den einzelnen Chaträumen geredet wird. Im Gegensatz zum Wirt muss der nämlich am Tisch kein Bier verkaufen und nach der IRC-eigenen kompromisslosen Definition "Server-Operatoren haben mit den inneren Angelegenheiten einzelner Channels nichts zu tun" wurden alle Einflussmöglichkeiten auf die einzelnen Räume einfach weggelassen. Mitprotokolliert, wer den Server nutzt, wird auch nicht. Daran sieht man auch, wie alt dieses Chatsystem ist. Sowas wäre heute verboten ;) Ich bin ja gespannt, wie sich das bewährt. Jeder zweite Provider für kleine Server schreibt in seine AGB, dass IRC verboten ist. Vermutlich weil sie fürchten, bei irgendwelchen Chatkriegen und Bot-Schlachten in Mitleidenschaft gezogen zu werden. Besonders vorsichtige Geschäftsleute formulieren sogar extra IRC-Klauseln in ihren AGB: [Provider] behält sich das Recht vor, Server mit IRC-Diensten jederzeit außer dem Betrieb zu nehmen, falls dadurch direkt, indirekt oder vermutungsweise der restliche Betrieb beeinträchtigt wird oder werden könnte. Schäden und Kosten, die direkt oder indirekt durch IRC (zum Beispiel durch DOS-Angriffe) entstehen sollten, werden vom Kunden ausnahmslos übernommen. [...] Ich denke ja, diese Ängste sind für Provider ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten, eine Urangst vor dem Säbelzahntiger, die sich in der Branche einfach weitervererbt, ohne gross hinterfragt zu werden. Kriege mögen in den grossen Netzen vielleicht noch um einzelne Channels toben, aber im wesentlichen ist es ruhig geworden in den IRC-Netzen. Mal sehn, wenn ich wieder abschalte bin ich um eine Erfahrung reicher und verloren wäre wenig. Und vielleicht finde ich ja noch einen IRC-Client für Eliza, dann sind die wenigen Besucher nicht so alleine. Saturday, 6. October 2007Private Vorratsdatenspeicherung
Seit Montag geistert ein Urteil durchs Internet, wo ein Mensch vom Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung sich gegen das Justizministerium durchgesetzt hat: Das BMJ darf zukünftig die IP-Adresse seiner Homepagebesucher nicht mehr speichern. Die Idee des Richters hinter diesem Urteil ist irgendwie schon klar:
Eine Verneinung des Personenbezuges von dynamischen IP-Adressen [...] hätte zur Folge, dass diese Daten ohne Restriktionen an Dritte z.B. den Access-Provider übermittelt werden könnten, die ihrerseits die Möglichkeit haben, den Nutzer aufgrund der IP-Adresse zu identifizieren, was mit dem Grundgedanken des Datenschutzrechts nicht vereinbar ist. Abgesehen davon wird die Rechtsauffassung der Beklagten insoweit nicht geteilt, als vorgetragen wird, dass eine Bestimmbarkeit der Person nur gegeben sei, wenn der Betroffene mit legalen Mitteln identifiziert werden könne. Zu Recht weist der Kläger darauf hin, dass das Datenschutzrecht gerade vor dem Missbrauch von Daten schützen soll [...] Also kurz gesagt, solange es irgendwen gibt, der die IP-Adresse einem Menschen zuordnen kann, ist sie personenbezogen. Und wenn der eine auch nur der eigene Provider des Besuchers ist, oder einer seiner Angestellten, der kriminell handelt wenn er den Kundennamen zur IP rausrückt. Ich bin eher die Meinung von Chris bei F!XMBR, dass der Kläger da weit übers Ziel hinausgeschossen ist und bei konsequenter Umsetzung ganz schön viel Wartbarkeit und Sicherheit der Server den Bach runtergeht. Aber so ein bisschen Recht muss man dem Kläger schon geben. Ich probiers jetzt jedenfalls mal, einen Server zu betreiben, der in den normalen Logfiles keine IP-Adressen speichert sondern ein paar Minuten nach Gebrauch in eine pseudonymisierte Form umwandelt (in den Datenschutzerklärungen verspreche ich überall "innerhalb einer Stunde", falls ich da doch noch Luft brauche). Ich glaube nämlich wirklich, dass es nicht weiter schlimm ist, die Zugriffe normaler Besucher nicht mit IP-Adressen zu protokollieren. Dank der schon vorher (wenn auch nur 1x täglich) angewendeten Pseudonymisierung bleibt auch noch genug Information erhalten, um Spass an seiner Serverstatistik zu haben. Das schöne Siegel von "Wir Speichern Nicht" werd ich aber trotzdem nicht bekommen. Dafür geht deren Fragekatalog einfach zu weit. Der Knackpunkt sind die Kommentare hier. Wenn hier jemand kommentiert, wird seine IP-Adresse für fünf Tage gespeichert. Schlimmer noch, mein Spamfilter leitet die IP-Adresse des Kommentators an irgendwelche Schwarzen Listen weiter, deren Ergebnis dann eine Einschätzung der "Spamigkeit" des Kommentars ist. Momentan ist diese Option zwar ausgeschaltet, weil so wenig unerkannter Spam reinkommt, die Mailbenachrichtigung über neue Kommentare enthält ebenfalls keine IP-Adresse mehr, aber grundsätzlich möchte ich diese Möglichkeit noch behalten. Ich glaube damit komme ich nicht durch, die Kriterien beziehen sich eindeutig auch auf das "Absenden oder Veröffentlichen von Nachrichten". Ich hab mal einen Text unter das Kommentarfeld gesetzt. Der liest sich zwar schrecklich, beschreibt aber den ganz normalen Wahnsinn in der vermüllten Welt der Blogs, Foren und Gästebücher. Auch der Punkt "Es werden keine personenbeziehbaren Logdaten gespeichert (z.B. in Logfiles einschließlich Error, Firewall und IDS logs)". geht mir zu weit. Eine vernünftige Firewall logt nur Verkehr, der ihr verdächtig vorkommt, oder gegen ihre Regeln verstösst. Ich würde Surfverhalten, das sich in Errorlogs und Firewalllogs niederschlägt nicht als bestimmungsgemässe Nutzung meines Servers sehen. Ein IDS (intrusion detection system, so eine Art Bewegungsmelder für verdächtig aussehenden Netzwerkverkehr) habe ich zwar nicht, aber ein IDS ohne IP-Aufzeichnung kommt mir so sinnvoll vor wie eine Überwachungskamera im Tresorraum, die absichtlich die Gesichter verpixelt, um keine Unschuldigen in Verdacht zu bringen. Zum Glück habe ich keine fremden Banner, Counter und Statistiktools eingebaut und nur in einem, fast nie besuchten, Beitrag hier ein eingebettetes YouTube-Video. Ich hab das eigentlich eher deshalb vermieden, weil ich die Seiten hasse, wo schon fast alles geladen ist, der Browser aber noch auf ein wichtiges kleines Icon eines Counters warten muss. Hätte ich sowas verwendet, müsste ich auch noch für all diese Dienstleister versprechen, dass sie die Daten meiner Besucher sofort löschen. Ob ich von YouTube dazu überhaupt eine Auskunft bekäme? Ich leite auch die IP-Adressen meiner Besucher ganz ungeniert zur Google weiter, wenn sie sich z.B. über offroad-Touren informieren wollen. Die ganzen Tracks und Landkarten bei dem Pyrenäen-Reisebericht kommen ja von Google-Maps. Das gleiche gilt für die Besucher meines Geo-Counters. Dort speichere ich zwar nicht selbst sondern Google, aber vertrauliche Behandlung von Besucherdaten ist was anderes... Alle anderen Logs lasse ich übrigens bei ein paar Tagen Speicherfrist. Falls mir mal wieder einer ein paar GB Traffic beschert, will ich ihn im Fehlerlog finden und automatisch aussperren. Dienste mit Anmeldung (ssh, ftp ...) werden ausschliesslich von mir genutzt und ein anderer kommt da kaum ohne böse Absicht (zumindest böse Absicht seines verwurmten Rechners...) drauf. Und wer mir eine Mail schickt, darf ruhig im Log auftauchen, falls der Brief ankommt, sehe ich ja eh den Absender und alle dazwischenliegenden Mailserver.
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