Ich frag mich ja, wer eigentlich die ganzen Bücher mit Kinderliedern kaufen soll, wenn die Kinder das alles umsonst kopiert bekommen. Alle paar Wochen geistern die Kindergärten durch die Medien, weil sie über die GEMA die Gebühren für Liedtextkopien an die Musikeditions-Verwerter abdrücken sollen. Auch Martinszüge sollen schon gefährdet sein.
Eigentlich ist es nie zu früh, den Kindern beizubringen dass die Menschen mit den schönen Liedern ihr Geld wollen. Später müssen sie das sowieso irgendwann verstehen oder ihre Eltern dazu überreden, eine Petition gegen das Urheberrecht zu machen. Es ist auch nichts dabei, Kindern und Eltern Kohle aus der Tasche zu ziehen. Ganze Industriezweige leben von der Ernährung, Bekleidung und der Freizeit der Kleinen ohne dass das irgendwie anrüchig wäre. Warum nicht auch die Musikbranche? Ausserdem finde ich es gut, wenn die harte Realität des Urheberrechts auch mal ausserhalb des Internets zuschlägt, viele Leute glauben ja, Raubkopiererei sei ein Problem junger Menschen im Netz und wer erwischt wird, dem geschieht es recht.
Wer nicht zahlen, aber trotzdem rechtschaffener Bürger sein will, muss sich halt Werke suchen, deren Verfasser schon länger nicht mehr lebt. Für Traditionsveranstaltungen sollte das ja kein Problem darstellen und zumindest die Texte sind leicht zu finden.
Achim von Arnim zum Beispiel ist seit fast 180 Jahren tot und hat uns jede Menge Liedtexte hinterlassen. Einige seiner Kinderlieder sind vielleicht ein bisschen unzeitgemäss und in einigen spiegelt sich das harte Los der Kinder im 18. Jahrhundert wieder, aber es gibt auch zeitlos schönes zur Weihnachtszeit.
Für Martinszüge eignet sich Hoffmann von Fallersleben (urheberrechtlich unbedenklich, 136 Jahre tot). Der hat das passende Liedgut für die Kinder mit Laternen brandsicheren Taschenlampen mit selbstgebastelten Papierhüllen in Laternenoptik. Aber auch der eigentliche Sinn des Martinsfestes kann besungen werden.
Am Martinsabend wandert ihr
Gebraten auf den Tisch,
Und nichts von euch behalten wir
Als nur den Flederwisch.
So ist's und ist nun immerso,
Für uns nur lebtet ihr,
Wir sind des Gänsebratens froh,
Ihr schweigt, doch singen wir.
Dabei bitte unbedingt die Version von zeno.org kopieren, keinesfalls die vom Projekt Gutenberg ohne vorher die Rechtslage zu klären. Die Gutenbergs wollen eine Beteiligung
für die Abtipperei und Hostingkosten falls die Texte kommerziell
weiterverwendet werden und wer weiss, ob sie einen Kindergarten mit
Kindergartengebühr für was kommerzielles halten.