Wenn nach der Wahl die regieren, die schon vorher zusammengehen wollten, gilt doch das Verbot vom Müntefering nicht mehr, oder? Dieses "Es ist unfair, Koalitionen an der Einhaltung der Wahlversprechen zu messen" galt ja nur für Dinge, wo die beiden Partner vorher uneinig waren.
Das ist fein, wir freuen uns also alle auf die Bildungsrepublik Deutschland mit mehr Studienplätzen und Ausbildungsplätzen, die Steuersenkungen und den nachhaltigen Klimaschutz. Da besteht völlige Einigkeit, das sollte bei den Koalitionsverhandlungen kein Problem sein, und durchkalkuliert ist es natürlich auch. Die Verlängerung der Laufzeit der Kernkraftwerke müssen wir halt schlucken...
Gespannt bin ich lediglich auf die Abschaffung der Wehrpflicht, die FDP will die aussetzen, während die CDU es weiterhin sicherheitspolitisch für geboten hält, dass uns knapp jeder sechste junge Mann verteidigen lernt. Bei anderen liberalen Kernthemen mach ich mir keine Hoffnung, warum sollte sich die Bundespartei da anders verhalten als ihre Minister in den Landesregierungen.
Um die SPD tuts mir übrigens nicht leid. Das letzte Flugblatt "Wählen Sie SPD, gegen Casinokapitalismus" hat mir endgültig klargemacht, dass die Partei, die seit 1998 den für Finanzmarktaufsicht zuständigen Minister stellt, mich für völlig bescheuert hält. Nur um den Herrn Berg ist es schade. Sein rot eingefärbter Bezirk München-Nord als einziger bunter Fleck auf der Wahlkreiskarte war schon irgendwie immer ein Lichtblick im Schwarzen Reich der Bayerischen Einheitspartei. Jetzt ist der Wahlkreis verloren, mit 36,5 zu 35,5 Prozent an Herrn Singhammer.