Ich hab mir vor 2 Wochen ein neues Spielzeug zugelegt, einen GPS-Logger. Ich hab bisher immer mit dem alten Garmin GPS V aufgezeichnet, aber das Ding ist viel zu gross für die Hosentasche und ausserdem braucht das so viel Strom. Man hätte dafür natürlich auch ein vollwertiges Navi dabei (für das es allerdings keine Karten mehr gibt), aber das braucht man ja nicht. Und weil ich damit soviel rumgebastelt hab, gibts hier mal ein bisschen Werbung Produktinformation.
Das Ding
- Ist klein und leicht
- wirkt nicht sehr robust, vermutlich weils so klein und leicht ist
- hat einen Akku, der über USB geladen wird. Ist mir inzwischen wichtig, wir haben schon genug Steckernetzteile hier rumliegen
- Kann mit einer Akkuladung knapp 24 Stunden aufzeichnen
- hat Platz für ein paar zigtausend Trackpunkte, wie viele genau, hängt davon ab, was man alles aufzeichnet, Neben Koordinaten kann man noch Höhe, Qualitätsangaben, Satellitenzahl... erfassen, das kostet natürlich Speicher.
- Macht Trackpunkte nach X Sekunden, oder alle X Meter oder bei Überschreiten einer bestimmten Geschwindigkeit (in amerikanischen Gebrauchsanweisungen steht dazu immer "Falls Sie Bedenken wegen der Fahrweise eines Angehörigen haben"...)
- hat zwei Knöpfe, einen zum Einschalten und zum Umschalten zwischen "nur GPS-Maus, die per Bluetooth Koordinaten sendet" und "Loggen" und einen um zusätzliche Waypoints zu setzen
- hat eine USB-Schnittstelle, über die es konfiguriert wird und an der es NMEA-Daten abliefert. Allerdings nur beim Loggen, weil als GPS-Maus schläfert es auch den USB-Kanal ein, wenn Bluetooth mangels Gegenstelle in den Schlummermodus fällt
- Läuft unter Linux. Mit Ubuntu 8.04 und 9.04 kann ichs per "mtkbabel" ansprechen oder mit der bunten Oberfläche "bt747" (die es für 9.04 auch schon als Paket gibt, die "Desktop-Version" funktioniert aber auch unter meinem 8.04 problemlos). An die momentan empfangenen Daten komme ich auch einfach mit "cat /dev/ttyUSB0" ran, müsste dann halt auch NMEA-Daten verstehen. Die Bluetooth-Schnittstelle hab ich nicht getestet. Keiner meiner Rechner kann das und mein Handy erwartet auch nur eine Freisprecheinrichtung an dieser Schnittstelle.
- Hat eine mitgelieferte Software, aber die läuft unter Windows und ist kein Meisterwerk der Funktionalität und Benutzerführung. Die deutsche Übersetzung hat das ganze noch wesentlich verschlechtert ("Log" wird z.B. mit "Anmelden" übersetzt). Wer ausser der mitgelieferten Software keine anderen Programme für GPS-Daten installieren will, sollte sich ein anderes Gerät suchen.
- Kann WAAS und EGNOS, also satellitengestütztes differentielles GPS. Meldet bei mir aber sowohl in den NMEA-Daten als auch im Log, dass es nur sehr selten eine zusätzliche Korrektur der Daten vornimmt. Der Empfang der Inmarsat-Satelliten scheint also eher schlecht zu sein.
- Fängt beim Einschalten recht schnell an, Punkte zu loggen. Aber das hängt natürlich davon ab, wie lange es ausgeschaltet war und die letzten Tage war es oft an
- Kostet knapp 60 Euro
Ein Test im Auto zeigt, dass der Logger zumindest recht sicher auf der Strasse bleibt, es gibt keine grossen Abweichungen oder Ausreisser (Plazierung auf dem Armaturenbrett, was allerdings egal ist, das Auto hatte kein Dach). Der Vergleich mit dem Garmin lässt dieses aber auch nicht schlechter aussehen. Dort wo gemessen wird, stimmen die Werte überein, nur dass das Blumax öfter loggen kann und deshalb die Kurven ausfährt, die sein Kollege schneidet. Ausserdem lässt sich das schlecht vergleichen, das Garmin ist ein paar Jahre älter, hat dafür aber das 10-fache gekostet und hat eine richtige grosse Antenne.
Als Fussgänger haben wirs natürlich auch getestet. Das Ergebnis hängt stark von der Aufbewahrung ab. In der offen Hand getragen ist es natürlich gut. In der Jackentasche, ca 5cm weg von der satellitendichten menschlichen Abschirmung passen die Werte auch noch auf ein paar Meter, in der Hosentasche war das Ergebnis eher schlecht. Da weichen der Hin- und Rückweg um 15 Meter voneinander ab. Das könnte aber auch an der Lage liegen, ich werds mal waagerecht statt senkrecht in die Hosentasche stecken, vielleicht bevorzugt die Antenne eine liegende Haltung.
Den Langzeittest fand ich interessanter. Sowas konnte ich ja bisher nicht machen, weil ich mir die Batterien nicht leisten wollte und ausserdem zum Wechseln das Gerät bewegen müsste. Das neue Gerät konnte ich einmal auf der Fensterbank (Ostblick, wenig Sicht auf den Himmel, vielleicht 10% oder so) und einmal auf der Terrasse (Südseite, 50% Himmel) ausprobieren. Nach 22 Stunden loggen im 3-Sekunden-Takt hat er im Zimmer und nach 24 Stunden auf der Terrasse schlappgemacht.
Das Ergebnis überrascht ein wenig. Ich hätte ja erwartet, dass der begrenzte Blick zum Himmel schlechtere Ergebnisse bringen müsste, aber die Qualität war etwa gleich: 70% der Messwerte liegen in einem Kreis mit Radius 5m um den Mittelwert (den ich mal als "richtige" Koordinate definiert hab), 90% liegen innerhalb von 10 Metern. Bei der Höhenmessung liegen knapp die Hälfte bei 5m, 80% bei 10m und 90% bei 15m. Im 3-Meter-Kreis siegt sogar die Höhenmessung über die Messung in der Ebene. Das ist komisch, weil GPS ja die Höhe immer schlechter misst als die Koordinate. Ich vermute, es liegt daran, dass bei der Treffsicherheit in der Ebene zwei Werte stimmen müssen und der zeitliche Verlauf zeigt, dass entweder der Breitengrad um ein paar Meter falsch liegt oder der Längengrad. Nur in seltenen Glücksfällen passen beide. Die Höhe gibt das Gerät übrigens ohne Geoid-Korrektur aus. Die kennt es zwar, gibt sie auch in den NMEA-Daten aus, schreibt sie aber nicht ins Log. Das ist nicht schlimm, muss halt dann die Anwendung danach die paar Meter abziehen, nur wissen muss mans.
Beim zeitlichen Verlauf (auf der Terrasse gemessen) sieht man, dass die Höhe doch ungenauer gemessen wird und auch mal eine halbe Stunde bei konstant über 10 Metern Abweichung bleibt. Hier erkennt man auch schön, wie lange man eigentlich bräuchte, um eine Koordinate durch Mitteln der gesammelten Werte zu bestimmen. Ein paar Stunden müssten es schon sein, alle drei Linien liegen längere Zeit ziemlich daneben.
Und zum Schluss noch eine wichtige Notiz für die Zukunft: Wenn man in den Logs aus Datensparsamkeit die Option "RCR" ausschaltet, die einem den Grund für einen Trackpunkt sagt, kann man auch keine Waypoints mit dem Knopf an der Oberseite anlegen. Weil wenn das Gerät sich nicht merkt, dass der Knopf die Ursache dieses Trackpoints ist, kann es Waypoints und Trackpoints nicht unterscheiden und behandelt beide gleich. Die Waypoints sind dann zwar da, aber als Trackpoint getarnt und schwer zu erkennen. Mit RCR erhält man pro Punkt die zusätzlichen Daten "type=TIME", was heisst, dass dieser Punkt wegen eines Zeitlimits erzeugt wurde oder "type=BUTTON", was auf einen Knopfdruck hinweist. Ob schon das Gerät oder erst mtkbabel aus den BUTTON-Einträgen dann Waypoints erzeugt, weiss ich nicht, aber einer von beiden macht es.
(Karte von openstreetmap unter CC-BY-SA-Lizenz)